Facebook-Chef verteidigt Umgang mit Nutzerdaten

In einer Podiumsdiskussion des "Wall Street Journal" hat Mark Zuckerberg seine Ansichten über den Datenschutz in dem Social Network dargelegt.

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Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat auf dem Podium der "D8 Conference" des US-Wirtschaftsblatts Wall Street Journal (WSJ) beteuert, dass Datenschutz in dem Social Network einen hohen Stellenwert einnimmt. Im Gespräch mit den WSJ-Kolumnisten Kara Swisher und Walt Mossberg wies Zuckerberg auf die Notwendigkeit hin, Personen bei Facebook finden zu können, daher müssten einige Informationen über die Mitglieder des Netzwerks erhältlich sein. Der Eindruck, Facebook wolle möglichst viele Informationen über die Nutzer öffentlich machen, sei aber falsch.

Faceook halte im Gegenteil die Nutzer dazu an, die sensibelsten Informationen für sich zu behalten, fuhr Zuckerberg fort. Das Online-Netzwerk schlage seinen Mitgliedern lediglich Einstellungen vor, jeder könne aber selbst entscheiden. Mossberg gab sich mit der Erklärung nicht zufrieden und hakte nach: Facebook habe einige abrupte Änderungen vorgenommen, durch die Nutzer veranlasst worden seien, ihre Privatsphäre-Einstellungen erneut durchzugehen. Zuckerberg betonte, dass bislang mehr als die Hälfte der Facebook-Nutzer mindestens einmal ihre Privatsphäre-Einstellungen geändert hätten. Das zeige, dass die Nutzer die dafür vorgesehenen Menüs verstünden.

Swisher wollte von Zuckerberg wissen, ob er sich unfair behandelt fühle. Dabei verwies sie auf im Internet kursierende alte Instant Messages, in denen sich der mittlerweile 26-jährige Zuckerberg als 19-Jähriger freimütig über Informationen von Mitgliedern seines damals noch jungen Netzwerks geäußert haben soll. Der Facebook-Chef meinte, er habe am College eine Menge Dummheiten gemacht, einige Vorwürfe seien wahr, andere nicht. Es handele sich um Jungenstreiche. Seit der Zeit habe sich einiges geändert.

Nach weiteren Nachfragen zum Thema wurde dem Facebook-Chef offenbar sehr warm. US-Beobachter sahen sich an den Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 1960 erinnert, als dem damaligen Kandidaten Richard Nixon im TV-Duell mit John F. Kennedy angeblich wahlkampfentscheidend der Schweiß im Gesicht stand. Zunächst ging Zuckerberg nicht auf das Angebot ein, seinen Kapuzenpulli auszuziehen. Das tue er nie. Einige Minuten später, nachdem er sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn gewischt hatte, tat er es dennoch. Swisher bezeichnete die Situation ironisch als "großen Moment in der Geschichte des Internets".

Angesichts der Facebook-Pläne, jedem Site-Betreiber die automatische Einbindung personalisierter Facebook-Inhalte zu ermöglichen, fragte Mossberg, ob hier die Nutzer per Opt-in nicht selbst entscheiden sollten, ob sie daran teilnehmen. Darauf erwiderte Zuckerberg, es habe früher bereits neue Angebote bei Facebook gegeben, gegen die Nutzer zunächst protestiert hätten, zum Beispiel der Newsfeed; dieser sei nun ein wichtiger Bestandteil des Social Networks. Zuckerberg glaubt, die Entwicklung werde allgemein in Richtung Personalisierung gehen.

Auch nach einem Börsengang des 2004 gegründeten Unternehmens will Zuckerberg Chef bleiben. Wann der Gang an die Börse geplant ist, wollte er aber nicht sagen. Investoren hatten einen solchen Schritt für 2010 ausgeschlossen.

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) will unterdessen heute im Gespräch mit Vertretern des Online-Netzwerks Facebook mehr Datenschutz einfordern. Aigner hatte mit dem Ende ihrer persönlichen Mitgliedschaft bei dem Freunde-Netzwerk des US-Unternehmens gedroht. Sie verlangt, dass Daten der Facebook-Mitglieder nur nach Einwilligung weitergegeben werden. Die Ankündigung von Facebook zu mehr Kontrolle der Nutzer über ihre persönlichen Informationen gehen Aigner nicht weit genug, obwohl auch Programme von Drittanbietern einbezogen werden sollen. Deshalb will sie die Manager an diesem Donnerstag bei einem Gespräch von mehr Datenschutz überzeugen. (anw)