Pat Gelsinger: Intel-CEO überraschend in den Ruhestand versetzt

Der US-Chipriese schickt seinen CEO überraschend schnell in den Ruhestand. Gelsinger hat Intel im Laufe seiner über 40 Jahre währenden Karriere geprägt.  

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Pat Gelsinger

(Bild: Intel)

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Chiphersteller Intel schickt CEO Pat Gelsinger in Rente: Gelsinger sei nach über 40 Jahren im Unternehmen zum 1. Dezember in den Ruhestand getreten, teilte das Unternehmen überraschend am Montag mit. Bis das Unternehmen einen neuen Vorstandschef gefunden hat, sollen Finanzchef David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus die Führung kommissarisch übernehmen.

Damit zieht der Konzern offenbar die Konsequenzen aus der angespannten Lage. Intel befindet sich zurzeit in schwerem Fahrwasser. Zuletzt musste das Unternehmen hohe Verluste verkraften: 16,6 Milliarden Verlust stehen für das vergangene Quartal in den Büchern.

Der Verlust sei nur auf dem Papier so groß, versuchte das Unternehmen zu beschwichtigen. Dennoch muss Intel sparen. Im August kündigte der Chipriese umfassende Stellenstreichungen an: rund 15.000 Jobs sollen wegfallen, das sind etwa 15 Prozent der Belegschaft.

Gelsinger war 2021 als CEO zu Intel zurückgekehrt. Seine Strategie, Intel als Auftragsfertiger auch für andere Hersteller zu positionieren, hebt nicht richtig ab. Die Pläne für eine neue Intel-Fab bei Magdeburg liegen auf Eis. Dazu kamen Schlagzeilen über schlechte Stimmung im Verwaltungsrat und einen Übernahmeversuch durch Qualcomm.

Zuletzt musste Gelsinger selbst einräumen, dass Intel schwerwiegende Probleme hat. Auch häuften sich die Anzeichen, dass er nicht mehr das vollste Vertrauen des Verwaltungsrats besitzt. In solch einer Gemengelage wird es für den CEO erfahrungsgemäß schnell brenzlig.

Gelsinger gilt als die entscheidende Kraft hinter Intels Erfolgkonzept der "Core"-CPUs, von Marketing bis Architektur. Die Idee des "Tick-Tock" kam von ihm: Jedes Jahr erschien im Wechsel eine neue Architektur, die dann auf eine neue Strukturbreite geschrumpft wurde. Damit war Intel in den 2000er- und frühen 2010er-Jahren AMD meist deutlich überlegen.

Solche Wunderdinge hatte man sich offenbar nun wieder erhofft, doch in nur drei Jahren konnte auch Pat Gelsinger nicht zaubern. Der Ingenieur, der 1979 bei Intel als Werksstudent begonnen hatte, und schon 1989 zum Chef-Architekten des 486-Prozessors wurde, folgte meist einem technischen Ansatz.

Laut einem Medienbericht wurde der 63-Jährige gefeuert. Der Verwaltungsrat habe nicht mehr das Vertrauen gehabt, dass Gelsinger das Dickschiff Intel wieder auf Kurs bekommt, berichtet der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Zum Bruch ist es laut Bloomberg in der vergangenen Woche gekommen: Gelsinger sei vor die Wahl gestellt worden, in den Ruhestand zu gehen oder abberufen zu werden. Am Donnerstag hatte Gelsinger auf Linkedin seine Grüße zu Thanksgiving veröffentlicht, die sich im Rückblick wie ein Abschied lesen.

In der offiziellen Mitteilung steht kein Wort über den Streit, man findet freundliche Worte füreinander. "Intel zu führen war die Ehre meines Lebens", sagte Gelsinger und spricht von einem "bittersüßen Tag". "Es war ein herausforderndes Jahr für uns alle."

"Im Namen des Verwaltungsrats möchte ich Pat für die vielen Jahre im Dienste Intels und seinen Einsatz danken", erklärte Frank Yeary, der den Vorsitz des Verwaltungsrats vorübergehend übernommen hat. "Wir müssen wieder führend bei den Prozessen werden, das ist der Schlüssel für die Produktführerschaft."

Der Verwaltungsrat hat laut der Mitteilung eine Findungskommission eingesetzt, die möglichst schnell einen Nachfolger für Gelsinger finden soll.

Die Wall Street reagierte zunächst freundlich auf die Nachricht. Vor Börsenöffnung am Montag legte die Intel-Aktie rund 5 Prozent zu. Im regulären Handel schmilzt das gerade wieder ab, der Kurs liegt aber weiter leicht über dem Schlusskurs vergangener Woche.

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Informationen über die Umstände der Abberufung Gelsingers im 8. und 9. Absatz ergänzt.

(vbr)