Intel schließt Abspaltung der Chipfertigung nicht mehr aus

Sollte die neue 18A-Fertigungstechnologie nicht erfolgreich sein, könnte Intel seine Chipfabriken auslagern. Dies haben Intels Interim-Chefs nicht dementiert.

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Mitarbeiter in Reinraumkleidung hält Chip in die Kamera

(Bild: Dragon Images/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die beiden aktuellen Chefs von Chiphersteller Intel haben nach dem kürzlichen Aus des bisherigen CEO Pat Gelsinger zugegeben, dass das Unternehmen möglicherweise seine Chipfertigung ausgliedern wird. Einer der Gründe könnte mangelnder Erfolg der nächsten Stufe der selbst entwickelten 18A-Fertigungstechnologie sein. Die als Interim-CEOs tätige Doppelspitze aus Finanzchef David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus hat dies zumindest nicht mehr ausgeschlossen.

Intel ist in der Branche das einzige Unternehmen, das Computerchips sowohl selbst entwickelt als auch selbst produziert. Konkurrent AMD hat die eigene Chipfertigung bereits vor mehr als 15 Jahren in das 2008 als Auftragsfertiger gegründete Globalfoundries ausgelagert. AMD hatte zunächst noch Anteile an der Firma, bevor Globalfoundries 2012 komplett in arabische Hand gegeben wurde. Ein ähnliches Szenario könnte nun auch Intel bevorstehen.

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Bislang hat Intel daran festgehalten, die eigenen Chips auch selbst zu fertigen. Doch Anfang dieses Monats wurde der bisherige Intel-CEO Pat Gelsinger überraschend in den Ruhestand versetzt, nachdem seine Strategie, Intel als Auftragsfertiger auch für andere Hersteller zu positionieren, nicht richtig abgehoben ist. Gleichzeitig musste das Unternehmen zuletzt hohe Verluste verkraften: 16,6 Milliarden Verlust stehen für das vergangene Quartal in den Büchern.

Jetzt sollen übergangsweise Finanzchef David Zinsner und die Leiterin von Intels Client-Computing-Group Michelle Johnston Holthaus die Firma leiten, bis ein neuer Chef gefunden ist. Der US-Chipriese hat wohl schon ein paar Kandidaten für den Top-Job, aber die beiden Interim-CEOs gehören offenbar nicht dazu, denn Intels neuer CEO soll von außen kommen.

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Medienberichten zufolge hat Intels Verwaltungsrat in den vergangenen Monaten eine Reihe von Optionen diskutiert. Eine davon: die Aufspaltung von Intel in Chipdesigner und Auftragsfertiger. Gelsinger war damit nicht einverstanden. Jetzt wurden Michelle Johnston Holthaus und David Zinsner im Rahmen einer Investment-Banking-Konferenz in San Francisco gefragt, ob die Fortsetzung dieser Kombination aus Chipdesign und -fertigung unter einem Dach mit dem Erfolg der neuen 18A-Chipherstellung zusammenhängt.

Die Antwort darauf von Johnston Holthaus ist offen. "Halte ich es aus pragmatischer Sicht für sinnvoll, dass die beiden völlig getrennt sind und es keinerlei Verbindung gibt? Ich glaube nicht. Aber das wird jemand entscheiden", sagte sie laut Reuters und deutet damit an, dass diese Entscheidung dem kommenden Intel-Chef obliegen wird.

Finanzchef Zinsner weist hingegen darauf hin, dass die Chipauftragsfertiger-Sparte namens Intel Foundry bereits getrennt von den übrigen Intel-Abteilungen betrieben wird, auch buchhalterisch. Die Foundry-Sparte bekommt zudem in Kürze ein separates operatives Gremium und ein eigenes Softwaresystem für Geschäftsprozesse. "Wird es jemals vollständig abgetrennt? Das ist eine offene Frage für einen anderen Tag", lässt Zinsner auch seine Antwort offen.

Die 18A-Technologie ist ein wichtiger Schritt für Intel, denn die vorherige 20A-Fertigungstechnik wurde nicht in Serie gebracht. Stattdessen setzt Intel bei der aktuellen Serie von Core Ultra 200 Desktop-Prozessoren mit dem Codenamen "Arrow Lake" auf viele TSMC-Chiplets und überspringt die 20A-Fertigung. Nachfolger 18A soll hingegen besser dastehen. Bereits jetzt zählt Intel zwei Big-Tech-Schwergewichte zu seinen Auftraggebern dieser Produktionsstufe. Nach Microsoft ist Amazon Intels zweiter großer 18A-Kunde.

(fds)