Grimme Online Award: "Das Internet bleibt ein Medium von unten"

Unter anderem gingen Preise an "Planet Wissen", die SWR-Seite zum Film "Stauffenberg" und die Mediensite "Die Gegenwart". Den Publikumspreis konnte die Website zur RTL-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" einheimsen

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Von
  • Jürgen Kuri

"Der diesjährige Grimme Online Award beweist, dass sich Aktualität und Nützlichkeit mit anspruchsvoller Ästhetik hervorragend vereinbaren lassen. Das Internet wird zu einem wesentlichen Träger von Bildungsinhalten und Wissensvermittlung": Instituts-Chef Bernd Gäbler sieht die Verleihung der Online-Preise des Adolf Grimme Instituts als Zeichen für steigende Qualität auch im Internet. Dem mögen vielleicht nicht alle zustimmen, wenn sie an den Publikumspreis denken, bei dem sich 89.693 Nutzer -- "überwiegend jugendliche User", wie das Grimme-Institut meint -- an der Abstimmung beteiligten: Der Preis ging an die Website zur täglichen RTL-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Gäbler möchte die Entscheidung für den von Intel gestifteten Preis aber relativiert sehen: "Es ist bemerkenswert, dass im PISA-Land bei den vielen jungen Usern 'tagesschau.de' von der ohnehin höchst populären Website 'gzsz.de' nur knapp geschlagen wurde."

Die von der Jury des Grimme-Instituts vergebenen Preise gingen in der Kategorie TV an die Website Planet Wissen, die von den öffentlich-rechtlichen Sendern WDR, SWR und BR-alpha gestaltet wird, an Stauffenberg -- Der Film vom SWR sowie an Verkehrsunfälle -- das verdrängte Massensterben von BR Online. Bei der letztgenannten Site hob die Jury besonders die "ungewöhnliche journalistische Qualität" hervor.

In der Kategorie Web-Media gab es in diesem Jahr zwei Auszeichungen: Mit Dem Ersin und Börek Show erhält das Forum für die beiden deutsch-türkischen Comicfiguren Ersin und Börek einen Award, ebenso wie die Seite Der Film Poem. Das private Online-Magazin für Medienjournalismus Die Gegenwart erhält den Grimme Online Award in der Kategorie Medienjournalismus.

Bereits bei der Vorstellung der Nominierungen freute sich das Grimme-Institut über die Veränderungen, die sich im Web zeigten: "Die Zeit der Flash-Vergiftungen ist vorbei: Programmbegleitende Internet-Angebote, innovative Web-Media-Sites und medienjournalistische Online-Magazine präsentieren sich aufgeräumter und weniger hektisch-animiert als in den letzten Jahren." Nun meinte Friedrich Hagedorn, verantwortlich für den Grimme Online Award, dass zwar Animationen, Videos, Flash-Filme und Ähnliches "ganz selbstverständlich" zu Websites gehörten und das Netz bewegter geworden sei: "Trotzdem aber bleibt das Internet ein Medium von unten, vor allem im Bereich des Medienjournalismus."

Das Adolf Grimme Institut zählt sich nach seiner eigenen Selbstdarstellung zum "kleinen Kreis renommierter Forschungs- und Dienstleistungseinrichtungen in Europa, die sich mit Fragen der Medienpolitik und Kommunikationskultur befassen". Es verstehe sich als Forum für die "kommunikationspolitische Debatte in der Bundesrepublik Deutschland" und leiste "medientheoretische und medienpraktische Bildungsarbeit". Zu den der Öffentlichkeit bekanntesten Aktivitäten dürfte aber die Verleihung des Adolf-Grimme-Preises gehören. Mit der seit 1964 vergebenen Auszeichnung werden TV-Produktionen und Fernsehleistungen prämiert, "die spezifische Möglichkeiten des Mediums Fernsehen auf hervorragende Weise nutzen und nach Inhalt und Methode Vorbild für die Fernsehpraxis sein können". Der Grimme Online Award soll Ähnliches für die Welt der Online-Medien leisten. (jk)