Universum direkt für uns entwickelt? – Anthropisches Prinzip angeblich prüfbar

Die Behauptung, das Universum wäre für uns geschaffen, weil es uns gibt, wurde oft belächelt. Nun behaupten zwei Physiker, dass sie überprüft werden kann.

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Mann sitzt auf Campingstuhl auf einem Steg unter dem Sternenhimmel

(Bild: mooremedia/hutterstock.com)

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Zwei Physiker meinen, einen Weg gefunden zu haben, um das sogenannte anthropische Prinzip zu beweisen – oder entkräften – das besagt, dass die Menschheit das Universum nur beobachten kann, weil das Universum sich genau so entwickelt hat, dass Leben entstehen konnte. Besonders interessant an ihrem Vorschlag sei, dass der experimentelle Test der 50 Jahre alten Formulierung in gar nicht einmal so ferner Zukunft möglich sein könnte, schreibt Nemanja Kaloper von der University of California, Davis. Ausgearbeitet hat er den Vorschlag mit seinem Kollegen Alexander Westphal vom Deutsches Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg.

Aufgestellt wurde das anthropische Prinzip 1973 vom australischen Kosmologen Brandon Carter. In unterschiedlichen Ausführungen wird damit seitdem ausgeführt, dass sich das Universum mit den richtigen Bedingungen zur Entstehung von intelligentem Leben entwickelt hat oder gar entwickeln musste – eben, weil es uns gibt. Kritisiert wurde daran unter anderem, dass dieses Prinzip keine besonders große Hilfe für die Wissenschaft ist und es sich gewissermaßen um einen Zirkelschluss handelt. Gleichzeitig gab es bislang keine Möglichkeit, die Formulierung experimentell zu testen, weswegen es sich mehr um eine philosophische Frage handelt, schreibt Kaloper noch. Das will er mit seinem Co-Autor nun geändert haben.

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Getestet werden könnte die Hypothese mithilfe von Dunkler Materie, schreiben die beiden in einem Forschungsartikel, der im Fachmagazin Journal of Cosmology and Astroparticle Physics erscheint. Außerdem müsste die sogenannte kosmische Inflation tatsächlich stattgefunden haben, das Universum müsste sich also in einem winzigen Bruchteil einer Sekunde mit dem mehrfachen der Lichtgeschwindigkeit ausgebreitet haben. Der Beweis dafür könnte schon in den nächsten Jahren erbracht werden. In einem zweiten Teil müsste dann ermittelt werden, ob sich die mysteriöse Dunkle Materie aus den sogenannten Axionen zusammensetzt. Extrem leichten Teilchen, die bisher nur theoretisch beschrieben wurden.

Wie die beiden schreiben, basiert ihr Beweis darauf, dass man genau berechnen kann, wie sich das Universum entwickelt haben muss, wenn man die Ausgangsbedingungen präzise kennt. Je größer die Diskrepanz zwischen dem, was auf diesem Weg ermittelt wird und dem, was astronomisch beobachtet wird, desto stärker das Argument für das anthropische Prinzip. Dann müsste an irgendeiner Stelle in der Entwicklung etwas passiert sein, was unsere Entstehung doch möglich gemacht hat. Mit zu massereichen Axionen "hätten wir viel zu viele Dunkle Materie und bräuchten dringend das anthropische Prinzip, um sie einzuschränken", meint Kaloper beispielsweise. Sollte die Dunkle Materie aber nicht aus Axionen bestehen, wäre das anthropische Prinzip falsifiziert.

(mho)