Gitarre lernen mit Apps: JustinGuitar, Ultimate Guitar und Youscian im Test

Seite 2: Transkript des Videos

Inhaltsverzeichnis

Ihr wolltet schon immer mal mit dem Gitarrenspielen anfangen? Dann los geht's! Wir haben drei Apps getestet, die ganz unkompliziert dabei helfen wollen.

Gitarre spielen macht einfach glücklich. Das weiß ich aus eigener Erfahrung und es ist nie zu spät, damit anzufangen. Aber wer hat schon Lust auf feste Kurszeiten, satte Kursgebühren und womöglich Unterricht in Gruppen? Mit Apps kann man darauf pfeifen und ganz individuell lernen. Und günstiger als klassischer Einzelunterricht, für den man locker 1.000 Euro im Jahr einplanen muss, sind die Apps alle mal.

Ich bin Sophia Zimmermann und ich habe für heise online drei Apps getestet, die uns zu Helden an den Saiten machen wollen. JustinGuitar, Ultimate Guitar und Yousician. Die drei Apps unterscheiden sich deutlich voneinander.

Justin Guitar und Ultimate Guitar setzen auf klassische Video Tutorials. Yousician wählt den spielerischen Ansatz, sodass man gleich zur Gitarre greifen kann. Legen wir also los mit unserem Vergleich.

Justin Guitar kennen viele Gitarren-Lernwillige wahrscheinlich schon vom gleichnamigen YouTube-Kanal oder dem Webauftritt. Hier bietet der Gitarrist Justin Sandercoe schon seit Jahren Gitarrentutorials für Einsteiger und Fortgeschrittene an. Die Justin Guitar App bündelt nun die Tutorials für Einsteiger und spickt sie gezielt mit interaktiven Elementen.

Lernt man also beispielsweise einen neuen Akkord, meldet die App zurück, ob man auch alle Töne exakt getroffen hat. Dazu bietet sie einen umfangreichen Songbereich an, dessen Schwerpunkt eindeutig auf Klassikern der Rock und Pop Geschichte liegt.

Aber es mischen sich auch ein paar jüngere Stücke dazwischen. Sie stehen dann als Play Along zur Verfügung, man kann mit Begleitmusik spielen und sich auch Gesang einblenden lassen. Was Tutorials und Songmaterial gemein haben?

Sie sind sehr strukturiert und gut verständlich aufgearbeitet, sofern man der englischen Sprache mächtig ist. Hier gilt es also gut zuzuhören und nachzumachen.

Dabei plaudert Sandercoe auch immer wieder aus dem Nähkästchen und zeigt alternative Wege auf. Das hilft, Zusammenhänge zu verstehen und sich beim Lernen nicht zu sehr zu verkrampfen und auf maximale schnelle Erfolge zu hoffen. Gelungen ist auch, dass Kurse und Songs direkt aufeinander aufbauen. Hat man eine Lektion beendet, weiß man direkt, welche Lieder man jetzt losschmettern kann.

Die App hat allerdings nur einen winzigen, kostenlosen Bereich. Im Kursbereich findet man hier nur ganz wenige Lektionen, weit kommt man damit nicht. Im Jahr legt die App bei knapp 100 Euro. Sie ist also kein Schnäppchen, aber das Einsparpotenzial ist riesig, denn wie gesagt, wer mit Hilfe von Tutorials gut lernt, kann auch kostenfreie Videos von Justin Guitar über YouTube nutzen oder auf die Webseite zu greifen.

Ultimate Guitar ist eine Instanz unter Gitarrenspielern. Ultimate Guitar gibt es als Browser-Variante und auch als App. Letztere haben wir uns genauer angeschaut.

Herzstück ist eindeutig das Songmaterial in Form von Akkorden und Tabs zu allen erdenklichen Liedern aus den verschiedensten Dekaden, Genres, Stimmungen und auch in verschiedenen Schwierigkeitsgraden.

Jawohl, man kann die Songs in der Ultimate Guitar App nach Schwierigkeitsgraden filtern. Es gibt sogar einen Bereich für absolute Beginner. Hier findet man einfache Versionen, besonders einfache Versionen von Songs mit nur wenigen Akkorden. Es ist eine wahre Fundgrube. Hier kann man sich ganz schön vertüddeln. Und ohne Vorwissen einfach drauflos spielen, das klappt meist nicht.

Kein Problem. Auf der App-Startseite prang prominent der Bereich Theorie und Praxis. Auch der besteht wie bei Justin Guitar aus klassischen Videotutorials in englischer Sprache. Wie im Songbereich ist das Motto hier "Viel hilft viel".

Es gibt zahlreiche Kurse von den verschiedensten Dozenten zu den verschiedensten Themen sogar zu verschiedenen Instrumenten. Hier das Richtige für sich zu finden, gerade als Einsteiger, das dürfte ganz schön schwierig sein. Filtert man nach Beginner, findet man etwa über 160 Kurse. Einen Tipp, mit welchem man am besten anfängt, gibt es nicht.

Man wird er allein gelassen. Dabei ist der Kursteil als eigenständiger Bereich der App kostenpflichtig. Knapp 40 Euro im Jahr, muss man dafür einplanen. Ob die Ultimate-Guitar-Kurse wirklich etwas für einen sind, sollte man unbedingt während des siebentägigen Testzeitraums ausprobieren. Der Premium-Bereich für die Songs ist übrigens da nicht inbegriffen. Er ist eigenständig.

Und nun zu "Yousician". Das ist mit Abstand die verspielteste App in unserer Zusammenstellung. So stellt man sich heute eigentlich Learn-Apps vor. Sie ist gespickt mit interaktiven Elementen und hat ein Belohnungssystem, das selbst Super Mario gefallen würde. Es geht nämlich ums Sterne und ums Abzeichen sammeln.

Die App vermittelt die Inhalte größtenteils in deutscher Sprache. Das ist schon einmal ein Vorteil gegenüber den erst genannten beiden Apps. Der Ton ist äußerst locker und fröhlich. Niemand soll hier das Gefühl bekommen, dass das Gitarrelernen in irgendeiner Form eine Herausforderung wäre. "Yousician" ist wahrlich betreutes Lernen. Der Kursteil hat einen ganz klar erkennbaren Fahrplan, den man fleißig abarbeiten kann.

Los geht's bei den absoluten Basics, wie der Spielhaltung, aber auch härteren Nüsse wie Notenlehre und Musiktheorie werden nicht ausgespart. Die Lektionen sind immer gleich aufgebaut. Kurzes Erklärvideo und dann geht's ran an die Gitarre.

Ein kleiner Ball hüpft dann über ein virtuelles Griffbrett, wo er aufkommt, sieht man einen bunten Punkt, samt Zahl und nun gilt es, im richtigen Moment den richtigen Ton an der Gitarre anzuzupfen. Dabei arbeitet "Yousician" teils mit bekannten Songs und Stücken, die an vertraute Melodien angelehnt sind.

Die Komplexität der Mitspielpassagen steigert sich im Verlauf. Erfolgserlebnisse erreicht man so relativ schnell. Gut sind auch die nach dem Prinzip aufgebauten Fingerübungen und Trainings. Ob man dieses betreute Lernen allerdings mag, das ist Geschmackssache. Es gibt im Musikbereich einige Apps, die so funktionieren und sehr erfolgreich sind, beispielsweise auch aus der Simply-Familie. Mich überzeugt das Konzept nicht zu 100 Prozent.

Ich bin beispielsweise viel zu sehr auf jeden einzelnen Ton fixiert und überblicke hier nicht so richtig den Zusammenhang. Es ist so, als wolle meinen einen Text verstehen, während man sich nur auf jeden einzelnen Buchstaben konzentriert. Anstrengend. In diesem Stil lernt man auch im Songbereich.

Hier findet man Rock-Klassiker ebenso wie aktuelle Pop- und Rock-Songs dazu spezielle Stücke für Akustik-Gitarre oder klassische Melodien von Vivaldi und Co. Hier sollte eigentlich jeder fündig werden.

Aber Obacht! "Yousician" hat ein mehrstufiges Abo-Modell. Der kostenlose Bereich ist äußerst knapp gehalten.

Die Premium-Version gibt Zugriff auf den gesamten Lernbereich für Gitarre. Das kostet 120 Euro im Jahr. Auf alle Songs kann man aber mit Premium nicht zugreifen. Dafür braucht man dann Premium Plus. Und das Premium Plus-Abo liegt bei etwa 180 Euro im Jahr. Gut ist, dass es auch hier einen siebentägigen Testzeitraum gibt. In dem kann man sich ein genaues Bild von der App machen.

Die Apps können definitiv dabei helfen, endlich einen Anfang mit dem Gitarrespielen zu finden. Vor allem Justin Guitar und "Yousician" gefallen mir mit ihrer Übersichtlichkeit und den gut strukturierten Kursen. "Yousician" ist besonders verspielt und interaktiv und bezieht einen immer aktiv mit ein. Ob man das mag, ist sicher Geschmackssache.

Wie weit man mit den Apps kommt, ist ein Stück weit Typfrage. Meine Erfahrung nachkommt man beim Musizieren immer irgendwann an einem Punkt, an dem man alleine nicht mehr richtig weiter kommt. Ich besuche beispielsweise nach ein paar Jahren im Selbststudium mittlerweile einen klassischen Gitarrenunterricht bei einer Lehrerin. Alle zwei Wochen.

Die Apps sind dazu eine tolle Ergänzung. "Ultimate Guitar" liefert Songmaterial und Inspiration und "Yousician" liefert Trainings und spielerische Übungen für zwischendurch. Und mit Gitarrentutorials habe ich mir schon so die ein oder andere Fingerpicking-Technik angeeignet und mit meiner Lehrerin vertieft.

Jetzt interessiert mich, wie sehr euer idealer Gitarrenunterricht aus. Lasst das doch in den Kommentaren da. Und falls ihr noch mehr zu unserem Test wissen wollt, dann folgt einfach dem Link in der Beschreibung. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Ciao!

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(xkr)