Epigenomics-Gründer denkt an Auswandern

Der Börsengang hat geklappt, aber mit Ach und Krach. Deshalb liebäugelt Epigenomics-Gründer Alexander Olek jetzt mit einem Umzug in die USA.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 166 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Mattke

Das gerade erst an der Börse gestartete Biotech-Unternehmen Epigenomics könnte seinen Firmensitz schon bald in die USA verlegen. Seine Familie habe begonnen, "ernsthaft darüber nachzudenken, nach Amerika zu ziehen", sagte Alexander Olek, Gründer und Vorstandschef von Epigenomics im Interview mit Technology Review. Sollte es dazu kommen, "würde ich das Unternehmen sicher nicht auf Dauer aus einer Zweigstelle leiten." Bislang hat Epigenomics lediglich eine Niederlassung in den USA.

Olek zeigte sich erbost über die negative Berichterstattung im Vorfeld des Börsengangs: "Wenn [...] suggeriert wird, dass es eine Dreistigkeit ist, als verlustbringendes Unternehmen an die Börse zu gehen, dann hat die Wirtschaftspresse nicht verstanden, wie dieser Wirtschaftszweig funktioniert". Die Berichterstattung in Deutschland sei für die gesamte Branche ein Schock gewesen. Olek berichtet von Anrufen zweier deutscher Biotech-CEOs, "die sich diesem Gegenwind nicht aussetzen wollen und wohl in die USA gehen werden."

Epigenomics ist das erste börsennotierte Unternehmen weltweit, das auf epigenetische Technologie setzt. Neben den Genen gibt es Informationsebenen im Erbgut, die sich in Form von chemischen Modifikationen außerhalb der DNA-Sequenz verbergen. Auch diese epigenetischen Informationen beeinflussen unsere Gesundheit und unser Aussehen. Epigenetische Mechanismen können erklären, wie aus einer einzelnen Zelle ein ganzer Organismus mit verschiedenen Geweben erwächst, warum manche Erbkrankheiten Generationen überspringen und wie Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Parkinson entstehen.

Möglicherweise sind die Mechanismen der epigenetischen Steuerung leichter durch Medikamente zu beeinflussen als die Gene selbst. Bisher detektiert Epigenomics epigenetische Signale mit einer Bisulfit-Technologie, will jedoch mit deutschen und US-Forschern neue Verfahren entwickeln. Die Anwendung der Bisulfit-Technik für die Diagnostik hat sich das Unternehmen bereits patentieren lassen. Insgesamt hat es rund 150 Verfahren und Produkte zum Patent angemeldet.

Epigenomics arbeitet zurzeit an der Entwicklung eines Darmkrebs-Tests, den es zusammen mit Roche zuerst auf den US-Markt bringen möchte. Das Marktpotenzial wird laut Olek auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Aufgrund geringerer Entwicklungskosten als im Pharmageschäft sei das Molekular-Diagnostik-Geschäft deutlich profitabler. (sma)