Mysteriöse Radioblitze: Ursprungsort von FRB extrem präzise lokalisiert
Seit Jahren rätselt die Astronomie über die Fast Radio Bursts. Nun wurde ein solcher Radioblitz mit nie dagewesener Präzision zu seinem Ursprung zurückverfolgt.
Künstlerische Darstellung eines Magnetars, eines Neutronensterns mit besonders starkem Magnetfeld
(Bild: NASAs Goddard Space Flight Center/Chris Smith (USRA))
Ein vor zwei Jahren beobachteter, besonders energiereicher Radioblitz hatte seinen Ursprung in unmittelbarer Nähe eines rotierenden Neutronensterns, mitten in dessen extrem starken Magnetfeld. Das hat ein Forschungsteam aus den USA ermittelt und dafür mittels eines neuen Verfahrens eine Lokalisierung in bisher nie dagewesener Präzision erreicht. Damit tragen sie nun außerdem ein weiteres Puzzlestück zur Erklärung der mysteriösen Fast Radio Bursts (FRB) bei, die seit Jahren für Rätselraten in der Astronomie sorgen.
Verräterisches Flackern
Wie das Forschungsteam des Massachusetts Institutes of Technology erläutert, hat es sich bei dem untersuchten Radioblitz FRB 20221022A um einen ganz und gar typischen FRB gehandelt. Entdeckt wurde er mit dem kanadischen Radioteleskop CHIME. Beobachtet wurde damit ein etwa zwei Millisekunden dauerndes Signal. Darin entdeckte Helligkeitsunterschiede hat das Team nach Hinweisen auf die sogenannte Szintillation untersucht. Das ist das von Sternen bekannte Flackern, das auf Brechung des Signals irgendwo auf seinem Weg zurückgeht – etwa der Erdatmosphäre.
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Ermitteln konnte das Team auf dem Weg, dass das extrem energiereiche und stark polarisierte Signal teils von Gas in der Ursprungsgalaxie gebrochen wurde. Das habe wie eine Art natürliche Linse gewirkt, durch die der Ursprungsort immens genau lokalisiert werden konnte. Der müsse in der Magnetosphäre weniger als 10.000 Kilometer von einem rotierenden Neutronenstern entfernt liegen. Weil der aber 200 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, entspreche diese Lokalisierung der Vermessung einer zwei Nanometer großen DNS-Helix, die so weit entfernt ist wie der Mond.
Der Lösung des Rätsels nahe?
Der jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature vorgestellte Befund bestätige Hypothesen, die von diesem Ursprung ganz nah an Neutronensternen ausgegangen waren, schreibt das Team. Als Gegenargument war angeführt worden, dass die Bedingungen dort zu extrem sind. Immerhin seien die Magnetfelder dort an der Grenze dessen, was im Universum möglich ist. Dort könnten nicht einmal Atome existieren. Aber jetzt wüssten wir, dass von dort trotzdem Energie in solch großen Mengen entweichen kann, dass wir sie "auf halbem Weg durchs Universum" messen können.
Zu dem Prozess, der dort für die Entstehung des FRB verantwortlich sein könnte, äußert sich das Team nicht. Erst vor wenigen Wochen hat eine andere Forschungsgruppe erklärt, dass die Radioblitze auf interstellare Himmelskörper zurückzuführen sein könnten, die mit Neutronensternen kollidieren. FRB werden seit 2007 entdeckt und über ihren Ursprung wurde viel spekuliert. Beide Arbeiten deuten an, dass die Forschung einer oder mehreren Antworten immer näher kommen könnte.
(mho)