FAQ: Navigationssysteme

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Achim Barczok
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Mein Smartphone hat einen GPS-Empfänger. Gibt es da noch einen guten Grund, ein Navi zu kaufen oder soll ich mich lieber gleich nach Navigationssoftware fürs Smartphone umschauen?

Erst einmal muss man bedenken, dass man außer der Software auch Kfz-Halterung und -Ladegerät kaufen muss, die je nach Ausführung zwischen 20 und 90 Euro kosten können. Oft kommt man deshalb nicht günstiger weg als mit einem preiswerten Navigationsgerät. Es gibt aber auch einige Smartphones, die bereits mit Navigationslösung und Fahrzeughalterung ausgeliefert werden.

Dann sollte man sich die Frage stellen, ob sich das eigene Smartphone überhaupt zum Navigieren eignet: Ist das Display hell genug, entspiegelt und blickwinkelunabhängig und tönt der Lautsprecher laut genug? Am besten schneiden großformatige Touchscreen-Smartphones wie das iPhone oder das Motorola Milestone ab.

Was die Software angeht: Einige der funktionsreicheren Navigationsanwendungen wie TomTom für iPhone oder Navigons MobileNavigator können es durchaus mit günstigen Navigationsgeräten aufnehmen, allerdings muss man genau hinschauen: Häufig wird für Funktionen wie Verkehrsdienste oder Blitzermelder ein Aufpreis oder ein Abo fällig.

Es gibt inzwischen so viele kostenlose Navigationsanwendungen, warum soll ich denn die teuren Lösungen von TomTom, Garmin und Co. kaufen?

Bei den teuren Programmen ist das Kartenmaterial dabei und wird auf den Gerätespeicher oder einer Speicherkarte installiert. Für Europakarten benötigt man zwischen einem und zwei Gigabyte Platz. Eine solche Onboard-Navigationslösung funktioniert eigenständig wie ein Navigationsgerät.

Bei Offboard-Navigation wird das benötigte Kartenmaterial erst bei der Routenkalkulation aus dem Netz geladen. Solche Programme kosten maximal ein paar Euro, haben aber Nachteile: Zum Start der Routenkalkulation muss eine Internetverbindung vorliegen, je nach Empfang kann das Laden der Karten bis zu mehreren Minuten dauern, im Ausland werden Roaming-Gebühren fällig und ohne Datentarif kann es schnell teuer werden. Dafür ist das Kartenmaterial immer aktuell. Sie eignen sich vor allem für Gelegenheitsfahrer.

Inzwischen bieten einige Hersteller aus Marketinggründen auch Navigation mit Karten kostenlos an: Ovi Maps gibt es für einige Nokia-Smartphones zum freien Download, iPhone-Nutzer mit T-Mobile-Vertrag bekommen mit Navigon Telekom Select Edition eine funktional eingeschränkte Navigation mit Deutschlandkarten als kostenlose App.

Ich habe ein älteres Navigationsgerät für einen Schnäppchenpreis entdeckt. Was sollte ich beim Kauf beachten?

Die Hardware der meisten älteren Geräte ist zur simplen Routenführung völlig ausreichend, problematisch ist aber der Stand der Firmware und vor allem der Karten. Schätzungen der Kartenhersteller zufolge ändern sich jedes Jahr über 10 Prozent der Karteninformationen, was sich bei zwei, drei Jahre alten Karten unangenehm häufig bemerkbar macht.

Lassen Sie sich deshalb die Versionsnummern der Karten und der Firmware des Geräts geben. Im Web können Sie überprüfen, ob für das Modell aktuelle Firmware und Karten angeboten werden und was sie kosten (siehe Link). Falls es aus den Beschreibungstexten nicht hervorgeht: Fragen Sie nach, ob für ein Karten-Update auch ein kostenpflichtiges Firmware-Update nötig wird.

Ein einmaliges Europakarten-Update bekommt man bei kaum einem Hersteller für unter 80 Euro. Damit kostet das vermeintliche Schnäppchen schnell mehr als ein aktuelles Gerät, sofern man nicht auf halbwegs aktuelle Karten verzichten will.

Ich habe einen Fehler im Kartenmaterial bemerkt. Wie kann ich ihn korrigieren?

Nur bei TomTom kann man Änderungen direkt am Gerät eingeben, sodass sie bei künftigen Routen berücksichtigt werden. Bei Navigon gibt es immerhin die Möglichkeit, Fehler auf den Karten zu markieren und später bei der Synchronisierung am PC an Navigon zu melden. Andere Navis bieten keine Korrekturmöglichkeit. Die beiden Kartenhersteller Navteq und Teleatlas, von denen fast alle Navi-Karten kommen, bieten aber eine Meldefunktion auf ihren Webseiten an (siehe Link). Nach Überprüfung fließen die dort eingetragenen Korrekturen in kommende Karten-Updates ein.

TMC, TMCpro, HD Traffic: Worin liegen die Unterschiede?

Die Verkehrsdienste unterscheiden sich einerseits in der Übertragung, andererseits in der Datenbasis. Staumeldungen per TMC werden über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesendet. Sie enthalten Meldungen zum Verkehrsaufkommen von Polizei, ADAC, Induktionsschleifen unter der Fahrbahn und ähnlichen Quellen. TMCpro wertet zusätzlich Sensoren an Autobahnbrücken sowie Fahrzeug- und Handy-Bewegungsdaten statistisch aus, um Staus und Verkehrsaufkommen möglichst schon bei der Entstehung zu erkennen – Staus werden präziser angekündigt und wieder abgemeldet. TMCpro ist ein kostenpflichtiger Dienst, der über den privaten Rundfunk versendet wird.

TomTom setzt bei Navigationsgeräten mit Internetverbindung auf ein eigenes Verkehrsinformationssystem: HD Traffic. Außer den Meldungen von ADAC und Induktionsschleifen wertet das Unternehmen die Bewegungsprofile von Flottenpartnern, Vodafone-Handys und TomTom-Navis aus. Weil die Übertragung per Mobilfunk erfolgt, gelangen Meldungen per HD Traffic meist schneller als TMC oder TMCpro zum Navi.

In einigen Jahren soll das europäische Satellitennavigationssystem Galileo starten. Sind die aktuellen GPS-Geräte dafür geeignet?

Nein. Die derzeit erhältlichen Navigationssysteme sind nur mit den Signalen der GPS-Satelliten kompatibel. Experten gehen aber davon aus, dass ein Software-Update bei den meisten zur Umstellung reichen könnte, weil die Systeme sehr ähnlich funktionieren. Konkrete Ankündigungen gibt es aber noch von keinem Navi-Hersteller.

www.ct.de/1012166

(acb)