Bit-Rauschen: Schlechte und gute Nachrichten für Intel

Intel kassiert fast 11 Milliarden US-Dollar vom Staat. AMD verkauft viele Chips für Supercomputer. ARM-Chips für Windows kommen nicht so recht in Schwung.

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Wieder einmal triumphiert AMD über Intel, diesmal mit dem Supercomputer El Capitan. Er führt mit 1,7 Exaflops Rechenleistung jetzt nicht nur die Top500-Liste der weltweit schnellsten Computer an, sondern verdrängt den glücklosen Aurora mit Intel-Technik auf Rang drei. Das Prestigeprojekt Aurora war fast vom Start weg geplagt von Pleiten, Pech und Pannen. AMD hingegen hat einen Lauf: Die Hälfte der Top-Ten-Systeme der Top500-Liste sind mit AMD-Beschleunigern bestückt.

In zwei anderen Top-Ten-Supercomputern rechnen ARM-Kerne: außer in dem mittlerweile vier Jahre alten Fugaku aus Japan nun auch im schweizerischen Alps. Der verwendet die Nvidia-Kombiprozessoren Grace Hopper GH200, bei denen allerdings das Gros der Rechenleistung von den Hopper-Chips stammt. Doch in jedem "Grace"-Chip stecken eben auch 72 ARM-Kerne, und die dürften in Zukunft noch einige weitere Top500-Plätze ergattern, weil sie auch im Nachfolger Grace Blackwell GB200 mit von der Partie sind.

Anders als in Magdeburg baut Intel in Ohio eifrig weiter an zwei neuen Chipwerken. Das Foto zeigt die US-Baustelle im September 2024.

(Bild: Intel)

Bei Windows-Notebooks kommt die ARM-Technik bisher aber nicht so rasch voran. Jedenfalls dampfte Qualcomm die Prognosen im Vergleich zu früheren, sehr optimistischen Aussagen deutlich ein. Noch im Juni stimmte Qualcomm-CEO Cristiano Amon der Einschätzung von ARM-Chef Rene Haas zu, dass ARM-Chips bis 2029 in jedem zweiten Windows-PC stecken könnten. Beim Investor Day 2024 im November plante Qualcomm für 2029 nur noch 4 Milliarden US-Dollar Umsatz mit Snapdragon-Chips für Windows-Rechner – bei insgesamt 35 Milliarden US-Dollar Marktvolumen. Damit sieht sich Qualcomm in fünf Jahren erst bei 11 Prozent Windows-Marktanteil.

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Allerdings dürfte Qualcomm schon im kommenden Jahr Konkurrenz bei den Windows-on-ARM-Notebooks bekommen, etwa von MediaTek, Nvidia und vielleicht auch von Samsung. Um die Marktanteile zu steigern, will Qualcomm einerseits einen Snapdragon X für billigere Notebooks bringen – möglicherweise einen Sechskerner – und arbeitet andererseits schon am CPU-Kern Oryon 3 für 2025. Der Oryon 2 kommt wohl nicht für Windows-Rechner, sondern für Android-Smartphones: Er steckt im bereits angekündigten Snapdragon 8 Elite, den Samsung ins kommende Galaxy S25 Ultra löten dürfte.

Nicht alles lief schlecht für Intel in den vergangenen Wochen, immerhin klingelte beispielsweise die Kasse: Die US-Regierung und weitere Behörden schlossen die Bewilligung von 7,86 Milliarden US-Dollar an Subventionen ab. Sie stammen aus dem CHIPS Act und fließen in die Erweiterung von Intels US-Fabs in Arizona und New Mexico beziehungsweise in den Neubau der Fabs in Ohio. Angesichts knapper Kassen priorisiert Intel offenbar den Aufbau neuer Fertigungstechnik in den USA, während die Planungen für Fabs in Magdeburg, Polen und Israel zumindest auf die lange Bank geschoben wurden.

Die USA pumpen noch weitere Milliarden in die heimische Chipfertigung: Mit Globalfoundries schloss das Verteidigungsministerium (Department of Defense, DoD) schon im Herbst 2023 einen zehn Jahre laufenden Liefervertrag für vertrauenswürdige Halbleiter im Wert von bis zu 3,1 Milliarden US-Dollar. Einen Rahmenvertrag im selben Volumen sicherte sich nun auch Intel, und zwar für eine nicht näher erläuterte "Secure Enclave". Im Zusammenhang mit dem Programm Trusted Foundry Access III vergab das DoD zudem 576 Millionen US-Dollar für Dienstleistungen an IBM.

In Europa sieht es hingegen trüber aus: Viele der hiesigen Chiphersteller wie Bosch, Infineon, NXP und STMicro bedienen vor allem die Automobilbranche. Weil die schwächelt, tun das auch die Umsätze der Chipfirmen. Der französische IT-Dienstleister Atos befindet sich schon seit geraumer Zeit in Schieflage. Seine Sparte Eviden, die unter der Marke Bull Sequana viele europäische Top500-Supercomputer gebaut hat, soll nun eine rettende Geldspritze vom französischen Staat erhalten.

Auf dem weltweiten PC-Markt lief schon das dritte Quartal nicht so toll, fürs vierte Quartal erwarten Beobachter nun einen Rückgang. Denn die zuletzt relativ hohe Nachfrage in China war von Subventionen befeuert: Privathaushalte bekamen Zuschüsse für den Kauf effizienterer Elektrogeräte und PCs – aber die Zuschüsse liefen nun aus. Kurz vor Redaktionsschluss gab Intel bekannt, dass Pat Gelsinger seinen Hut nimmt, mehr dazu bei heise online.

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(ciw)