Google Maps verschiebt Zeitachse aufs Smartphone

Google verschiebt die Daten der Zeitachse in die App und auf das jeweilige Gerät. Nutzer müssen handeln, sonst werden die Daten unwiederbringlich gelöscht.

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Google Maps in der Satelliten-Ansicht.

(Bild: Screenshot)

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Google Maps verschiebt die Daten der persönlichen Zeitachse für immer mehr Nutzer in die App und damit auf das jeweils genutzte Gerät. Derzeit erhalten wieder zahlreiche Maps-Anwender in Deutschland einen Hinweis, dass sie ihre persönliche Zeitachse bis Mai 2025 übertragen müssen, wenn sie die Daten nicht verlieren wollen.

Auf der Zeitachse (früher "Standortverlauf", in der englischsprachigen App "Timeline") speichert Google die Ortungsdaten der Geräte, die mit dem Google-Account verbunden sind. Das ergibt ein ziemlich genaues Bewegungsprofil der Kontoinhaber – allerdings nur, wenn sie diese Funktion zuvor eingeschaltet haben.

Die Daten liegen bisher in der Google Cloud und sind damit auf allen mit dem Konto verknüpften Geräten verfügbar. Viele Nutzer schätzen die Möglichkeit, auf Google Maps im Browser über die eigene Zeitachse zu navigieren oder dort Korrekturen vorzunehmen.

Dies ist ab der Übertragung aufs Gerät nicht mehr möglich. Die Zeitachse ist dann nur noch auf dem Gerät einsehbar, auf dem die Daten liegen. Wer seine Zeitachse behalten will, sollte trotzdem zustimmen, denn Google löscht sonst sämtliche Daten etwa sechs Monate nach dem ersten Hinweis.

Ende 2023 hatte Google angekündigt, die Zeitachse künftig auf dem Gerät zu speichern und nicht mehr in der Cloud. Angaben zur Anzahl der betroffenen Nutzer, einem Zeitplan für die Umstellung aller Konten oder weiteren Hintergründen macht das Unternehmen auf Nachfrage nicht.

Seit Sommer 2024 werden die Nutzer nun schubweise aufgefordert, der Übertragung der Timeline auf ihr Tablet oder Smartphone zuzustimmen. Im Rahmen der Übertragung können Nutzer auch widersprechen, dass die Daten zu Werbezwecken oder zur Produktverbesserung genutzt werden.

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Darüber hinaus verkürzt Google die Frist, nach der die Daten automatisch gelöscht werden, von 18 auf drei Monate. Die automatische Löschfrist ist ab Werk aktiv. Wer seine Zeitachse länger behalten möchte, muss die Automatik in den Einstellungen der Maps-App abschalten.

In der Maps-App (Android und iOS) gibt es nun die Möglichkeit, eine verschlüsseltes Backup der Zeitachsendaten in der Cloud zu speichern. Damit kann die Zeitachse auch auf ein neues Gerät übertragen werden. Das Backup lässt sich der Maps-App mit dem Wolken-Symbol oben rechts in der Zeitachsensansicht ein- oder ausschalten.

Während Google keine Angaben zu Hintergründen macht, wird in einigen Medienberichten über mögliche rechtliche Motive spekuliert. Einerseits ist die lokale Speicherung ein Datenschutzgewinn für alle Nutzer. Andererseits entzieht Google diese sensiblen Daten so dem Zugriff der US-Justiz.

US-Ermittler hatten richterliche Anordnungen für die Herausgabe von Standort- und Suchmaschinendaten im großen Stil auch zur Aufklärung von vergleichsweise kleinen Verbrechen erwirkt. Dabei musste Google die Daten zu Geräten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem Ort waren, herausgeben.

Mit der Änderung kann Google diese Daten nicht mehr herausgeben, weil das Unternehmen sie nicht unverschlüsselt besitzt. Die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) hat die Umstellung deshalb auch als "fantastische Nachricht für Nutzer" bezeichnet.

(vbr)