Urheberrecht: Großbritannien will geschützte Werke fürs KI-Training freigeben

Laut einer Initiative der britischen Regierung könnten Kreative nur noch per Widerspruch verhindern, dass ihre Werke von OpenAI, Google & Co. verwendet werden.

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Flagge Großbritanniens auf einer Europakarte

(Bild: hyotographics / Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Schriftsteller, Filmproduzenten, Musiker, Fotografen und Presseverleger laufen Sturm gegen den Plan der britischen Regierung, eine Urheberrechtsausnahme zugunsten der Branche für Künstliche Intelligenz (KI) zu schaffen. Mit einer Schrankenregelung will London OpenAI, Google, Meta & Co. das Trainieren ihrer Sprachmodelle erleichtern. Kreative und Rechteinhaber müssten demnach erst aktiv ihren Widerspruch einlegen, um zu verhindern, dass geschützte Werke ausgeweidet werden. Ein solches Opt-out-Verfahren sei der falsche Weg, betont die Creative Rights in AI Coalition. Die Priorität müsse darauf liegen, die Urheberrechtsgesetze einzuhalten und durchzusetzen. Entwickler generativer KI müssten verpflichtet werden, Genehmigungen einzuholen und Lizenzen zu erwerben.

Aus der Stellungnahme zitiert der Guardian, der der Koalition genauso angehört wie etwa Verbände der britischen Musikindustrie und unabhängiger Komponisten, die Motion Picture Association und die Society of Authors sowie Medienunternehmen wie die Financial Times, Telegraph, Getty Images oder die Daily Mail Group. Bereits im Vorfeld der am Dienstag gestarteten Konsultation, mit dem die Regierung noch bis 25. Februar Meinungen zu ihrem Vorschlag einholt, gab das Bündnis zu bedenken: "Die weltweit führenden Kreativ- und Tech-Branchen Großbritanniens versetzen das Land in die einzigartige Lage, einen globalen Standard dafür zu setzen, wie beide gemeinsam Innovationen hervorbringen und weiterhin qualitativ hochwertige Dienstleistungen anbieten können." Der Schutz des Urheberrechts und der Aufbau eines dynamischen Lizenzmarkts für die Nutzung kreativer Inhalte beim Aufbau generativer KI sei daher "nicht nur eine Frage der Fairness", sondern auch des Florierens beider Sektoren.

Vorige Woche forderten Paul McCartney und Kate Bush als jüngste prominente britische Kreative, dass KI-Unternehmen, die Urheberrechtsverletzungen begehen, gestoppt werden müssten. Gemeinsam mit Schauspielern wie Julianne Moore, Stephen Fry und Hugh Bonneville unterzeichneten sie eine Petition, die bereits von über 37.500 Menschen unterstützt wird. Demnach stellt "die unlizenzierte Nutzung kreativer Werke zum Trainieren generativer KI eine große, ungerechte Bedrohung für den Lebensunterhalt der Menschen hinter diesen Werken dar". Bei einer Debatte im House of Lords verglich die dem Oberhaus angehörende Regisseurin und Produzentin Beeban Kidron das skizzierte System damit, auch für Shop-Besitzer nur ein Opt-out gegen Ladendiebe einzuführen.

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Letztlich erwägt die Regierung laut Kidron, die Existenzgrundlage des britischen Kreativsektors zu verschenken, der jährlich 126 Milliarden Pfund wert sei. Der britische Technologie- und Kulturminister Chris Bryant hielt im Parlament dagegen, das System werde "den Zugang zu Inhalten für KI-Entwickler verbessern". Gleichzeitig könnten Rechteinhaber kontrollieren, "wie ihre Inhalte für das KI-Training verwendet werden". Ein Opt-in-Regime würde riskieren, "dass internationale Entwickler ihre Modelle weiterhin mit im Ausland abgerufenen britischen Inhalten trainieren, diese dann aber möglicherweise nicht in Großbritannien einsetzen können". Dies dürfte auch die Kreativbranche benachteiligen und "britischen KI-Entwicklern den Boden unter den Füßen wegziehen". Der Branchenverband Tech UK fordert einen offeneren Markt, um Firmen die Nutzung geschützter Daten und Zahlungen dafür zu ermöglichen. Hierzulande tobt ebenfalls eine Debatte dazu. Laut einer Studie für die Initiative Urheberrecht stellt die Nachbildung von Werken durch Modelle für generative KI eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigung dar und ist rechtswidrig. Das Training solcher Systeme würde demnach nicht unter die Text- und Data-Mining-Schranke fallen.

(mki)