Die Zeit läuft ab für Primacom

Die Fronten sind verhärtet, nach einer Verhandlungslösung sieht es nicht mehr aus. Scheitern die Sanierungsbemühungen bei Primacom, bleibt dem Mainzer Kabelnetzbetreiber nur der Weg ins Insolvenzverfahren.

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Für Primacom wird es langsam eng. Eine Woche, nachdem der Kabelnetzbetreiber seine Zahlungsunfähigkeit erklären musste, gibt es weiterhin keine Einigung mit den Kreditgebern. Die hatten vor Wochenfrist Forderungen in Höhe von 29,2 Millionen Euro fällig gestellt und das Mainzer Unternehmen damit in akute Bedrängnis gebracht. Die Gläubiger, zu denen die Bank ING sowie verschiedene Hedgefonds gehören, rechnen offenbar nicht mehr mit einer Einigung und kalkulieren mit der Insolvenz der Primacom-Holding. Die Bank hat unterdessen die Versteigerung der verpfändeten Anteile am operativen Geschäft eingeleitet.

So soll am Donnerstagabend vergangener Woche eine weitere Frist für die Verständigung auf einen Sanierungsplan verstrichen sein. Die Gläubiger hätten ihren Vorschlag gemacht, heißt es aus Kreisen der Kreditgeber. Sie wollen ihre Forderungen weiter zurückstellen und noch einmal frisches Kapital in Höhe von zunächst 30 Millionen Euro zuschießen, wenn Primacom-Eigner Escaline dem Plan der Gläubiger zustimmt. Der Plan sehe vor, das Geschäft weiterzuführen und "weiter Cash-Flow zu generieren", wie ein Insider erklärt. Eine sich bereits abzeichnende Einigung darüber sei allerdings nach dem überraschenden Ausscheiden von Primacom-Finanzchef Michael Buhl nicht mehr zustande gekommen.

Eigner Escaline soll im Gegenteil darauf bestehen, dass die Gläubiger auf die Hälfte ihrer Forderungen – rund 70 Millionen Euro – verzichten. Offiziell will sich zum Stand der Verhandlungen keine Seite äußern. Die Fronten sind klar, zwischen den Parteien herrscht Funkstille. Die Kreditgeber wollen über ihr Angebot reden, nicht aber über Escalines Bedingungen. Das lässt kaum noch eine Chance für eine Verhandlungslösung. Dennoch soll es wohl einen weiteren Versuch geben. Damit tickt die Uhr gegen Primacom: Scheitern die Verhandlungen endgültig, bleibt nur der Weg ins Insolvenzverfahren.

Die ING betreibt unterdessen weiter die Verwertung ihrer Pfandrechte. In der Börsenzeitung annoncierte das niederländische Bankhaus am Wochenende die Versteigerung der Primacom Management GmbH, in der das operative Geschäft des Kabelnetzbetreibers gebündelt ist. Die Versteigerung ist für den 5. Juli in Berlin angesetzt. Ob es dazu kommt, ist allerdings nicht sicher. Auch im ähnlich gelagerten Fall der Primacom-Schwester Tele Columbus war die bereits angesetzte Versteigerung in letzter Minute abgeblasen worden, nachdem dort das Gläubigerkonsortium die Regie übernommen hatte – eine Option, die es auch im Fall Primacom geben dürfte.

Die Holding des Kabelnetzbetreibers Primacom hatte am vergangenen Montag ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt, nachdem die Kreditgeber Forderungen von über 29 Millionen Euro fällig gestellt hatten. Primacom kann das nicht bezahlen. Sollte das Unternehmen nicht schnell eine Lösung mit den Gläubigern finden, muss Primacom die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragen. Auf dem Unternehmen lasten Schulden in Höhe von 340 Millionen Euro. Escaline hatte über die Orion-Gruppe seit 2006 Anteile an Primacom und Tele Columbus aufgekauft und die Mehrheit an den Netzbetreibern übernommen. Die Finanzierung der Übernahme wurde Orion und den Töchtern aufgebürdet. (vbr)