Ausfahrt mit dem überarbeiteten Skoda Kodiaq RS

Skoda stellt den beliebten Kodiaq RS im Rahmen der Modellpflege von Diesel- auf Benzinmotor um. Damit ändert sich der Charakter des üppig motorisierten SUV.

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Skoda Kodiaq RS

(Bild: Skoda)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Es muss Skoda geschmerzt haben: Volkswagen hat sich entschlossen, den bisher im Kodiaq RS eingebauten Bi-Turbo-Diesel nicht mehr auf die Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM zu hieven. Die Stückzahlen waren konzernweit zu gering, obwohl die Maschine im Kodiaq rege nachgefragt wurde. Als Ersatz bietet Skoda in seinem gerade überarbeiteten, größten SUV ab sofort einen Benziner an. Den konnten wir schon ausprobieren.

Auf den ersten Blick sind sich Diesel und Benziner nah: 176 zu 180 kW, Doppelkupplungsgetriebe mit nassen Kupplungen und sieben Gängen, Allradantrieb. Wer etwas tiefer einsteigt, findet beim maximalen Drehmoment schon größere Differenzen. Der Diesel bot 500 Nm, im Benziner sind es nur noch 370. Das Getriebe ist nicht mehr identisch, auch die Übersetzungen von Gängen und Achse wurde damit verändert. Markant auch der Unterschied beim Leergewicht: Für den Diesel nannte Skoda ab 1895, der Benziner wird mit Werten ab 1794 kg angegeben.

So nah sich die versprochenen Fahrleistungen auch geben, so unterschiedlich ist der Fahreindruck: Der Diesel trat nach einem winzigen Moment der Sammlung machtvoll an, der Benziner ist gefühlt etwas weniger wuchtig, aber natürlich drehfreudiger. Die Charaktere unterscheiden sich grundlegend, beides wird seine Fans haben. Ob die bisherigen Kodiaq RS-Fahrer alle begeistert sein werden, ist zu bezweifeln. Denn natürlich ist nicht nur das Ansprechverhalten ein anderes, der Verbrauch ist es auch.

Im WLTP liegen beide noch nah beieinander, acht Liter nannte Skoda für den Diesel in diesem Zyklus, im Benziner sollen es 8,6 sein. Die Werte in der Praxis dürften sich wesentlich deutlicher unterscheiden: 8,83 sind es für die RS-Diesel im Schnitt bei Spritmonitor. Wer den Benziner scheucht, wird vermutlich oberhalb von 10 Litern liegen. Wir kamen bei unserer ersten Ausfahrt laut Bordcomputer auf 9,5 Liter.

Skoda Kodiaq RS 2022 außen (7 Bilder)

Der Kodiaq RS ist eine der teuersten Möglichkeiten, einen Skoda zu kaufen. Mit nur etwas geringeren Ansprüchen an Leistung und Ausstattung sinkt der Preis erheblich.

Zumindest das Fahrverhalten hat von der Erleichterung profitiert. Natürlich wird ein 1,8-Tonnen-SUV kein flinker Kurven-Flitzer. Im Testwagen war ein adaptives Fahrwerk drin, dessen Spreizung deutlich zu spüren ist. Im straffsten Setup bleibt der Kodiaq lange neutral, wer sich in den Grenzbereich begibt, erlebt ein braves Untersteuern. In den anderen Modi gibt sich das Fahrwerk etwas galanter, wobei es selbst im Sport-Programm nicht wirklich ruppig wird.

In letzterem nervt allerdings ein künstliches Gedröhne aus den Lautsprechern, weil Skoda wie schon im Vorgänger der Meinung war, den Sound der Antriebsstrangs aufpäppeln zu müssen. Ob die Zielgruppe dafür dankbar ist, weiß ich nicht, aber Skoda hat das vorher sicher abgeklärt. Bedauerlich scheint mir, dass das Gebrumme im Sport-Modus nicht abschaltbar ist. Es bleibt nur der Ausweg, sich das „Individual“-Programm entsprechend zu konfigurieren.

Die Überarbeitung brachte der Kodiaq neue Optionen. Endlich sind auch hier Matrix-Scheinwerfer zu haben, die gerade auf nächtlichen Landstraßen einen eklatanten Sicherheitsgewinn mit sich bringen. Im Kodiaq RS sind sie sogar serienmäßig. Neu ist auch die Belüftung der Vordersitze, die an eine Lederausstattung gebunden ist. Der Aufpreis für dieses Paket liegt bei vergleichsweise sehr fairen 890 Euro. Ohnehin ist die Serienausstattung bereits ziemlich umfangreich: Dinge wie das adaptive Fahrwerk, 20-Zoll-Felgen oder die elektrische Sitzverstellung sind ohne Zusatzkosten inklusive.

Skoda Kodiaq RS 2022 innen (7 Bilder)

Das Layout des Armaturenbretts blieb bei der Modellpflege unangetastet.

Als wirklich große Posten in der Preisliste bleiben Schiebedach, Standheizung, Assistenz-Pakete und die dritte Sitzreihe. Bei den Helfern lohnt sich möglicherweise eine Beschränkung auf den Abstandstempomaten. Spurhaltewarner und aktive Spurführung haben uns in den jüngsten Skoda-Testwagen nicht überzeugt, im aktuellen blieben sie freilich unauffällig.

Der Rest des Kodiaq blieb unverändert: Das Auto ist ordentlich verarbeitet und bietet, gemessen an seinen äußeren Maßen, ein sehr großzügiges Platzangebot. Selbst vier sehr große Menschen lassen sich hier bequem unterbringen. Wer die optionale dritte Sitzbank nicht hochklappt, kann 765 Liter einladen, wer sie erst gar nicht bestellt, sogar 835 Liter. Maximal sollen es 2005 (Siebensitzer) bis 2065 Liter (Fünfsitzer) sein.

Der gut ausgestattete Kodiaq RS kostet 48.990 Euro. Wer alles braucht, kommt auf knapp 65.000 Euro. Viel Geld für einen Skoda, zumal der Kodiaq sowohl intern wie auch konzernweit ernstzunehmende Konkurrenz bekommen hat. Der ähnlich große Skoda Enyaq dürfte vielen als überlegenswerte Alternative erscheinen. Wer sich mit dem batterieelektrischen Antrieb nicht anfreunden mag, könnte im Seat Tarraco einen möglichen Kandidaten sehen. Der baut zwar auf der gleichen Plattform auf, ist aber auch mit einem Plug-in-Hybriden zu haben. Das gibt es im Kodiaq nicht: Ohne Verbrennungsmotor fährt dieser keinen Meter.