MIT Technology Review 4/2021
S. 58
Unternehmen
KI und Mensch
Abbildung: Shutterstock

Die helfende Hand

Künstliche Intelligenz muss kein Jobkiller sein. Im Gegenteil: Im Stahlwerk, in der ländlichen Medizin-Versorgung und bei der Liegenschaftsverwaltung arbeitet sie mit Menschen Hand in Hand.

Von Niels Boeing

Die Ausbreitung von KI-Systemen in der Arbeitswelt wird seit einigen Jahren wahlweise mit Begeisterung und mit Unbehagen debattiert. Das Bundesarbeitsministerium (BMAS) nahm die Debatte so ernst, dass im März 2020 ein „KI-Observatorium“, angesiedelt in der „Denkfabrik“ des Ministeriums, an den Start ging. Das Observatorium hat jüngst gemeinsam mit der Universität Düsseldorf und dem Center for Advanced Internet Studies rund 600 Arbeitnehmer interviewt, welche Veränderungen durch KI-Systeme sie am meisten fürchten. Die wichtigste Antwort ist überraschend: „Die Mehrheit der Befragten rechnet nicht mit einem Jobverlust in den nächsten 20 Jahren“, sagt BMAS-Staatssekretär Björn Böhning. Im Vergleich dazu machen Überwachung am Arbeitsplatz oder mangelnde Transparenz, was mit persönlichen Daten geschieht, den Menschen mehr Kopfzerbrechen. Hingegen setzen viele von ihnen ihre Hoffnungen in die Zunahme von Arbeits­sicherheit und -entlastung.

Noch 2013 hatten die Oxford-Wissenschaftler Carl Benedikt Frey und Martin Osborne gewarnt, 47 Prozent der US-Jobs würden durch KI-Anwendungen verloren gehen. Und der israelische Historiker Yuval Harari schrieb drei Jahre später in seinem Buch „Homo Deus“: „Die wichtigste Frage der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts könnte sein, was wir mit all den überflüssigen Menschen machen.