RealNetworks will Musik für Apples iPod liefern
Der Spezialist für Audio- und Video-Streaming kündigt eine Art Übersetzungssystem für Digital Rights Management an, um Songs für portable Player mit unterschiedlichen DRM-Systemen etwa von Apple oder Microsoft anbieten zu können.
RealNetworks, Spezialist für Audio- und Video-Streaming, hat mit Harmony eine Technik angekündigt, die die Firma selbst als Übersetzungssystem für Digital Rights Management bezeichnet. Der Clou dabei: Im Internet gekaufte Musik soll automatisch auf das DRM-System des portablen Players angepasst werden, den der Kunde des Online-Musikshops nutzt. Eine Beta-Version des RealPlayer 10.5, der die neue Technik einsetzt, soll ab Dienstag bei RealNetworks zum Download bereitstehen.
RealNetworks verspricht, mit Harmony auch Apples DRM-System Fairplay zu unterstützen -- und dies, obwohl Apple bislang an keine andere Firma die Technik zur Rechteverwaltung lizenziert hat, die der iPod-Hersteller für die im iTunes Music Store gekauften Songs verwendet. RealNetworks erklärte dazu in US-Medien, man habe Fairplay mittels Reverse Engineering nachgebaut. Dies sei juristisch völlig in Ordnung, meint das Management von RealNetworks.
Neben Apples iPod soll Harmony über 70 portable Player unterstützen, die mit digitaler Rechteverwaltung ausgerüstet sind. Alle DRM-Systeme von Apple, Microsoft und RealNetworks selbst könnten genutzt werden. Wenn ein Kunde im Online-Shop von RealNetworks einen Song kauft, wird das Format automatisch an das DRM-System des eingesetzten portablen Musikplayers angepasst.
RealNetworks hat, nachdem reine Abonnement- und Streaming-Angebote gegenüber der Konkurrenz von iTunes, Napster und Co. nicht so recht erfolgreich waren, im Januar dieses Jahres seinen eigenen Musikshop gestartet, der Songs auch einzeln zum Kauf anbot. RealNetworks nutzte dabei wie Apple AAC als Kompressionsformat, integrierte aber sein eigenes Helix-DRM. Dies wird nur von relativ wenigen portablen Playern unterstützt und ist auch nicht mit Apples DRM-System für AAC-Files kompatibel. Mit Harmony sollen sich diese Schwierigkeiten für den Online-Shop von RealNetworks nun erledigen, da das DRM der Zielplattform beliebig ist.
Allerdings bleibt noch abzuwarten, wie Apple auf die Ankündigung von RealNetworks reagiert. Die Firma von Steve Jobs war bislang recht aktiv, wenn es darum ging, eigene Techniken gegen Konkurrenten zu verteidigen. Mit der Kombination aus iPod und dem iTunes Music Store reklamiert Apple rund 70 Prozent des Online-Musikmarkts für sich -- dies könnte durch Techniken wie Harmony in Gefahr geraten, die die enge Verzahnung von iPod und hauseigenem Musikshop aufbrechen. Auch gab es zuvor schon Kabbeleien zwischen den Firmenchefs Rob Glaser und Steve Jobs: Mit dem Vorschlag, eine gemeinsame Front gegen Microsoft mit seinen Musiktechnik- und DRM-Ambitionen aufzubauen, holte sich Glaser bei Jobs einen Korb: Die Konkurrenz sei doch schon jetzt weit abgeschlagen -- warum sollte Apple also mit ihr zusammenarbeiten, bemerkte Jobs zu der Offerte des RealNetworks-Chefs
RealNetworks führt vorsichtshalber schon einmal begeisterte Stimmen von Musikmanagern und Musikern an: Interoperabilität von Geräten und Musiksoftware sei eine der größten Herausforderungen für den Musikkonsumenten heutzutage, meinte Thomas Hesse, Chef der Abteilung Global Digital Business bei Bertelsmanns Musiksparte BMG; Harmony biete nun zum ersten Mal eine Lösung dafür an. Und Ted Cohen, Vizepräsident bei EMI für Digital Development and Distribution begrüßte Harmony, da es das Ziel von EMI sei, den Kunden den Zugriff auf die Musik auf so vielen legitimen Plattformen wie möglich und nahtlos auf unterschiedlichen Geräten zu erlauben. Stone Gossard von der Grunge-Band Pearl Jam zeigte sich erfreut über "alles, das mehr Flexibilität und Verfügbarkeit dabei bedeutet, wie die Leute Musik genießen können". (jk)