Arista: Neuer Ansatz für Switch Stacking in Campusnetzen
Arista hat ein neues Konzept für Switch-Stacking auf Basis von Ethernet vorgestellt. Eine Kampfansage an Cisco und HPE Aruba im Campus-Switching-Markt?
(Bild: asharkyu/Shutterstock.com)
- Benjamin Pfister
Mit der Einführung der Switch Aggregation Group (SWAG)-Funktion in das vereinheitlichte Switchbetriebssystem Arista EOS sowie dem CloudVision Leaf Spine Stack (LSS) möchte Arista das Management von Campus-Netzwerken erheblich vereinfachen. Durch den Einsatz von Ethernet anstatt proprietärer Lösungen soll die Flexibilität erhöht und gleichzeitig die Komplexität reduziert werden.
Ziel der Switchspezialisten aus Santa Clara ist eine zentrale Verwaltung von Switches, die von zwei Geräten bis zu ganzen Campus-Netzen skaliert. Ist das nun der große Angriff im Campus-Switching-Markt auf Cisco und HPE Aruba?
Switch-Gruppierung mit Ethernet
Mit der neuen Funktion Switch Aggregation Group (SWAG) in Arista EOS setzt Arista auf Ethernet, um bis zu 48 Campus-Switche zu gruppieren und nur mit einer IP-Adresse und einer zentralen CLI-Schnittstelle zu verwalten. Dazu dienen die klassischen Front-Panel-Ports. Proprietäre Stack-Komponenten und -Protokolle werden dabei durch Ethernet ersetzt. Switches sollen wie eine Line-Card in einem modularen Chassis erscheinen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Stacking-Systemen, die quantitativ oft auf 2, 4 oder 8 Switches begrenzt sind und mit proprietären Kabeln im Ring verbunden sein müssen, soll SWAG zudem mehr Flexibilität im Campus bieten.
SWAG soll Netzwerktopologien, wie das inzwischen allgegenwärtige Leaf-Spine-Design, den traditionelleren Ring oder die traditionelle Kette unterstützen. Smart Software Upgrades (SSU) sollen Upgrades von Stacks vereinfachen, indem sie sogar während des Neustarts des Switches weiterhin LACP-Kontrollpakete versenden und folglich die Link-Aggregation aktiv lassen. Auch die bekannten In-Service Software-Updates (ISSU) stehen bereit.
Logisches Switch-Management mit LSS
Die neue Architektur CloudVision Leaf Spine Stack (LSS) von Arista bietet ein weiteres Management-Konzept für Campus-Netze. Ohne physisches Stapeln von Switchen soll LSS die Verwaltung von Switches über einen einzigen logischen Management-Plane-Ansatz ermöglichen. Zudem sollen LACP Link-Aggregationen auch über mehrere Switche verteilt möglich sein, wie es aus dem MC-LAG Ansatz im Rechenzentrum seit vielen Jahren bekannt ist.
Die Stack-Mitglieder können sich dazu auch in unterschiedlichen Racks oder Standorten befinden, solange sie über Ethernet verbunden sind. Switches sollen sich in einem hierarchischen Modell organisieren lassen, wobei das reale Konstruktionen wie beispielsweise zwei Switches, einen Verteilerschrank, eine Etage mit Switches, ein Gebäude oder sogar einen ganzen Campus abbilden kann. Die Zuordnung auf die realen räumlichen Situationen (Gebäude und Räume) soll über CloudVision möglich sein. Sogenannte CloudVision Studios, wie wir sie in iX 06/2024 getestet haben, sollen die initiale Provisionierung von LSS vereinfachen.
Flexibler Ansatz gegenüber klassischem Stacking
Die beiden Technologien sollen also bisher proprietäre Stack-Komponenten, -Protokolle und -Topologien durch Ethernet substituieren. Die Technologien sind nur für Campus-Switche angekündigt. Spannend ist dabei der flexible Ansatz, da klassische Stacking-Technologien mit proprietären Kabeln meist auf ein Rack oder einen Raum beschränkt sind. Gleichzeitig bieten die proprietären Kabel jedoch auch hohe Stacking-Bandbreiten, obgleich diese meist im Campus nicht benötigt werden. Bestehende virtuelle Stack-Verbindungen, wie sie beispielsweise Cisco im Campus anbietet, können hingegen nur zwei Switches aufnehmen, was das Design einschränken kann.
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Ob jedoch die Verwaltung über nur eine IP-Adresse und CLI mit SWAG den entscheidenden Vorteil bietet, kann in Zeiten von Automatisierungstools, wie Ansible bezweifelt werden. Auch das Thema "Single-Point of Failure" dürfte bei einer Management Plane eine Rolle spielen, obgleich ein Failover-Szenario bereitstehen soll. Manuelles Management kann es aber sicherlich vereinfachen. Der Ansatz erscheint also spannend. Ob Arista damit nach den Rechenzentren auch den Campus erobern kann, wird sich zeigen.
(axk)