Angesehen: Gnome 3.0

Seite 3: Unterbau, Fazit

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Auch unter der Haube haben die Gnome-Entwickler einiges verändert. So setzt Gnome 3 auf die im Februar freigegebene Version 3 der Grafikbibliothek GTK+. Sie bringt verschiedene Verbesserungen und lässt zahlreiche Altlasten von GTK+ 2 hinter sich, die sich über viele Jahre der abwärtskompatiblen Pflege angesammelt hatten.

Für einige Grafikeffekte greift Gnome auf die Bibliothek Clutter zurück. Als Compositing Window Manager dient nicht mehr der von Gnome 2 bekannte Metacity, sondern der daraus hervorgegangene Mutter. Genau wie bei GTK+ haben die Gnome-Entwickler einige Altlasten entfernt, die sich über die Jahre angesammelt haben.

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Alternativen

Sie sind Nutzer von Gnome 2 und mögen den neuen Gnome-Desktop nicht? Dann sind Sie vermutlich fürs erste am besten damit bedient, bei Gnome 2 zu bleiben; schauen sie im Herbst dann nochmal, ob Ihnen das dann erwartete Gnome 3.2 vielleicht besser gefällt.

Sie haben keine Hoffnung auf Besserung? Dann ist KDE natürlich die offensichtlichste Alternative. Es ist in vielen Bereichen aber auch ganz anders als Gnome 2 – ein Umstieg auf KDE erfordert daher ähnlich viel Zeit zum Anpassen der Arbeitsweisen und Lernen der Oberfläche wie der Umstieg auf Gnome 3. Das dürfte auch für den im Ubuntu-Umfeld entwickelten Unity-Desktop gelten; der wird dem für Ende April angekündigten Ubuntu 11.04 beiliegen und vielleicht auch eine Ausweichlösung sein. Die derzeit bessere Alternative für Gnome-2-Liebhaber ist allerdings XFCE, denn das lässt sich mit einigen Handgriffen so einrichten, dass es Gnome 2 stark ähnelt.

Stabilitätsprobleme zeigten die Gnome-Shell bei den Test keine. Als primäre Testsysteme dienten ein Desktop mit einer Radeon HD 4350 sowie ein Notebook mit Intels G965-Chipsatz; auf beiden liefen Vorabversionen von Fedora 15.

Der Autor dieser Zeilen, der bislang Gnome 2 einsetzte, konnte sich nach anfänglicher Skepsis durchaus mit Gnome 3 anfreunden – auch wenn sich der Desktop in einigen Bereichen stark von Gnome 2 und anderen Desktop-Oberflächen unterscheidet. Außerdem zwingt Gnome 3 dem Anwender gewisse Arbeitsweisen auf und bietet kaum Möglichkeiten, Aussehen und Verhalten der Oberfläche an die eigenen Wünsche anzupassen. Das dürfte manchem Linux-Freak und Gnome-2-Nutzer den Spaß daran verderben, auch wenn der Desktop dadurch für Neulinge einfacher wird.

Der Gnome-Desktop wird mit der neuen Generation sicherlich Fans verlieren und neue gewinnen; erst in ein oder zwei Jahren dürfte sich zeigen, ob die eingeschlagene Richtung eine gute Wahl war. Ohnehin ist Gnome 3.0 nur der Anfang einer Entwicklung, denn in den kommenden Wochen und Monaten werden die Gnome-Entwickler sicher noch viele Verbesserungen vornehmen und vielleicht auch einige Eigenschaften korrigieren, die schon im Vorfeld für Kritik gesorgt haben.

Zusammen mit Zeitgeist und anderen Neuerungen werden Gnome 3.2 oder das in einem Jahr anstehende Gnome 3.4 dann sicher schon mehr Anwender glücklich machen als die Version 3.0. Ähnlich war es schon bei Gnome 2, das in der Version 2.0 einige Gnome-1-Anwender verschreckt hat – die dann mit der Weiterentwicklung des Desktops irgendwann doch wieder zurückkamen. (thl)

Siehe dazu auch:

Gnome 3.0 (17 Bilder)

Normalansicht

Die größte Neuerung von Gnome 3 ist die Gnome Shell, die im Normalbetrieb lediglich durch die Funktionsleiste am oberen Rand in Erscheinung tritt.
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Weitere Informationen

Im Internet finden sich zahlreiche weitere Informationen zu Gnome 3. Erste Anlaufstelle ist die Webseite gnome3.org, auf der das Projekt Ziele und Hintergründe zur neuen Gnome-Generation aus der eigenen Sicht erläutert. Direkt auf der Einstiegsseite finden sich auch einige im Gnome-YouTube-Channel erhältliche Videos, die die Neuheiten zeigen.

Die Release Notes beschreiben die Neuheiten der Gnome Plattform insgesamt und sind nicht so auf die Gnome Shell fokussiert. Auf die Gnome Shell konzentrieren sich die Tour sowie das Cheat Sheet; letzteres liefert zahlreiche für den Gnome-3-Alltag nützliche Tipps. Beide Dokumente liegen im Gnome-Wiki, das noch zahlreiche weitere Informationen enthält; das Dokument zum Design der Gnome Shell zum Beispiel erklärt einige Ideen der Shell genauer und verweist zu zahlreichen weiteren Quellen mit Hintergrundinformationen. Außerdem enthält die zur Freigabe von Gnome 3 erschienene April-Ausgabe des Gnome Journal mehrere Artikel zur neuen Gnome-Generation.

Die Freigabe von Gnome 3 zelebriert das Projekt in diesen Tagen mit nahezu 150 Launch Partys. Einige davon finden in Deutschland satt; am Donnerstag, dem 7. April, etwa in München, am Tag darauf in in Hamburg und Berlin.

(thl)