ASML: Russischer Ingenieur wegen Spionageverdacht in Untersuchungshaft
In den Niederlanden sitzt ein Mann in Untersuchungshaft, der für Russland ASML ausspioniert haben soll. Nun wurde eine lange Einreisesperre gegen ihn verhängt.
Auf dem Weg in den Reinraum von ASML
(Bild: The Mute Zone/ASML)
Die niederländische Regierung hat ein 20-jähriges Einreiseverbot gegen einen ehemaligen Angestellten von ASML verhängt, der den weltweit führenden Hersteller von Lithografie-Systemen für die Halbleiterherstellung im Auftrag Russlands ausspioniert haben soll. Das berichtet die niederländische Rundfunkanstalt NOS und beruft sich unter anderem auf ASML selbst. Das Unternehmen habe den Spionagevorwurf gegen den 43-Jährigen bestätigt. Dieser befindet sich demnach noch in Untersuchungshaft in den Niederlanden, am heutigen Montag steht ein Gerichtstermin an. Warum das Einreiseverbot gegen ihn verhängt wurde, habe das Ministerium für Asyl und Migration nicht erklärt. Vergleichbares erfolge aber höchstens, wenn es um eine Gefahr für die nationale Sicherheit gehe.
Schon lange in der niederländischen Halbleiterbranche beschäftigt
Vorgeworfen wird dem Russen demnach, dass er über Jahre Dokumente bei ASML entwendet und Russland damit bei der Entwicklung einer eigenen Chipproduktion geholfen haben soll. Im Gegenzug soll er Zehntausende Euro bekommen haben. Bevor er bei ASML angestellt wurde, hat er demnach beim niederländischen Halbleiterhersteller NXP gearbeitet. Seine erste Station war das niederländische Start-up Mapper Lithography, das 2018 bankrottgegangen sei. Technologie und Angestellte der Firma hat ASML übernommen, auch auf Druck der US-amerikanischen und der niederländischen Regierung hin. Beide hätten befürchtet, dass das Know-how in russische oder chinesische Hände fallen könnte.
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Der Vorfall unterstreicht einmal mehr die zentrale Rolle, die ASML in der Halbleiterindustrie und damit einer der wichtigsten Branchen der globalen Wirtschaft spielt. Der Konzern stellt mit den Lithografie-Systemen jene Technik her, mit der Halbleiter produziert werden. Damit ist die Technologie von ASML für Konkurrenten von höchstem Interesse, und der jetzt bekannt gewordene Fall ist nicht der erste, in dem es um Spionage bei ASML geht. Außerdem hat ASML erst im Frühjahr publik gemacht, dass für den Fall eines chinesischen Angriffs auf Taiwan eine Möglichkeit besteht, die dort installierten modernsten Lithografie-Systeme auch aus der Ferne stillzulegen.
(mho)