Cdrecord-Autor ärgert sich über Suse

Der Entwickler des CD-Brennprogramms Jörg Schilling hat in die neuesten Beta-Versionen der Software eine Abfrage eingebaut, die dem Nürnberger Distributor das Patchen des Programms erschweren soll.

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Von
  • Torsten Kleinz

Mit einer Änderung des Sourcecodes hat der Entwickler des CD-Brennprogramms cdrecord Jörg Schilling seinem Ärger über den Linux-Distributor Suse Luft gemacht. Er hat in die neuesten Beta-Versionen der Software eine Abfrage eingebaut, die dem Nürnberger Distributor das Patchen des Programms erschweren soll. Auch mit der neuen Version des Linux-Kernels gibt es Probleme: Unter dem Kernel 2.6.8.1 läuft das Programm nur noch mit Rootrechten.

Das Programm cdrecord ist eines der am weitesten verbreiteten CD-Brennprogramme. Es läuft mittlerweile auf 30 Plattformen, von AmigaOS bis zu Windows-XP, darunter auch zahlreiche Unix-Versionen und Linux. Doch über die Entwicklung im Linux-Bereich zeigt sich Schilling unzufrieden. In den Quellcode der GPL-Version hat er jetzt eine Fehlermeldung eingefügt, die seine Unzufriedenheit mit dem Distributor dokumentiert. "SuSE Linux is known to ship bastardized and defective versions of cdrecord. SuSE is unwilling to cooperate with the authors. If you like to have a working version of cdrtools, get the original source from ftp://ftp.berlios.de/pub/cdrecord/". Diese Meldung soll aber nur dann angezeigt werden, wenn der Code von Suse kompiliert wird, normale Anwender sollen von der Änderung nicht betroffen sein.

Hintergrund ist die fehlende DVD-Unterstützung der GPL-Version von cdrecord. Zwar beherrscht das Programm nach Angaben seines Autoren schon über fünf Jahre die Fähigkeit, DVDs zu beschreiben, jedoch veröffentlicht er diesen Teil der Software nicht im Quellcode. "Die GPL ist in diesem Bereich ungeeignet", erklärt Schilling im Gespräch mit heise online. Viele kommerzielle Firmen hätten ein Interesse an dem Produkt, jedoch kein eigenes Know-How. Seine Arbeit sei von Firmen als Closed-Source vertrieben worden -- es sei derzeit sehr schwierig, gegen solche Lizenzverletzungen vorzugehen. Gerade im Bereich der DVD-Entwicklung sei viel Aufwand nötig, um das Programm auf dem aktuellen Stand zu halten und immer neue Laufwerke zu unterstützen. Diese Arbeit will Schilling schützen.

Deshalb bietet er die cdrecord-Version mit DVD-Unterstützung nur als Binary an. Diese Version benötigt ein Keyfile, das alle sechs Monate erneuert werden muss. Privatanwender und öffentliche Bildungseinrichtungen können diese Version kostenfrei nutzen. Wenn Linux-Distributoren diese Version vertreiben wollten, müssten sie das Programm erst bei Schilling lizenzieren.

Die Distributoren sind jedoch einen anderen Weg gegangen: Sie haben die freie Version des Brennprogramms kurzerhand selbst angepasst, sodass das Programm auch ohne den Programmcode Schillings DVDs beschreiben konnte. Suse bedient sich hier eines Patches, der im Haus des französischen Distributors Mandrake gepflegt wird. Durch die GPL ist dieses Vorgehen völlig gedeckt. Allerdings hat es der Distributor nach Auffassung von Schilling versäumt, seine Kunden ausreichend auf diese Änderungen aufmerksam zu machen. Zwar gibt die Versionsabfrage von cdrecord unter Suse eine ausführliche Erläuterung, dass das Programm modifiziert sei und Fehler nicht an Schilling zu melden seien. Für Schilling reicht dieser Hinweis jedoch nicht, da sich immer noch viele Nutzer direkt an ihn wendeten. Da die modifizierte Version sogar beim Schreiben von CDs Probleme mache, sieht Schilling seine Reputation gefährdet.

Suse sieht die Lage anders: Durch den Versionshinweis sieht das Unternehmen sämtliche Forderungen der GPL als erfüllt an. Die Qualität der eigenen Programmversion sei durchaus nicht niedriger als die von Schilling gepflegten Version -- das Gegenteil sei der Fall. "Wenn es eine gleichwertige freie Variante gibt, dann stellen wir die natürlich unseren Kunden zur Verfügung", sagt Chris Schläger, Vice President Research & Development bei Suse. Trotzdem hat die Firma jetzt Gespräche mit Schilling aufgenommen, um eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden. Die könnte zum Beispiel aus zwei getrennten Versionen von cdrecord bestehen, die den Anwendern zur Verfügung gestellt werden. (Torsten Kleinz) / (anw)