Österreich: Standardpasswort öffnet 7000 VDSL-Router [Update]

Ein über das Internet erreichbarer SSH-Dienst erlaubt den Zugriff für Unbefugte. 7000 VDSL-User der Telekom Austria müssen ihre Router updaten.

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Die Router von 7000 Kunden mit VDSL-Anschlüssen der A1 Telekom Austria benötigen neue Firmware. Die ursprüngliche Version lässt Zugriffe aus dem Internet mit einem einheitlichen Passwort zu. Nicht immer erfolgt das Update automatisch.

A1 Telekom Austria (TA) stattet ihre VDSL-Kunden vorrangig mit Modems des Typs Pirelli PRGAV4202N aus. Auf diesen Geräten läuft in der ursprünglich ausgelieferten Firmwareversion (endend auf 25.5) ein SSH-Dienst, der unter dem Standardport 22 erreichbar ist. Bei Eingabe des richtigen Passworts erhält man darüber Zugriff mit Root-Rechten. Das Passwort ist bei allen diesen von der TA ausgelieferten Routern gleich. Und der Port ist nicht nur innerhalb des LANs offen, sondern auch aus dem Internet erreichbar. Somit kann jeder, der das Passwort kennt, alle betroffenen Router beliebig manipulieren.

Ein User berichtete in einem Forum auf xdsl.at darüber und postete auch Username und Passwort. Er freute sich über die zahlreichen zusätzlichen Features, die er seinem Router damit entlocken konnte. Die für Root-User zugängliche Web-Oberfläche (Screenshots) ist nämlich wesentlich reichhaltiger, als jenes, das die TA ihren Kunden normalerweise freigibt.

Wenig Freude löste die Mitteilung aber bei der TA aus, deren Rechtsabteilung die xdsl.at-Betreiber dazu veranlasste, das Diskussionsforum zu löschen. Doch der Geist war aus der Flasche. Wie weit sich die Kenntnis über das Passwort bereits verbreitet hat, ist unklar. Besitzer eines betroffenen Routers sollten jedoch auf der Hut sein.

Die TA will mit einem Update der Firmware reagieren. Das Passwort dürfte dabei zwar gleich bleiben, doch soll dann der Port 22 nicht mehr aus dem Internet erreichbar sein. Damit wird das Missbrauchspotenzial eingedämmt. Die neue Firmware soll in vielen Fällen automatisch heruntergeladen, installiert und beim nächsten Neustart des Routers geladen werden. Jene Kunden, bei denen das so nicht funktioniert, wird die TA anschreiben, um sie zur manuellen Installation der neuen Firmware zu bewegen. Die manuelle Aktualisierung lässt sich hier durchführen: Update für ihr Pirelli-Modem.

Das Passwort ist durch die Auswertung der Übertragungen einer von der TA mitgelieferten Installationssoftware bekannt geworden. Das Programm stammt von der Wiener Firma mquadr.at, die auch für andere ISP tätig ist. mquadr.at hat auf eine Anfrage von heise Security nicht reagiert.

[Update] In einer Stellungnahme betont mquadr.at, dass die Sicherheitslücke nicht durch die Software verursacht werde, sondern auf die Firmware der eingesetzten Hardware beziehungsweise des Hardwaremanagements zurückzuführen sei.[/Update]

Ähnliche Probleme mit der Sicherheit von Routern, deren Konfigurationsoberfläche aus dem Internet erreichbar waren, gab es auch bereits bei der T-Com und der Swisscom. Als Workaround sperrte die T-Com seinerzeit sogar die Ports in ihren Netzen, um die Router vor Angriffen zu schützen.

Siehe dazu auch:

(dab)