Medienvertreter fordern Materialveröffentlichung im Oracle-Prozess

Die genaue Definition des Marktes für Business-Software ist zu einer entscheidenden Frage im laufenden Kartellrechts-Prozess um die geplante feindliche Übernahme von PeopleSoft durch Oracle geworden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torge Löding

Auch am vierten Tag des laufenden Wettbewerbverfahrens in den USA wegen des feindlichen Kaufangebots für die Unternehmenssoftware-Firma PeopleSoft in Höhe von 7,7 Milliarden US-Dollar ist noch alles offen. Sechs Medien, darunter die San Jose Mercury News und die Nachrichtenagentur AP, haben am gestrigen Donnerstag den Antrag gestellt, das sämtliche bislang geheim gehaltenen Dokumente durch das Gericht veröffentlicht werden sollen. Damit reagierten sie darauf, dass in den ersten Tagen des Prozesses ein Teil der Unterlagen veröffentlich wurde, obwohl diese als "vertraulich" eingestuft worden waren.

Dieser Appell ist Wasser auf die Mühlen Oracles. Der Konzern versuche ebenfalls, so viele der Dokumente wie möglich zu veröffentlichen, heißt es in US-Medien. Unter anderem werde herauskommen, dass Microsoft Anstrengungen unternimmt, auf dem Markt für Business-Software groß herauszukommen, ist zu vernehmen. Die US-Regierung hält dagegen, dass nicht einmal Microsoft über die Ressourcen verfügt, in diesen Markt einzudringen, der von Oracle, PeopleSoft und SAP dominiert wird.

Die genaue Definition des Marktes ist unterdessen zu einer entscheidenden Frage im Prozess geworden. Während Oracle eine weite Definition vertritt, wonnach sich auf dem Markt für Business-Software auch viele kleinere Firmen tummeln, versucht das Justizministrium sich mit einer engeren Definition durchzusetzen. Danach haben die drei großen Konzerne den Markt unter sich aufgeteilt. Eine Übernahme von PeopleSoft durch Oracle würde dessen Marktdominanz zementieren. Am ersten Prozesstag war herausgekommen, dass Microsoft bis vor zwei Monaten versucht hatte, die deutsche SAP zu übernehmen.

Einem Bericht von CNet zufolge zitierte der Oracle-Anwalt am gestrigen Verhandlungstag eine Wettbewerbsanalyse von PeopleSoft. Diese kam zu dem Ergebnis, dass sowohl Lawson Software als auch American Management Systems wichtige Konkurrenten auf diesem Markt sind. Oracle selbst stuft auch Microsoft als Konkurrenten ein.

In dem Verfahren gegen Oracle versucht das amerikanische Justizministerium, unterstützt von mehreren US-Bundesstaaten, die PeopleSoft-Übernahme aus Wettbewerbsgründen zu verhindern. PeopleSoft hatte seinerseits sämtliche Oracle-Kaufangebote als unzureichend und wettbewerbswidrig abgelehnt. (tol)