Bit-Rauschen: Chiphersteller rüsten sich für die zweite Trump-Amtszeit
Viele Chipfirmen außerhalb der USA erwarten Gegenwind durch die erneute Wahl von Donald Trump. AMD streicht Arbeitsplätze trotz guter Geschäfte.
Die kommende Trump-Regierung der USA wirft ihre Schatten voraus: Der Bitcoin-Kurs kletterte auf einen Rekordwert und auch die Tesla-Aktie schoss hoch. Trump-Freund Elon Musk will persönlich direkt vom Machtwechsel profitieren. Seine Aufgabe, die US-Bürokratie zu verschlanken, legt er sicherlich zum eigenen Vorteil aus.
Trumps Wahlerfolg sendet auch Schockwellen in die internationale Chipbranche. In seiner ersten Amtszeit nahm Trump besonders China ins Visier und dafür rüstet sich unter anderem der weltgrößte Chip-Auftragsfertiger TSMC. Wenige Tage vor der Trump-Wahl hatten kanadische Experten einen TSMC-Chip in einem KI-Beschleuniger von Huawei in China entdeckt. Das verärgert schon die aktuelle US-Regierung, die kommende sicherlich noch viel mehr. Bisher ist unklar, wie der Chip aus Taiwan nach China kam. TSMC beteuert, alle Exportbeschränkungen einzuhalten, lieferte jedoch bisher durchaus noch Chips aus modernen Fertigungsverfahren wie N7 an andere chinesische Firmen. Das untersagte die US-Regierung Anfang November. Dadurch dürfte TSMC rund 5 bis 8 Prozent Umsatzvolumen einbüßen, schätzen Marktbeobachter des taiwanischen Unternehmens Trendforce.
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TSMC könnte auch bei der kommenden Fertigungstechnik N2 in Streit mit Donald Trump geraten. Denn eine taiwanische Doktrin untersagt es TSMC, die jeweils fortschrittlichste Technik außerhalb von Taiwan zu fertigen. Das ist als Schutzschild gegen China gedacht: Die westlichen Industriestaaten sollen starkes Interesse haben, ihren Auftragsfertiger und somit auch Taiwan zu schützen.
(Bild: Google)
Allerdings läuft derzeit die nagelneue TSMC-Fab in Phoenix/Arizona hoch, in die mehrere Milliarden US-Dollar an Steuergeldern flossen. Donald Trump wird vermutlich darauf pochen, dafür Zugriff auch auf neueste Technik zu erhalten. Noch ist es aber nicht so weit, weil TSMC erst Ende 2025 mit der N2-Serienproduktion startet.
AMD verdient und entlässt
Im Markt der Prozessoren für Notebooks, Desktop-PCs und Server machte AMD im dritten Quartal 2024 weiter Boden gut auf Kosten von Intel. Rund ein Viertel aller Prozessoren lieferte AMD, den Rest Intel. Bei den Servern konnte Intel mit deutlich erstarkten Xeons der sechsten Generation den AMD-Erfolg bremsen: Die Epyc-Marktanteile wuchsen zwar weiter, aber langsamer als zuvor.
Der Umsatz der Rechenzentrumssparte von AMD lag im dritten Quartal 2024 erstmals über dem der entsprechenden Intel-Abteilung, mit rund 3,5 Milliarden US-Dollar nahm AMD rund 5,6 Prozent mehr ein als Intel. Das lag aber nicht nur an den Epyc-Serverprozessoren, sondern vor allem an den KI-Rechenbeschleunigern der Baureihe Instinct MI. Diesen Markt hat Intel bekanntlich verschlafen. Doch obwohl der Umsatz von AMD im Jahresvergleich deutlich gestiegen ist, werden rund tausend Leute entlassen. AMD will sich noch stärker auf das KI-Geschäft konzentrieren.
Schlecht lief es für Intel hingegen bei den Desktop-Prozessoren: Die letzten Core-i-Typen verkauften sich nicht mehr gut, zumal ihr Ruf unter Bugs gelitten hat. Und im vierten Quartal startete dann der Core Ultra 200S alias Arrow Lake. Von dem gibt es bislang nur teure K-Versionen, erst Anfang 2025 folgt der ganze Rest und könnte die Verkäufe wieder ankurbeln.
Bis dahin will Intel auch Windows-11-Patches nachreichen, die die Rechenleistung der Core Ultra 200S steigern sollen. Im Labor rannten die Chips nämlich etwas schneller als später bei unabhängigen Testern. Ähnliche Probleme plagten auch AMD beim Start des Ryzen 9000.
Bei Mobilprozessoren gab es nur kleinere Verschiebungen von Intel zu AMD. Die neuen ARM-Chips von Qualcomm machten sich auch noch nicht bemerkbar.
Die Website Phoronix hat ihre Linux-Benchmarks kürzlich auf den jeweils selbst entwickelten ARM-Serverprozessoren von Amazon AWS und Google laufen lassen, also auf Graviton4 und Axion. Beide haben CPU-Kerne vom ARM-Typ Neoverse V2. Beim Vergleich von Instanzen mit jeweils 48 virtuellen CPU-Kernen war der Axion rund 10 Prozent schneller, beide spielen also in derselben Liga. Da fragt man sich: Wozu bauen die Cloud-Giganten Amazon, Google und Microsoft für viel Geld jeweils eigene Chip-Entwicklerteams auf, wenn am Ende ganz ähnliche Prozessoren herauskommen? Die hätten sie ja gleich bei AMD, Intel oder sonst jemand zukaufen können.
Ampere Computing wiederum entwickelte für den Ampere One zwar eigene ARM-kompatible CPU-Kerne, doch der Prozessor hat Schwächen. Denn er besitzt zwar doppelt so viele Kerne wie der Graviton4, aber nur acht statt zwölf DDR5-Speicherkanäle. Das bremst die Performance.
Zum Bit-Rauschen gibt es regelmäßig auch einen Podcast.
(ciw)