Fahrbericht: Audi A3 35 TFSI

Seite 2: Motor und Preise

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Das 1130 Euro teure, adaptive Fahrwerk ist harmonisch abgestimmt, bügelt Bodenunebenheiten unaufgeregt aus und kann mit den variablen Dämpfern angepasst werden. Die Spreizung ist spürbar, wir würden das Geld trotzdem anderweitig investieren – die lange Preisliste eröffnet diesbezüglich ja überreichliche Möglichkeiten. Grundsätzlich ist der A3 gutmütig und leicht zu beherrschen. Nur in engen, ambitioniert durcheilten Kurven neigt er zum Untersteuern, was aber nie problematisch wird, da die Regelsysteme sofort zur Stelle sind.

Die erste Preisliste vom 30. März 2020 umfasst genau genommen vier Motoren. Zwei Diesel mit 116 und 150 PS sowie einen 1,5-Liter-Benziner mit 150 PS, den es mit Mildhybrid (nur mit Doppelkupplungsgetriebe) und ohne Mildhybrid (nur mit Schaltgetriebe) gibt. Inklusive Normfahrer wiegt der A3 35 TFSI mit Schaltgetriebe 1355 Kilogramm. 150 PS und 250 Nm Drehmoment bei 1500/min reichen mehr als nur aus, diese Masse schwungvoll voranzutreiben. Audi verspricht 8,4 Sekunden im Standardsprint und 224 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der Benziner ohne Mildhybrid-Aufsatz ist keine Neuentwicklung, wir hatten ihn hier in der Redaktion schon im VW Golf (Test). Wie dort fällt eine minimale Anfahrschwäche auch im A3 auf.

Audi nennt im WLTP 5,8 bis 6,4 Liter. In unserem damaligen Test kamen wir im Golf auf minimal 4,9 Liter, im Schnitt waren es 6,2 Liter. Mit ähnlichen Werten ist auch im A3 zu rechnen. Eine Zylinderabschaltung haben beide. Spannend wird zu beobachten sein, wie groß der Vorteil der Mildhybridisierung in der Praxis ist. Audi nennt bis zu 0,4 Liter als Einsparung, was sich zumindest im Zyklus nicht nachvollziehen lässt. Dort liegen die Versionen mit und ohne Mildhybrid nahezu gleichauf.

Die ersten neuen A3 sollen ab Anfang Mai ausgeliefert werden, sofern die Corona-Pandemie diese Pläne nicht durchkreuzt. Wir würden jedoch allen Interessenten ohnehin empfehlen, mit einer Bestellung noch etwas zu warten. Denn die ersten Modelle werden noch mit der Abgasnorm Euro 6d-Temp ausgeliefert, was in dieser Form nur bis zu den Werksferien im Sommer 2020 Bestand haben dürfte. Dann wird auch Audi auf die Euro 6d-ISC-FCM umstellen, die ab Januar 2021 für alle erstmals zugelassenen Autos in der EU Pflicht wird. Warum Audi so verfährt, bleibt einigermaßen rätselhaft, Kunden sollten einem Hersteller für so eine Politik aber die rote Karte zeigen.

Bis zum Verkaufsstart im Mai will Audi noch einen Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 110 PS nachreichen, der 26.800 Euro kosten soll. Bis dahin beginnt die Preisliste bei 28.900 Euro, inklusive einer ziemlich dürftigen Serienausstattung. Die beiden Linien „advanced“ und „S line“ verändern vor allem die Optik. Schon mit geringen Ansprüchen an Ausstattung und Antrieb steht am Ende ein Listenpreis von mehr als 34.000 Euro, was schon mutig kalkuliert erscheint. Wer zusätzlich Wert auf Dinge wie Automatik, Matrix-Licht, Navigationssystem oder Lederbezüge haben will, kann locker mehr als 40.000 Euro einplanen. Audi sieht sich hier in einer Gesellschaft mit BMW und Mercedes, die es in vergleichbar großen Autos auch nicht anders handhaben.

Fahrbericht Audi A3 2020 (16 Bilder)

Ist der neue Audi A3 nun "dynamisch wie nie"? Das behauptet Audi, urteilen dürfen Sie, liebe Leser, natürlich selbst.
(Bild: Audi)

Zweifelsohne viel Geld für ein kompaktes Auto. Doch das andere Mütter für diese Summe reizvolle Töchter im Sortiment haben, hat die angestrebte Kundschaft bisher mehrheitlich nicht vom A3-Kauf abbringen können. Angesichts der insgesamt konstanten Ausrichtung besteht aus Sicht von Audi vermutlich die Hoffnung, dass dies so bleibt. Vielleicht ringen sich die Strategen ja noch zu einem Paket durch, das zumindest gängige Extras wie Sitzheizung, Tempomat und Klimaautomatik inkludiert.

(mfz)