Pakistan hebt Facebook-Sperre auf [Update]

Ein Gericht in Lahore hat die gegen das US-Netzwerk verfügte Zugangssperre unter der Bedingung wieder aufgehoben, dass die Regierung für die gezielte Blockade anstößiger Inhalte und ein zentrales Zensursystem sorgt.

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Ein pakistanisches Gericht hat die vor zwei Wochen wegen eines Karikaturenwettbewerbs verhängte Zugangssperre gegen Facebook aufgehoben. Auf der Facebook-Seite "Everybody Draw Mohammed Day!" sollten Nutzer ihre Zeichnungen des Propheten einreichen. Abbildungen Mohammeds werden von vielen strenggläubigen Muslimen als Gotteslästerung empfunden. Auf Beschwerde einer islamischen Anwaltsvereinigung hatte der High Court in der pakistanischen Hauptstadt Lahore die Netzbetreiber des Landes angewiesen, den Zugang zu Facebook zu blockieren. Die Seite wurde inzwischen von Facebook gelöscht (siehe dazu das Update weiter unten).

Die Idee von Molly Norris wurde auf Facebook aufgegriffen.

Jetzt hat dasselbe Gericht die Sperre wieder aufgehoben. Über Hintergründe gibt es unterschiedliche Berichte. Das Gericht knüpft die Aufhebung an Bedingungen. "Wir können nicht den Zugang zu Informationen sperren", zitiert die New York Times einen Richter des High Court. So solle die Regierung für die gezielte Blockade solcher Inhalte Sorge tragen, die im Islam als Gotteslästerung oder anstößig gälten. Die Behörden sollten zudem den Einsatz eines zentralen Zensursystems nach Vorbild Saudi-Arabiens oder der Vereinigten Arabischen Emirate prüfen. Auch Bangladesh hatte zuletzt den Zugang zu dem sozialen Netzwerk sperren lassen.

Die Aufhebung der Sperre sei erfolgt, nachdem Vertreter von Facebook sich "entschuldigt" und versichert hätten, "das etwas dieser Art in Zukunft nicht noch einmal passiert", zitiert die Nachrichtenagentur AP einen Sprecher des pakistanischen IT-Ministeriums. Facebook war für AP dazu nicht zu erreichen. Zuvor hatte das soziale Netzwerk erklärt, die fragliche Seite habe nicht gegen die Nutzungsbedingungen Facebooks verstoßen.

[Update: Eine Entschuldigung oder ein Versprechen, blasphemische Inhalte zu entfernen, habe es nicht gegeben, erklärte das Unternehmen dazu am Dienstag. Nach einer Prüfung der Situation habe Facebook entschieden, die "Everybody Draw Mohammed Day"-Seite "aus Respekt vor örtlichen Gebräuchen und Sitten" für Nutzer in Pakistan zu sperren. "Wir haben die Inhalte nicht von Facebook entfernt", betonte ein Sprecher, "allerdings können einige Seiten inzwischen von ihren Urhebern gelöscht worden sein."]

Der Urheber der inzwischen gelöschten Facebook-Seite "Everybody Draw Mohammed Day!" hatte eine Zeichnung der US-Comicautorin Molly Norris aufgegriffen, die sich mit der Zensurdebatte um zwei im April gesendete Folgen der US-Cartoonserie "South Park" beschäftigt. Norris betont allerdings, dass sie selbst nicht Initiatorin der Facebook-Aktion gewesen sei. Ihre Karikatur, die den Aufruf einer fiktiven Gruppierung zeigt, habe sich im Netz verbreitet und sei dort teils für authentisch gehalten worden.

Folge 201 kann man auch in Deutschland nicht im Netz ansehen.

Norris bekannte mit der Zeichnung ihre Solidarität mit den Machern von "South Park", Matt Stone und Trey Parker. Nachdem bekannt geworden war, dass in der Doppelfolge 200/201 der Serie der Prophet Mohammed auftauchen sollte, hatte eine US-Organisation fundamentalistischer Muslime Stone und Parker unverhohlen gedroht. Der US-Sender Comedy Central hatte die Folgen, in denen Mohammed angeblich in einem Bärenkostüm auftrat und sich schließlich als Weihnachtsmann entpuppte, daraufhin teilzensiert ausgestrahlt und auf weitere Wiederholungen sowie Internetstreamings verzichtet.

Auch eine alte Folge aus dem Jahr 2001, in der Mohammed ohne Bärenkostüm dargestellt wurde (Nr. 68, "Super Best Friends"), ist auf der South-Park-Website sowohl in den USA als auch in Deutschland nicht mehr zu sehen. Bei der Erstausstrahlung im April 2001 hatte sie nur wenig Aufmerksamkeit erregt. (vbr)