Die Neuerungen von Fedora 12

Seite 4: Fedora 12: Weitere Neuerungen, Fazit

Inhaltsverzeichnis

Wie bei Fedora üblich erhielt auch Constantine ein neues Design, wobei die Bilder für den Desktop-Hintergrund, den Boot-Manager und und so weiter von einem Blauton bestimmt werden. Neu in die Distribution integriert haben die Fedora-Mitstreiter das maßgeblich von Red-Hat-Mitarbeitern entwickelte Automated Bug-Reporting Tool ABRT, mit dem sich Probleme mit der SELinux-Policies sowie Informationen zu Programm- und Kernel-Abstürzen an die Entwickler übermitteln lassen.

Mehr Infos

Weiter gehts

Die Entwicklung des derzeit grob für Ende April nächsten Jahres geplanten Fedora 13 ist schon im vollen Gange. So listet Wiki bereits einige der vorgesehenen Verbesserungen wie der Umstieg auf NFS 4.1 oder abermals bessere Unterstützung für die Monitoransteuerung via DisplayPort bei Grafikhardware von AMD und Nvidia; noch evaluiert wird die Integration von Python 3.x und Grub2. Wie üblich wird die nächste Fedora-Version im fast täglich aktualisierten Entwicklerzweig Rawhide vorbereitet. Das Projekt plant aber für die nahe Zukunft einige Anpassungen in der Struktur, damit die Entwicklung von Rawhide in Zukunft nicht mehr eingefroren werden muss, wenn die Entwickler eine Vorabversionen oder ein neues Release vorbereiteten.

Einen Namen für Fedora 13 sucht das Projekt gerade – bis vor kurzem konnten Vorschläge eingereicht werden, die eigentliche Namensentscheidung erfolgt Ende des Monats in einer Wahl unter den Mitgliedern des Projekts. Wie üblich muss der Name in Verbindung zu dem des Vorgängers stehen – es darf aber nicht die selbe sein wie zuvor. Constantine (Fedora 12) und Leonidas (Fedora 11) sind etwa beides Gemeinden im St. Joseph County, Michigan, USA; Leonidas (Fedora 11) und Cambridge (Fedora 10) waren hingegen beides Schiffe der US Navy. Die Verbindungen zwischen den Namen früherer Fedora-Versionen listet das Fedora-Wiki.

Den Aufbau von Internet-Verbindungen über Handys, UMTS-Karten etc. sollen einige zum Teil auch schon in Fedora 11 als Update eingeflossene Änderungen am NetworkManager deutlich verbessern. Die Software beherrscht jetzt auch IPv6 und kümmert sich auf Wunsch auch um systemweite Netzwerkverbindungen.

Durch zahlreiche Verbesserungen an verschiedenen Stellen der Distribution soll Constantine die Stromsparmechanismen moderner Systeme effizienter nutzen und so die Akku-Laufzeit von Net- und Notebooks verbessern. Die Bluetooth-Dienste starten und stoppen bei Anstecken oder Abziehen eines Bluetooth-Sticks nun automatisch und verschwenden daher keine Ressourcen, wenn keine Bluetooth-Hardware vorhanden ist. Einige Broadcom-WLAN-Chips, für die man bisher mit dem Programm b43-fwcutter eine Firmware aus dem Windows-Treibern herausoperieren musste, laufen mit Fedora 12 ohne solche Umstände, da Constantine Open-Source-Firmware openfwwf mitbringt. Der erst bei Fedora 11 eingeführte HAL-Ersatz DeviceKit ist wieder verschwunden, da dessen Funktionen nun Software wie udev erledigt (1, 2) – die ursprünglich auf DeviceKit aufsetzenden Programme DeviceKit-power und DeviceKit-disks gibt es aber weiterhin.

Ferner wurden die Zugriffsberechtigungen einiger als root laufender Dienste eingeschränkt; das soll Angreifern die weitere Kompromittierung des Systems erschweren, wenn sie erfolgreich eine Sicherheitslücke in einem der Dienste ausnutzen konnten ("Lower Process Capabilities"). Auch die bereits im September vorgestellte und mit Hilfe von SELinux realisierte Sandbox für Desktop-Applikationen liegt Constantine bei.

Yum hat einige neue Funktionen bekommen und kann über "yum history" nun anzeigen, wer wann welche Pakete installiert oder aktualisiert hat. Systemtap wurde erheblich überarbeitet und kommt nun mit verbesserter Dokumentation sowie mehr Beispielen und Werkzeugen – Hintergründe zu den Neuerungen liefert auch ein Interview mit einem der SystemTap-Entwickler, das auch als Podcast erhältlich ist.

Einige weitere Neuerungen von Fedora 12:

Fedora 12 (13 Bilder)

GNOME-Desktop

GNOME 2.28.1 dient als Standard-Desktop bei Fedora 12.
Mehr Infos

Vielfach unvermeidbarer Ausbau

Mit Ausnahme einiger Firmware-Dateien besteht Fedora 12 genau wie seine Vorgänger komplett aus Open-Source-Software, die unter einer der vom Fedora-Projekt anerkannten Open-Source-Lizenzen steht; Lizenzen, die etwa eine Nutzung der Software im kommerziellen Umfeld verbieten oder die Weitergabe der Software durch Dritte untersagen, schaffen es nicht auf diese Liste. Ferner lässt das Fedora-Projekt Software außen vor, die bekanntermaßen durch Patente geschützte Techniken nutzt.

Das alles soll Anwender, die Fedora kommerziell nutzen, oder Dritte, die die Linux-Distribution separat oder zusammen mit Hardware vertreiben wollen, vor Ansprüchen durch die Copyright- und Patenthalter schützen. Fedora 12 fehlen dadurch jedoch viele populäre, aber proprietäre Linux-Anwendungen und -Treiber. Auch zur Wiedergabe vieler gängiger Audio- und Video-Formate ist die Distribution durch die beschriebene Herangehensweise nicht in der Lage – das schließt selbst die Unterstützung zum Abspielen von MP3s ein, da die Patentverwertungsfirma Sisvel bekanntermaßen Ansprüche der Rechteinhaber von MP3 geltend macht.

Wirklich einsatzbereit ist eine Fedora-11-Installation daher eigentlich erst nach Aktivieren von Paketdepots, über die sich die vom Fedora-Projekt ausgeklammerte Software sowie die Unterstützung zur Wiedergabe der problematischen Audio- und Video-Codecs nachinstallieren lässt. Das wohl bekannteste und meist genutzte Depot für Fedora dürfte RPM Fusion sein, das im vergangene Jahr aus dem Zusammenschluss von Dribble, Freshrpms und Livna entstand. Es lässt sich nach nicht nur direkt nach dem Aufspielen von Fedora aktivieren, sondern auch bereits während der Installation mit dem vollwertigen Installationsmedium. Benötigen auf Gstreamer aufsetzenden Anwendungen wie Totem nach der Konfiguration von RPM Fusion ein Plugin, das Fedora fehlt und von RPM Fusion angeboten wird, dann spielt PackgeKit diese auf Nachfrage ein.

Wie beim Fedora-Projekt üblich bringt auch Fedora 12 eine Unmenge von Neuerungen und ist für Fedora-Anwender bei der Neuinstallation daher erste Wahl. Durch einige der Änderungen – etwa die erweiterte KMS-Unterstützung und die Verbesserungen zur Virtualisierung – ist auch diese neue Fedora-Version an einigen Stellen einen kleinen Schritt moderner oder mutiger als andere aktuelle Mainstream-Distributionen. In verschiedenen Tests arbeitete Constantine dennoch ebenso robust und zuverlässig wie sein Vorgänger – die nächsten Tage und Monate müssen zeigen, ob das auch für den Alltagseinsatz gilt. (thl) (thl)