Russische Schattenflotte? – Insgesamt fünf Unterseekabel vor Finnland beschädigt

Schon wieder wurden in der Ostsee mehrere Unterseekabel beschädigt, neben einer Stromverbindung auch vier Datenkabel. Eins davon wurde gerade erst repariert.

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Schiff zur Inspektion von Unterwasserkabeln

(Bild: Korn Srirawan/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Neben einem Unterseekabel zur Übertragung von Strom zwischen Finnland und Estland wurden in den Weihnachtstagen auch gleich vier Internetkabel vor der finnischen Küste beschädigt, darunter auch erneut das gerade erst reparierte Kabel C-Lion1 zwischen Helsinki und Rostock. Das berichten die finnische Rundfunkanstalt Yle und die Kommunikationsaufsicht des Landes, Traficom. Während es im Fall des gestörten Stromkabels EstLink2 bereits einen Verdächtigen gibt, heißt es zu den Internetkabeln lediglich, dass Hergang und Ursachen untersucht würden. Die Unterbrechung der Internetverbindungen hat laut Yle bislang keine großen Auswirkungen.

Störungen sind dem Bericht zufolge an zwei Kabeln des finnischen Betreibers Elisa aufgetreten, die Finnlands Hauptstadt mit Tallinn in Estland verbinden. Ein weiteres betroffenes Kabel zwischen Finnland und Estland gehört demnach dem chinesischen Konzern CITIC. C-Lion1 führt durch die Ostsee an Rügen vorbei an die deutsche Küste. Dieses Kabel war erst vor wenigen Wochen beschädigt worden, mutmaßlich von einem chinesischen Frachter. Yle zitiert den Traficom-Chef Jarkko Saarimäki mit der Erklärung, dass solche Unterseekabel typischerweise so robust sind, dass Unterbrechungen auf äußere Kräfte zurückgehen. Die Reparaturen sollen noch in dieser Woche beginnen, der genaue Zeitplan hänge aber vom Wetter ab.

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Die Vorfälle im Finnischen Meerbusen erinnern an Kabelstörungen Ende November, damals waren zwei Unterseekabel in der Ostsee beschädigt worden. Betroffen war damals bereits C-Lion1. Beide Kabel waren innerhalb weniger Tage repariert worden, verursacht hat den Schaden womöglich der chinesische Frachter "Yi Peng 3". Der hatte daraufhin wochenlang in der Ostsee vor Anker gelegen, bis Ermittler aus mehreren europäischen Staaten an Bord durften. Am Wochenende hat das Schiff dann die Anker gelichtet und die Ostsee verlassen. Angesichts der Rechtslage in Bezug auf internationale Gewässer waren den Behörden der Ostseeanrainer weitgehend die Hände gebunden.

An den Weihnachtsfeiertagen war dann zuerst bekannt geworden, dass mit Estlink2 ein Stromkabel vor der finnischen Küste beschädigt wurde. Finnische Behörden haben in dem Zusammenhang den Tanker "Eagle S" festgesetzt und das Kommando über das Schiff übernommen. Das Schiff ist unter Flagge der Cookinseln unterwegs und war zum Zeitpunkt der Kabelstörung in dem Gebiet unterwegs und auffallend langsamer geworden, schreibt Yle. Weil die Anker des Schiffs nicht eingeholt waren, gebe es den Verdacht, dass Estlink2 damit beschädigt wurde. Ermittelt wird demnach wegen des Verdachts auf Sabotage, aber auch ein Fall von Terrorismus könne nicht ausgeschlossen werden.

Von der Europäischen Kommission heißt es inzwischen, dass der festgesetzte Tanker Teil der russischen Schattenflotte ist. Zu der werden Schiffe gezählt, die Russland inoffiziell benutzt, um Sanktionen zu umgehen – zum Beispiel beim Öltransport. "Wir werden weitere Maßnahmen, einschließlich Sanktionen, vorschlagen, um gegen diese Flotte vorzugehen", heißt es in der Mitteilung aus Brüssel. Man arbeite mit den Behörden zusammen und stehe in voller Solidarität an der Seite Finnlands, Estlands und Deutschlands. Als Reaktion sollen die Maßnahmen zum Schutz der Unterseekabel verstärkt werden.

(mho)