Bundeskartellamt gibt Siemens-Übernahme von Altair Engineering frei
Siemens will seine Position bei Industriesoftware ausbauen und plant eine der größten Übernahmen der Konzerngeschichte. Eine Hürde ist jetzt genommen.
(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)
- Niklas Jan Engelking
- mit Material der dpa
Das Bundeskartellamt hat den geplanten Erwerb der Altair Engineering (Altair) durch Siemens freigegeben. Siemens hatte die geplante Übernahme des US-Unternehmens Ende Oktober bekannt gemacht. Altair ist auf IT-Lösungen im Bereich Datenanalyse, künstliche Intelligenz (KI), computergestütztes Engineering und High-Performance-Computing (HPC) spezialisiert.
Beide Unternehmen bieten laut Kartellamt im Bereich des sogenannten Product Lifecycle Management (PLM) diverse Softwarelösungen für das Design und die Verifizierung von Produkten an, unter anderem im Zusammenhang mit Simulationen und Analysen im Kontext der rechnergestützten Entwicklung (computer-aided engineering, CAE).
Kartellamt sieht weiterhin Wettbewerb
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes sagt dazu in einer Pressemitteilung: "Im Bereich der PLM-Lösungen sind derzeit viele Akquisitionen zu verzeichnen. Die Übernahme von Altair durch Siemens gehört hier zwar mit zu den größten. In den betroffenen Marktbereichen sind allerdings weitere – größere und kleinere – Wettbewerber tätig, weshalb das Vorhaben freizugeben war."
Das Umsatzvolumen des betroffenen Marktbereiches der PLM-Software wird laut Bundeskartellamt weltweit auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt und weiteres Wachstum prognostiziert. Siemens gehöre zu den größten Anbietern von Industrie- und insbesondere PLM-Software, stehe aber auch nach dem Zusammenschluss im Wettbewerb mit weiteren, mitunter ebenfalls großen Anbietern von PLM- und CAE-Lösungen.
Größerer Umbau bei Siemens
Siemens zahlt zehn Milliarden US-Dollar (9,2 Milliarden Euro) für das 1985 gegründete, amerikanische Softwareunternehmen. Die Nachfrage danach dürfte den Erwartungen zufolge mit der zunehmenden Verbreitung von KI im Alltag steigen. Siemens erwartet durch die Übernahme eine Umsatzsteigerung von einer halben Milliarde Euro jährlich. Der Abschluss der Transaktion wird zwischen Juni und Dezember 2025 erwartet.
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Der Konzern fokussiert sich – nach dem Börsengang von Healthineers und der Abspaltung des Energietechnikkonzerns Siemens Energy – zunehmend auf seine Digitalisierungsgeschäfte und trennt sich von Randbereichen. Anfang Oktober hatten die Münchner den Verkauf von Innomotics abgeschlossen. Für das Geschäft mit Elektromotoren und großen Antrieben bei rund 15.000 Beschäftigten hatte Siemens rund 3,5 Milliarden Euro bekommen.
Auch von der Tochter Siemens Logistics, die auf Flughafengepäck-Sortieranlagen spezialisiert ist, trennt sich der Konzern. Wie Siemens Ende Oktober mitteilte, wird die Tochter für 300 Millionen Euro an das Unternehmen Vanderlande verkauft, welches zum japanischen Toyota-Konzern gehört.
(nen)