Amateurastronomen empfangen Signale der Voyager 1

Mit einem umgebauten historischen Radioteleskop gelang es Amateuren, Signale der Voyager 1 zu empfangen. Möglich machte das ein technisches Problem der Sonde.

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Niederländische Hobbyastronomen konnten vorübergehend ihre Signale empfangen: Die Voyager 1-Raumsonde der NASA.

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Mit dem historischen Radioteleskop Dwingeloo ist es Amateurastronomen nahe einem gleichnamigen niederländischen Dorf gelungen, kurzzeitig Signale der Voyager 1-Raumsonde der NASA zu empfangen. Möglich machte das zum einen eine zusätzlich verbaute Antenne am Teleskop, zum anderen ein alternativer Sender, den die Voyager vorübergehend für den Kontakt mit der Erde nutzte.

Aufgrund der Entfernung von Voyager 1 waren die Signale sehr schwach: fast 25 Milliarden Kilometer trennen sie von der Erde, das ist fast fĂĽnfmal so viel wie beim Zwergplaneten Pluto. Hier sind es laut dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum rund fĂĽnf Milliarden Kilometer.

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Für den nötigen Empfang montierten die Astronomen eine weitere Antenne am Radioteleskop, welches eigentlich für niedrigere Frequenzen als die von Voyager 1 ausgelegt ist. Bei diesen höheren Frequenzen reflektiert das Netz der Antenne weniger, sodass es besonders schwierig ist, schwache Signale zu empfangen.

Um das sehr schwache Trägersignal im Rauschen zu finden, nutzte das Team die Bahnvorhersagen von Voyager 1. So ließ sich die Dopplerverschiebung der Frequenz korrigieren, welche durch die Bewegung der Erde und von Voyager 1 entstand. Ihr Signal war dadurch zeitweise live im Beobachtungsraum des Teleskops zu sehen. Auf ihrer Webseite hat die Gruppe einige Bilder veröffentlicht.

Möglich war das alles nur wegen eines vorübergehenden technischen Problems an Bord der Sonde. Mitte Oktober hatte die NASA der Voyager den Befehl geschickt, eine Heizung an Bord zu aktivieren. Daraufhin meldete sich die Sonde nicht auf der üblichen Frequenz im X-Band zurück. Später wurde ein anderes Signal im S-Band entdeckt, das einem stromsparenden Transmitter vorbehalten ist. Ende November gab die NASA dann die Erklärung dafür bekannt: Die Sonde hatte durch die Heizung einen erhöhten Stromverbrauch erkannt und dann automatisch auf den anderen Transmitter umgeschaltet.

Die Voyager 1 befindet sich seit 1977 im All und wird von drei Radionuklidbatterien angetrieben, die jedes Jahr etwa vier Watt weniger liefern. Deshalb werden seit Jahren nach und nach Systeme abgeschaltet, viele Messgeräte an Bord liefern schon lange keine Daten mehr. Trotzdem sind die Leistungsreserven extrem gering, sodass schon leicht abweichende Vorhersagen zum Stromverbrauch solch große Folgen haben können.

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Die Amateurastronomen in Dwingeloo müssen die Signale also zwischen Mitte Oktober und Ende November empfangen haben. Sie stellen allerdings klar: Die Möglichkeit, eigene Signale an die Voyager 1 zu senden, hatten sie zu keinem Zeitpunkt. Die NASA nutzt dafür Antennen, welche deutlich größer sind, als die des alten Radioteleskops. Trotzdem dürfte es einer der späten Höhepunkte in der Geschichte des alten Radioteleskops sein. Der Bau wurde 1956 fertiggestellt, zu dieser Zeit war das einschüsselige Radioteleskop das größte der Welt mit einem Durchmesser von 25 Metern. Seit 2000 ist es nicht mehr in Betrieb und gilt seit 2009 als niederländisches Industriedenkmal. Nach einer Restaurierung 2012 nahm die Stiftung CA Muller Radio Astronomy es dann in Zusammenarbeit mit dem Besitzer wieder in Betrieb.

(nen)