Polizeizugriff ließ LAN-Party platzen

Weil die Organisatoren einer LAN-Party angeblich den Austausch von urheberrechtlich geschützten Dateien anboten, beschlagnahmte die Polizei auf Strafantrag der GVU hin die Serverhardware.

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Von
  • Holger Bleich

Als sich die Organisatoren der LAN-Party "Guns'n Bits" am vergangenen Samstagvormittag vor der Festhalle Langerwehe (bei Aachen) trafen, freuten sie sich auf ein weiteres gelungenes Daddel-Event. Zur 27. privaten Spiele-Party des Clans hatten sich immerhin über 100 Zocker angemeldet.

Das böse Erwachen kam, während das Netzwerk-Equipment auf dem Parkplatz vor der Halle ausgeladen wurde: Mit fünf Fahrzeugen rückte die Polizei aus dem nahen Düren an und beschlagnahmte die ausgepackten Rechner. Ihnen würden strafrechtlich relevante Verstöße gegen das Urheberrecht vorgeworfen, erfuhren die verdutzten Organisatoren. Die Staatsanwaltschaft Aachen ermittle gegen sie.

Nachdem die Organisatoren kurz darauf im Forum auf ihrer Website die LAN-Party abgesagt hatten, brodelte dort und in anderen Boards bald die Gerüchteküche. Auf den Partys von Guns'n Bits werde wohl mit kopierten Filmen und illegal erworbener Software gehandelt. Ein Indiz dafür sei der Flyer, den die Organisatoren gestreut hatten. Dort warben sie mit "250 Teilnehmern" und insbesondere mit "500GB FTP Server". Da lag die Vermutung anscheinend auch für die Staatsanwaltschaft nahe, auf diesem FTP-Server könnten sich raubkopierte Dateien befinden.

Stimmt nicht, versichern die Organisatoren. Auf dem besagten FTP-Server, der auch am Samstag beschlagnahmt wurde, seien "Spiele-Trailer, Free- und Shareware-Spiele, Spiele-Maps, Free- und Sharewaretools und verschiedene Linux-Versionen" zu finden.

In den Foren kam schnell die Frage auf, wer die Veranstalter bei den Ermittlungsbehörden "angeschwärzt" haben könnte. Von "verdeckten Ermittlern" war die Rede. Gegenüber heise online gab die Staatsanwaltschaft Aachen an, dass der zugrunde liegende Strafantrag von der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) gestellt wurde.

Eine Nachfrage bei der GVU bestätigte das. Die Urheberrechtsschützer schleusten nach eigenen Angaben in der Tat einen verdeckten Ermittler in die vorherige öffentliche LAN-Party des Clans. Dort soll soviel Traffic durch illegale Tauscherei entstanden sein, "dass nicht einmal mehr vernünftig gespielt werden konnte", habe der GVU-Ermittler berichtet. Das habe die GVU dazu bewogen, den Strafantrag zu stellen.

Der Mitorganisator Ralf R. von Guns'n Bits versichterte im Gespräch mit heise online, von derlei Aktivitäten nichts mitbekommen zu haben: "Manche teilnehmenden Clans brachten ihre eigenen Server-Kisten mit. Es kann schon sein, dass dort auch solches Material drauflag. Aber wie sollen wir das denn kontrollieren?"

In Konsequenz des Vorfalls werde Guns'n Bits künftig wahrscheinlich keine LAN-Partys mehr organisieren. "Wir haben viel Arbeit und auch privates Equipment in diese unkommerziellen Events reingesteckt", ärgerte sich Ralf R. Den FTP-Server sowie zwei Notebooks wenigstens bekamen die Veranstalter bereits am heutigen Dienstag von der Polizei zurück. Offenbar haben die Ermittler kein strafrechtlich relevantes Material gefunden. (hob)