Freispruch für Amsterdamer "Nigeria-Connection"
Die Staatsanwaltschaft und der Kabelnetzbetreiber UPC Nederland hatten die Angeklagten des Vorauskasse-Betruges, angebahnt durch Spam-Mails, beschuldigt.
13 Westafrikaner sind am Donnerstag von einem Amsterdam Gericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft und der Kabelnetzbetreiber UPC Nederland hatten sie des Vorauskasse-Betruges, angebahnt durch Spam-Mails, beschuldigt. In einer großen Polizeiaktion waren Ende Januar 23 Wohnungen durchsucht und 52 Personen festgenommen worden. Computer mit Spam-Software, 50.000 Euro in bar sowie gefälschte Reisedokumente waren ebenso beschlagnahmt worden, wie illegal bezogene Modems für den Breitbanddienst Chello von UPC und Listen mit falschen Firmenbezeichnungen und Namen angeblicher Direktoren.
Allerdings war niemand auf frischer Tat ertappt worden, keiner der Computer war eingeschaltet gewesen. Die Aussage eines Zeugen der Anklage, wonach ein Computer zum Zeitpunkt der Festnahmen gerade Spam-Mails verschickt hätte, stellte sich im Prozess als falsch heraus. Das Gericht hat die Angeklagten freigesprochen, da die reine Anwesenheit in den Gebäuden für eine Verurteilung wegen Betruges nicht ausreiche. Die Staatsanwaltschaft überlegt noch, Rechtsmittel zu ergreifen. Von den 52 Festgenommenen war ein Teil abgeschoben worden, ein Teil wegen kleinerer Vergehen angezeigt worden. 15 Personen wurden schließlich in drei separaten Betrugsprozessen angeklagt, bei zweien musste die Anklage allerdings fallen gelassen werden. Lediglich zwei der Angeklagten waren bei den Prozessen anwesend, da nur ein Beschuldigter durchgehend in Untersuchungshaft hatte gehalten werden können.
Der Technik-Chef von UPC Nederland, Norbert Spekking, hat im Prozess ausgesagt, dass die Spammer offiziell nicht existierende Breitbandanschlüsse genutzt haben. Dies sei nur durch die Mithilfe von UPC-Mitarbeitern möglich gewesen. Im Februar war eine aus einem Angestellten seiner Firma, zwei Mitarbeitern der für die Installation von Anschlüssen zuständigen Partnerfirma und drei weiteren Mittätern bestehende Bande aufgeflogen. Sie hatten 200 Chello-Modems gestohlen. Sie wurden mit dem Versprechen eines lebenslangen Breitbandanschlusses für 350 Euro das Stück verkauft. Spekking konnte nicht ausschließen, dass sich weitere Mitarbeiter illoyal verhalten hätten, jedoch haben sich die illegalen Aktivitäten im Chello-Netz stark reduziert. Medienberichten zu Folge haben die in Amsterdam tätigen Vorauskasse-Betrüger inzwischen auf ADSL-Netze umgesattelt. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)