Allgemeine Künstliche Intelligenz: OpenAI-Abkommen mit Microsoft enthüllt
Das Unternehmen hinter ChatGPT hat ein ganz eigenes Verständnis von Allgemeiner Künstlicher Intelligenz. Es beruht auf einem Abkommen mit Microsoft.
(Bild: Camilo Concha / Shutterstock.com)
Mit ChatGPT fanden Modelle für künstliche Intelligenz (KI) den Einzug in verschiedenste Lebensbereiche – aber sie erfüllen nicht das, was deren Erfinder unter dem Begriff Allgemeine Künstliche Intelligenz verstehen, auch in finanzieller Hinsicht. Vertrauliche Unterlagen geben jetzt Einblick in ein Abkommen der (Noch-)Non-Profit-Organisation mit dem Investor und Geschäftspartner Microsoft. Demnach erachten beide Unternehmen ein KI-Modell von OpenAI dann als "Allgemeine Künstliche Intelligenz" – auf Englisch "Artificial General Intelligence" (AGI), sobald dieses die Gewinnmarke von 100 Milliarden Dollar knackt.
AGI ist eine theoretische, besonders starke Form der künstlichen Intelligenz. Zwei Definitionen liefern Microsoft und OpenAI – schon vor den jetzigen Enthüllungen – auf den eigenen Webseiten: OpenAI spricht hier von "hochautonomen Systemen, die den Menschen bei den meisten wirtschaftlich wichtigen Aufgaben übertreffen." Laut Microsoft wäre AGI "in der Lage, eine Vielzahl von Aufgaben auf oder über menschlichem Niveau auszuführen" und "der nächste logische Schritt nach den aktuellen KI-Technologien wie Copilot, die bereits eine breite Palette von Aufgaben wie Texterstellung, Bilderzeugung, Datenanalyse und vieles mehr ausführen können." An welchem Punkt genau solche Voraussetzungen von einer Technologie als erfüllt gelten, darüber gibt es viele verschiedene Auffassungen – genauso darüber, von wie viel AGI-Einsatz die Zukunft wirklich geprägt sein könnte.
AGI-Definition ist für OpenAI brisant
Microsofts und OpenAIs Auffassungen davon sind wohl vor allem finanzieller Natur, wie eine Recherche des Nachrichtenportals The Information zeigt. Demnach einigten sich beide Unternehmen schon 2023 darauf, dass sie ein KI-Modell von OpenAI als AGI-Modell verstehen, sobald es mindestens einen Gewinn von 100 Milliarden Dollar abwirft. Außerdem brisant: Laut dem Vertrag mit OpenAI verliert Microsoft den Zugriff auf die Technologien des Start-ups, sobald hier der Status der Allgemeinen Künstlichen Intelligenz erreicht ist, wie die New York Times im Oktober unter Berufung auf 19 anonyme Quellen bei OpenAI berichtete. Die Klausel soll demnach einen möglichen Missbrauch der AGI-Technologie durch Microsoft ausschließen.
Von einem 100-Milliarden-Dollar-Gewinn ist OpenAI jedoch weit entfernt. 2024 macht das Tech-Startup voraussichtlich rund fünf Milliarden Dollar Verlust. Bei einer Finanzierungsrunde erhielt das Tech-Startup, welches noch als Wohltätigkeitsorganisation firmiert, frisches Geld von Investoren wie Microsoft, Nvidia & Co. Das ist allerdings an die Bedingung verknüpft, dass OpenAI sich zu einer For-Profit-Organisation umwandelt. Am Freitag gab OpenAI bekannt, sich in eine sogenannte Public Benefit Corporation (PBC) umwandeln zu wollen. Microsoft und OpenAI sind auch Geschäftspartner: So versorgt Microsoft den KI-Entwickler mit der nötigen Rechenleistung, während ChatGPT ein Bestandteil von Microsofts eigener KI-Anwendung Copilot ist. Zuletzt gab es Medienberichte, dass Microsoft versucht, auch andere KI-Modelle anderer Unternehmen für die Anwendung zu nutzen.
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Wenn wirklich erst 100-Milliarden-Dollar-Gewinn OpenAI von Microsofts Zugriff entbindet, könnte es einerseits noch eine ganze Weile dauern, bis OpenAI mit einem echten AGI-Modell aufwartet. Andererseits könnte Microsoft in auf mittlere oder lange Sicht seine KI-Anwendungen mit etwas bestücken, das einem AGI-Modell gleichkommt, aber von den Verantwortlichen noch nicht so genannt werden darf – aus finanziellen Gründen.
(nen)