Industrie will Tiefsee-Ölförderung sicherer machen

Weil die Ölindustrie die Entwicklung neuer Sicherheitstechnologien sträflich vernachlässigt hat, könnte sich das amerikanische Offshore-Moratorium ganz von selbst auf Jahre ausdehnen.

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Die Ölpest im Golf von Mexiko, hervorgerufen durch die Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon“ vor sieben Wochen, erschüttert nicht nur die Öffentlichkeit. Auch die Offshore-Ölindustrie ist sichtlich angeschlagen. Denn um das Risiko eines solchen Desasters bei künftigen Tiefsee-Förderprojekten zu minimieren, ist nach Ansicht vieler Branchenkenner neue Sicherheitstechnik nötig. Die aber könnte die Ausbeutung von Lagerstätten in großer Meerestiefe unrentabel machen – und das von US-Präsident Obama verhängte Offshore-Moratorium ganz von selbst verlängern, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

"Ich glaube, die Chancen stehen 50 zu 50, dass das gegenwärtige Moratorium länger dauert", orakelt Paul Bommer, Ingenieur an der Universität von Texas in Austin. Denn es sind nicht nur Fehlentscheidungen des Ölkonzerns BP, die zur Katastrophe führten. Die Ölindustrie selbst bekommt mit der Katastrophe die Quittung für falsche Prioritäten.

Einen exemplarischen Fehler sehen Ingenieure darin, dass sich BP dafür entschied, eine durchgängige Kette von Stahlrohren zwischen Bohrkopf und dem Grund der Ölquelle einzuziehen. "Ich kann mir das nur damit erklären, dass BP sich davon eine Kostensenkung versprach", sagt Bommer.

Die bessere Alternative für die Tiefseeförderung wäre eine so genannte Liner-Konstruktion. Hierbei wird bei jeder Bohretappe eine Auskleidung (englisch: Liner) aus Zement am unteren Ende des Bohrschachts eingezogen. Während der Zement trocknet, kann der "Driller" – der Inspekteur der Bohrung – beobachten, ob irgendwo Lecks auftreten. "Das dauert länger, kostet auch mehr, ist aber viel sicherer“, sagt Geoff Kimbrough, Tiefsee-Experte der Ölbohr-Beratung New Tech Engineering aus Houston.

Es werde aber einige Zeit dauern, bis sich in den Unternehmen der Ölindustrie ein umsichtigeres Vorgehen etabliere, vermutet Kimbrough. Denn die Vorsicht hat ihren Preis: pro Quelle schätzungsweise 10 bis 20 Millionen Dollar Mehrkosten. Nicht alle Firmenbosse würden dies sofort unterstützen, sagt Kimbrough: "Dazu gehört Mut, und der kommt nicht über Nacht."

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(bsc)