Ukraine stoppt Erdgastransit Richtung Europa
Der Transit von russischem Gas durch die Ukraine ist erstmals komplett eingestellt. Kiew leitete die Energie lange trotz Moskaus Angriffskrieg weiter.
(Bild: INSAGO / Shutterstock.com)
- Axel Vahldiek
- mit Material der dpa
Die Durchleitung von russischem Gas durch die Ukraine in Richtung Europa ist seit dem Morgen wie angekündigt eingestellt. Der russische Gaskonzern Gazprom teilte am Neujahrstag mit, dass er nach der Nichtverlängerung des Transitvertrags durch die Führung in Kiew weder juristische noch technische Möglichkeiten habe, das Gas durch die Ukraine zu pumpen. Seit 6.00 Uhr (MEZ) sei die Befüllung deshalb eingestellt worden.
Kiew hatte sich dazu entschlossen, um Russland von weiteren Einkünften abzuschneiden, mit denen der Kreml auch seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland finanziert. Die Gültigkeit des am 30. Dezember 2019 unterschriebenen Vertrages sei am heutigen Morgen ausgelaufen, teilte Gazprom mit. Die ukrainische Seite habe es wiederholt abgelehnt, den Vertrag zu verlängern, hieß es.
Transitstopp als „historisches Ereignis“
Betroffen ist unter anderem die an die Ukraine grenzende Slowakei, die kein russisches Gas über diese Leitung mehr erhält. Das EU- und Nato-Land hatte massiv gegen diese Entscheidung Kiews protestiert und damit gedroht, Stromlieferungen aus der Slowakei an die Ukraine zu stoppen.
Videos by heise
Die Ukraine hatte jahrelang mit dem bisher gültigen Vertrag auch Milliarden an Durchleitungsgebühren kassiert. Der ukrainische Energieminister Haluschtschenko teilte mit, dass das Gasdurchleitungsnetz zuletzt auf den Lieferstopp eingestellt worden sei – mit Hilfe der EU, die sich für einen Abschied von russischem Gas entschieden habe. Er bezeichnete den Transitstopp als „historisches Ereignis“. „Russland verliert Märkte, es wird unter den finanziellen Verlusten leiden“, teilte der Minister mit.
Russisches Gas erreicht weiter die EU
Auch nach dem Lieferstopp erreicht russisches Gas weiter die EU ĂĽber andere Wege, darunter ĂĽber die im Schwarzen Meer verlegten Gasleitungen TurkStream und Blue Stream. TurkStream etwa versorgt nicht nur die TĂĽrkei, sondern auch den SĂĽden und SĂĽdosten Europas.
Russische Energieexperten hatten zuletzt erklärt, dass Gazprom seine Lieferungen über die Leitungen pro Jahr um vier bis sechs Milliarden Kubikmeter hochfahren könne. Auch jetzt verdient Russland weiter Milliarden mit seinen Gasexporten in einzelne EU-Staaten, darunter auch Ungarn. Zuletzt fuhr Moskau vor allem seine Exporte nach China hoch. (axv)