Computex

design & innovation awards 3.0

Zum mittlerweise dritten Mal zelebriert die Computex in Zusammenarbeit mit dem iF Forum Design den „COMPUTEX TAIPEI design & innovation award“ – mit teils netten, teils auch skurrilen Preisträgern.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Georg Schnurer

Auszeichnungen und Preise sind eine feine Sache – besonders, wenn man ein Produkt für gutes Geld an die Kundschaft bringen will. Der ergatterte Preis sorgt schließlich erst einmal für Aufmerksamkeit und hebt das eigene Produkt aus dem Meer der Konkurrent heraus. Das funktioniert freilich nur, wenn der Preis auch hinreichend Leuchtkraft besitzt. Die Computex-Veranstalter wollen hier am Ruhm des durchaus renomierten iF International Forum Design partizipieren und kreierten deshalb 2008 zusammen mit der iF GmbH einen Preis für Produkte mit herausragendem Design und innovativer Funktionalität.

Nun lässt sich über Geschmack ja bekanntlich streiten – ähnliches gilt sicher auch für die Frage, was gutes Design ist und was eher nicht. Einfacher sollte es da schon sein, eine Innovation von einem Allerweltsprodukt zu unterscheiden. Definitionsgemäß handelt es sich ja bei Innovationen um echte Neuerungen – also um etwas, was es in dieser Form bislang am Markt noch nicht gegeben hat. Die sicher nicht einfache Aufgabe, die Spreu vom Weizen zu trennen, übernimmt eine alle Jahre wieder neu besetzte Jury.

2010 gehörten ihr der japanische Designer Chiaki Murata an, der das vor allem in Asien renommierte Metahpys Design Consortium gründete. Sein sicher bekanntestes (Design-)Werk ist die XBox 360 von Microsoft. Zweiter im Bunde war Fernd van Engelen von der amerikanischen Carbon Design Group . Zu seinen Kunden zählen Branchengrößen wie Intel, Microsoft und Panasonic, aber auch Hersteller aus anderen Produktsegmenten wie etwa Braun. Die übrigen drei Juroren arbeiten derzeit in Taiwan: Johann Geiger lehrt Industriedesign an der Dayeh Universität in Changhua, Taiwan. Kris Verstockt ist Gründer des Designstudios CRE8 mit Sitz in Taipei; er war bereits 2008 Mitglied der Jury. Gleiches gilt für Haur-Wen Lu von der Wen’s Design Inc .

Die Gold-Awards

Unter den vier goldenen preisgekrönten Geräten finden sich drei aus dem Bereich „Audio“. Den Anfang macht ein Verstärker für Apples iPods: Das i-Phantom von Add on Technology möchte die Brücke schlagen zwischen digitalem Sound und der analogen Welt. Der mit Röhrentechnik arbeitende Analog-Verstärker richtet sich an HiFi-Enthusiasten und überzeugt durchaus mit edlem Design. Leider stellt der Hersteller auf seiner Webseite bislang nur eine Spezifikation des Vorgängermodells bereit.

Computex Taipei design & innovation award 2010: Gold Awards (4 Bilder)

Add On Technology i-Phantom

Musik vom iPad oder iPhone in analoger Sound-Anmutung, das verspricht der Verstärker i-Phantom von Add On Technology. Die silberne Oberfläche und die Röhre im Zentrum des Geräts sollen HiFi-Enthusiasten ansprechen.

„Soundyou Alu“ stammt aus gleichem Hause und soll Gamern, Filmfans und Musikliebhaber gleichermaßen begeistern. Die Röhre liefert, wie der Hersteller beteuert, virtuellen 7.1-Sound und eignet sich zudem als Notebook-Ständer, der den mobilen Computer hinten leicht anhebt, um so ein ergonomischeres Tippen zu ermöglichen. Soundyou Alu unterstützt laut Add On Technology Dolby Digital Life, ProLogicIIX und DTS Neo sowohl am Mac als auch am PC.

Die Funktion der „USB-Röhre“ erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Eine Verstärkerröhre am USB-Port? Nein, beim „aim Tube Delight Audio AS01DTS “ von der Formosa21 Inc. handelt es sich um einen USB-Audio-Dongel, der virtuellen DTS Surround Sound an einem gewöhnlichen Kopfhörer liefern soll. Die „Röhre“ ist hier also reines Design-Element. Tatsächlich arbeitet der USB-Audio-Verstärker mit den üblichen Audio-Chips von VIA mit DTS-Unterstützung.

Den vierten Gold-Award durfte Acer für sein 18,4“-Multimedia-Notebook Aspire 8943G entgegen nehmen. Die Juri lobte hier vor allem die solide Konstruktion und das Innovative Touchpad mit Multitouch-Unterstützung. Gut kam bei den fünf Juroren auch das insgesamt klare und funktionsorientierte Design des 4,6 Kilo schweren und mit verschiedenen Core-i7-Prozessoren erhältlichen Boliden an.

Unter den übrigen 30 ausgezeichneten, aber eben nicht für goldwert befundenen Produkten gab es ein buntes Potpuri von IT-Komponenten und Geräten: ein CPU-Kühler (Evercool ), wasserdichter Handheld-PCs (Argox Information Co. Ltd. , Getac Technology ), ein 19“-KVM-Switch nebst Touchscreen-Display (Aten ), PC-Gehäuse (Antec , Thermaltake ), eine Tastatur (Sunrex Technology ), Notebook-Kühler (Vizo Technology ), WLAN-Router mit integrierter Festplatte (Edslab Technologies), ein POS-System (Senor Tech ), ein eBook-Reader (Itone Digital ), ein Netzteil (HEC ), ein Desktop-PC (Acer), ein Dokumentenhalter (Vlaar Manufacturing B.V. ), ein Industrie-PC (Arinfotek Inc. ), ein mobiles Power-Pack (Just Mobile Ltd. ), ein Notebook-Ständer (Vlaar Manufactoring B.V. ) sowie weitere Notebooks (MSI , Acer) und Sound-Systeme (Add On Technology , Ozaki Worldwide Ltd. ).

Computex Taipei design & innovation award: Die übrigen Preisträger (24 Bilder)

Evercool Transformer 4

Was gefiel der Jury an diesem Kühlklotz besonders gut? Der silbern glänzende Lüfter und die Möglichkeit, das Gerät auch ohne Werkzeug zu montieren. Der "Transformer 4" soll auf die Sockel LGA 1366, LGA 775 sowie die K8- und den AM2-Sockel passen.

Viele der ausgezeichneten Produkte sind alles andere als neu und innovativ, warten aber mitunter mit einem zumindest gefälligen Design auf (siehe Bilderstrecke). Was die Juroren allerdings beflissen hat, gleich zwei stinknormale Stahlseile mit Zahlenschloss zur Notebook-Sicherung via Kensington-Lock für preiswürdig zu befinden, erschließt sich nicht so recht. Nun ja, Hersteller Sinox wird’s sicher freuen. Die gern auch in rosa gelieferten flexiblen USB-Adapterkabel der Fruitshop International Corporation erscheinen ebenfalls wenig innovativ. Laut Jury sollen sie dem User ein Gefühl von Spaß und Kreativität vermitteln, weil das eigentliche Kabel in einem flexiblen TPE-Material verborgen ist. Immerhin sollen die Adapter „umweltfreundlich“ sein. Gleiches dürgte auch für das Alu-Mauspad von der Just Mobile Ltd. gelten: Es lässt sich sicher leicht recyclen, wenn der User seiner überdrüssig geworden ist.

Bleibt noch das SmartBadge von Apacer zu erwähnen: Vorn auf die Alufläche des Umhängers kommt das Firmenlogo nebst einem Bild des Mitabeiters. Bei Bedarf kann man dessen Namen auch eingravieren. Im Badge verstecken sich vier bunte USB-Sticks sowie ein RFID-Chip, der sich im Umkreis von 1,5 Metern auslesen lassen soll. Der via USB programmierbare RFID-Chip soll zusammen mit entsprechender Software etwa den Zugang zu sicherheitssensitiven Bereichen regeln und darüber hinaus auch die Steuerung von Terminals ermöglichen. (gs)