Heimautomation: Die Lösung heißt IP - vielleicht

Die Frage nach den Standards beschäftigt viele Teilnehmer der Kölner Konferenz ConLife, die sich als "Leitveranstaltung für Heimvernetzung und -automatisierung" sieht.

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Von
  • Torsten Kleinz

Auf der Konferenz ConLife in Köln beraten Vertreter verschiedener Branchen, wie die deutsche Wirtschaft vom Trend zur allumfassenden Vernetzung profitieren können. Dabei beschäftigt viele Teilnehmer der Konferenz, die sich als "Leitveranstaltung für Heimvernetzung und -automatisierung" sieht, die Frage nach den Standards. Bernd Grohmann vom Elektronik-Hersteller eQ-3 ist von den Entwicklungen der vergangenen Jahre wenig überzeugt: "Die These war: Wir müssen nur einen Standard haben, dann wird der Markt von alleine abheben." Die zahlreichen Standards, die darauf entwickelt worden seien, hätten das jedoch nicht bestätigt: "Es ist ein ganzes Knäuel an Techniken entstanden."

Nach Grohmanns Überzeugung sind die bereits entwickelten Techniken KNX-RF, Zigbee, Z-Wave, Nanotron, Wavenis, Insteon und auch DigitalSTROM allesamt nicht geeignet, der Heimautomation zum Durchbruch zu verhelfen. Die Systeme seien viel zu teuer – Grohmann rechnet bei einem Neubau mit zusätzlichen Investitionen von fünf bis acht Prozent der Bausumme –, auch scheiterten die Techniken an grundlegenden Aufgabenstellungen, wie zum Beispiel der Kommunikation zwischen batteriebetriebenen Geräten. Weiterer Schwachpunkt vieler Techniken sei die Manipulationssicherheit.

Die Lösung sieht Grohmann in der Technik, die bereits in der Datenvernetzung die Hauptrolle spielt: "Wir glauben, dass IPv6 eine starke Rolle spielen wird", erklärt der Manager. Im Übrigen sei der Ansatz verfehlt, die Kunden von allumfassenden Komplettpaketen überzeugen zu wollen. Gefragt seien nicht zentrale Steuereinheiten und iPhone-Apps, sondern praktische Lösungen – wie zum Beispiel bei der Heizungssteuerung: "Ich möchte, dass das Bad morgens richtig warm ist", sagte Grohmann. Auch seien Produkte für Senioren immer gefragter, die es ihnen ermöglichten, Türen und Fenster einfach zu öffnen und zu schließen.

Ähnliche Hoffnungen hegt Intel-Deutschland-Geschäftsführer Hannes Schwaderer. Nach Intels Zählung sind 4 Milliarden Geräte vernetzt. Schon 2015 sollen es weltweit 15 Milliarden sein. Die Revolution findet nach Intels Auffassung zum Teil zu Hause statt: Die 50 elektronischen Geräte, die derzeit in einem durchschnittlichen Haushalt genutzt werden, sollen in den nächsten Jahren über eine zentrale Steuereinheit bedient werden können. "Sie werden über einen Standard kommunizieren – und der heißt IP", sagte Schwaderer.

Der Intel-Manager sieht den Gesundheitsmarkt als einen der Treiber für die Verbreitung der intelligenten vernetzten Systeme: "Das deutsche Gesundheitswesen hinkt der IT-Ausstattung eines normalen mittelständischen Betriebes 15 Jahre hinterher". Auch der deutsche Maschinenmarkt als Exportmotor der Wirtschaft könne von vernetzten Systemen stark profitieren – allerdings sei hier viel mehr Offenheit gefragt: "Ein Industrie-Roboter kostet heute 30.000 Euro, die Software dazu allerdings 60.000 Euro." Nur durch eine Abkehr von proprietären Produkten seien diese Kosten wesentlich zu reduzieren.

(anw)