Heimautomation: Auf der Suche nach dem gemeinsamen Standard

Wie sollen braune und weiße Ware miteinander kommunizieren? Der Heimautomation wird mal wieder eine boomende Zukunft vorausgesagt – nicht zuletzt dank "Ambient Assisted Living", dem "computergestützten Altern".

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Von
  • Torsten Kleinz

Heimautomation wird (mal wieder) ein Milliardengeschäft – doch wie soll man anfangen? In Köln diskutieren auf dem Kongress ConLife Teilnehmer verschiedener Branchen die Chancen und Hindernisse des Wachstumsmarktes. Zentrale Frage: Wie sollen braune und weiße Ware miteinander kommunizieren?

Andreas Goerdeler, Ministerialrat im Bundeswirtschaftsministerium, las den Teilnehmern zunächst die Leviten: So habe die deutsche Wirtschaft im Bereich Heimautomation zwar viel Potenzial, die werde aber bisher unzureichend genutzt. "Die Techniken sind nur in Teilbereichen ausgebaut." Zwar gebe es schon viele Lösungen, die hätten aber einen entscheidenden Nachteil: "Die Kunden müssen sich an einen Hersteller binden – das wollen sie aber nicht". Auch fehle es an Fachpersonal in Architekturbüros und im Handel.

Vorrangiges Ziel müsse daher die Schaffung offener Standards und Schnittstellen sein. "Wenn dies nicht gelingt, könnte die Heimvernetzung eine Domäne ausländischer Konzerne werden", mahnte Goerdeler. Im Gegensatz zu mittelständischen Betrieben könnten diese Konzerne Lösungen aus einer Hand anbieten. Derzeit arbeite das Bundeswirtschaftsministerium an einer Gesamtstrategie "Deutschland Digital 2015", in der Heimautomation eine wesentliche Rolle spielt.

Wie alle Teilnehmer betonen, steht die Technik heute eigentlich schon zur Verfügung. Lutz Freitag, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungsunternehmen (GdW) warf den Herstellern vor, nach dem Motto "Oben Ökumene, unten alleene" zu handeln. Zwar würden alle Marktteilnehmer betonen, dass sie an Zusammenarbeit interessiert seien, die angebotenen Produkte sprächen aber eine andere Sprache: "Viele Hersteller versuchen, über proprietäre Systeme eine Alleinstellung zu erreichen."

Neben der Standardisierung sei auch die Vereinfachung der Geräte entscheidend. Denn gerade für Senioren sollen Heimautomationslösungen attraktiv sein: "Wir können den ältesten Mietern nicht die komplizierteste Technik geben." Hier habe die Industrie schon erste Erfolge erzielt, doch fehle es an durchschlagenden Konzepten. "Wir möchten gerne die Wohnung zum dritten Gesundheitsstandort machen", erklärte Wulf. Bis hin zur Pflegestufe 3 sollen Mieter in den eigenen vier Wänden bleiben können. Die technischen Voraussetzungen – Telefonleitungen, Fernsehkabel, Funkanbindungen – seien fast überall gegeben. Was fehle sei die soziale Infrastruktur, die es den Mietern ermögliche, bezahlbare Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.

Auch Niek Jan van Damme, Vorstandsmitglied des Branchenverbandes Bitkom und der Deutschen Telekom, sieht in dem Ambient Assisted Living, das auch schon einmal als "computergestütztes Altern" bezeichnete Bereitstellen unkomplizierter Techniken für ältere Menschen, eine der treibenden Kräfte für Heimautomation.Wesentliche Voraussetzung dafür sei aber nicht nur die Infrastruktur innerhalb der Wohnungen, sondern auch die Breitbandverbindungen nach außen. "Wir planen bis 2012 mehr als 4 Millionen Haushalte mit Glasfaser anzuschließen."

Hierzu forderte van Damme politische Unterstützung: "Bei investitionsfreundlichen regulatorischen Rahmenmodellen ist es möglich, dass Deutschland die modernste IT-Infrastruktur in Europa erhält – und das nicht nur in Ballungsräumen", versprach der Telekom-Manager. Er zeigte sich optimistisch, dass die derzeit laufende Frequenzauktion dazu führt, dass die Telekomunternehmen per LTE-Technik bereits Ende des Jahres Bandbreiten anbieten könnten, die man heute von DSL-Anschlüssen kenne. Im Bereich Glasfaser-Ausbau bestehe noch Regelungsbedarf: "Wenn wir wirklich glauben, dass in Deutschland die Zukunft die Glasfaser ist, brauchen wir da eine gute Lösung." (jk)