Angesehen: Gnome 3.0

Seite 2: Panels und Optionen

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Die Statusleiste am unteren Rand blendet sich ab und zu ein und informiert recht dezent über Dinge wie einen kritischen Akku-Zustand oder vom IM-Client empfangene Nachrichten. Ihr Potenzial zeigt die Leiste in Kombination mit dem Gnome-IM-Client Empathy, denn der nimmt über die Statusleiste auch direkt Antworten entgegen – das Erwidern einer Nachricht geht so in Sekundenschnelle, ohne erst das Chat-Fenster suchen zu müssen. Auch der Musik-Player Rhythmbox klinkt sich in die Statusleiste ein und bietet dort eine Möglichkeit, zum nächsten Lied zu springen.

In der oberen Leiste findet sich rechts das Benutzermenü. Dort kann man den Online-Status setzen, was Empathy automatisch übernimmt. Das Menü führt auch zu den Systemeinstellungen und bietet ganz unten einen Eintrag "Bereitschaft" – der verwandelt sich in "Ausschalten", wenn man die Alt-Taste drückt. Links neben dem Benutzermenü sind Icons für die Einstellungen zur Barrierefreiheit und zur Hardware wie der Network Manager, die Lautstärkeregelung, Bluetooth-Einstellungen oder Informationen zum Füllstand der Akkus.

Applets gibt es keine mehr – auch keine zur Anzeige des Wetters oder der Systemauslastung. Der Desktop-Hintergrund ist zudem frei von Icons und eignet sich auch nicht zum Ablegen von Dateien oder Programmen. Beim Anstecken eines Wechseldatenträgers öffnet sich der aufpolierte Dateimanager Nautilus automatisch; über ihn lassen sich Datenträger ausklinken.

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Ausprobieren und Einsetzen

Das Gnome-Projekt bietet Live-Medien zum Ausprobieren von Gnome 3.0 an. Eines fußt auf OpenSuse 11.4, das zweite auf einer Vorabversion von Fedora 15; beide lassen sich auf CD, DVD oder USB-Stick schreiben. Man probiert sie am besten auf richtiger Hardware und nicht in einer Virtualisierungslösungen aus – die Live-Medien bieten in einer virtuellen Umgebung keine 3D-Unterstützung, sodass lediglich der Rückfall-Modus von Gnome 3 erscheint.

Das Ende Mai erwartete Fedora 15 ist die erste der großen Distribution, die Gnome 3 einsetzen wird; Gnome 2 wird nicht mehr beiliegen. Für aktuelle Versionen von OpenSuse und Ubuntu dürften Paketdepots im Netz auftauchen, um Gnome 3.0 über den Paket-Manager einzuspielen. Den Gnome-Desktop selbst zu übersetzen ist möglich, dauert aber seine Zeit und verändert große Teile der Distribution. Das Einbinden von Add-On-Depots mit den Gnome-3-Paketen oder der Einsatz von mit Gnome 3 ausgestatteten Distributionen (oder deren Vorabversionen) dürfte für viele Anwender daher der bessere Weg sein, um auf Gnome 3 zu wechseln.

Ähnlich wie beim Wechsel von der ersten auf die zweite Gnome-Generation haben die Entwickler auch bei Gnome 3 die Einstellmöglichkeiten erheblich zusammengestrichen, um den Desktop zu vereinfachen. Dafür musste das Gnome-Projekt schon vor der Fertigstellung einiges an Kritik einstecken – auch auf heise open wurde das Thema unter der Überschrift Gnome weiß es besser aufgegriffen und heftig diskutiert. Bei Gnome 2 war das damals ähnlich. Einige Einstellmöglichkeiten kamen bei späteren Versionen zurück; andere jedoch nicht, was in der Retrospektive durchaus richtig erscheint. Es wir sich zeigen müssen, in wie weit das bei Gnome 3 ähnlich verläuft.

Die Größe und Position der Shell-Elemente lässt sich nicht verändern; es gibt auch keine Möglichkeit mehr, das Aussehen über Themes anzupassen. Die Schrift-Größe lässt sich nur mehr in groben Schritten vorgeben – die Option dazu sind bei den Einstellungen zur Barrierefreiheit untergekommen. Und beim Schließen des Notebook-Deckels lässt Gnome 3 das System typischerweise in den Bereitschaftsmodus wechseln.

Letzteres ist neben dem Verzicht auf die Knöpfe zum Minimieren und Maximieren eine der im Vorfeld am meisten diskutierten und kritisierten Eigenschaften des neuen Gnome. Wer sich damit nicht anfreunden mag, kann das Verhalten über das Gnome-Tweak-Tool konfigurieren; dieses erst kurz vor der Fertigstellung der neuen Gnome-Generation aus der Traufe gehobene Programm kann auch einige weitere Optionen setzen, für die das Control-Center von Gnome 3.0 keine oder nur grobe Einstellmöglichkeiten bietet.

Die Gnome Shell setzt grafische Effekte zwar deutlich sparsamer ein als Compiz, ist aber genau wie Letzteres auf Grafiktreiber mit 3D-Unterstützung angewiesen. In virtuellen Maschinen lässt sich Gnome 3 daher nicht sinnvoll testen.

Auf fehlende 3D-Unterstützung weist der Desktop beim Start hin und lädt automatisch einen "Rückfall-Modus". Der scheint bei der für die Tests eingesetzten Vorabversion von Fedora 15 auf den ersten Blick die von Gnome 2 gewohnte Oberfläche in einem schwarzen Outfit zu bieten – inklusive einer Fensterliste im unteren Panel und Knöpfen zum Minimieren und Maximieren in der Fensterleiste.

Die größtenteils von Gnome 2 bekannten Komponenten des Rückfall-Modus haben die Entwickler aber an vielen Stellen angepasst, damit die Oberfläche der Gnome Shell ähnelt. Dabei gab es keine Rücksicht auf Verluste und man sucht viele der gewohnten Einstellmöglichkeiten vergeblich – Gnome-2-Nutzer, die mit der Gnome Shell nicht glücklich werden, dürften sich daher auch mit dem Rückfall-Modus nicht arrangieren können