Übersättigung: Auch US-Verbraucher sparen bei Streaming-Abonnements

2024 haben US-Nutzer 23 Prozent weniger Geld für Streaming-Abos hingeblättert als im Vorjahr. Beobachter führen das auf steigende Gebühren und Wildwuchs zurück.

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(Bild: Shutterstock.com/pixinoo)

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Der durchschnittliche US-Bürger gibt 42,38 US-Dollar pro Monat für Streaming-Abonnements aus, was sich hochgerechnet auf etwa 509 US-Dollar pro Jahr und rund 30.514 US-Dollar im Laufe seines Lebens beläuft. Das geht aus dem jährlichen Statusbericht für Verbraucherausgaben für Medienkonsum hervor, den das Portal Reviews.org vor Kurzem veröffentlicht hat. Es hört sich nach vergleichsweise viel an, was US-Nutzer fürs Gucken von Serien und Filmen auf Netflix, Disney+, Hulu & Co. springen lassen. Doch es sind 23 Prozent weniger als 2023.

Das Minus bei den Ausgaben mag zunächst überraschend klingen angesichts der Zunahme an einschlägigen Diensten, mit der Lieblingssendungen teils plötzlich auf andere Plattformen wandern. Doch insgesamt 27,8 Prozent der US-Verbraucher berichten laut der Umfrage unter 1000 Bürgern von "Streaming-Müdigkeit". So nennen die Marktbeobachter das Gefühl, von der zunehmenden Anzahl an Streaming-Apps überwältigt zu werden.

Generell ist der Abruf von Videos laut dem Report zum "beliebten amerikanischen Zeitvertreib" avanciert. Der durchschnittliche US-Verbraucher nutze 2,2 Streaming-Dienste und schaue täglich 3 Stunden und 49 Minuten Bewegtbilder darüber an. Zum Vergleich: Der Fernsehkonsum hierzulande lag 2022 in der Altersgruppe von 14 bis 19 Jahren durchschnittlich bei 30 Minuten am Tag, die Sehdauer bei den über 65-Jährigen bei über 5,8 Stunden.

Dem Bericht zufolge teilten im vorigen Jahr 26,5 Prozent der US-Nutzer ihre Streaming-Accounts mit Dritten, um Kosten zu sparen. Aufgrund der jüngsten Maßnahmen gegen die Weitergabe von Passwörtern dürfte dies bald aber keine einfach verfügbare Option mehr sein. Reviews.org empfiehlt Sparfüchsen, die Zahl an Abonnements zu reduzieren und mehr Zeit mit kostenlosen Streaming-Diensten zu verbringen. Viel Geld lasse sich sparen, wenn man sich nur vorübergehend bei einer Plattform anmelde, um eine bestimmte Sendung oder einen bestimmten Film anzusehen, und dann wieder kündige.

In Deutschland gaben Nutzer von Streaming-Diensten 2023 laut dem Branchenverband Bitkom durchschnittlich 15,70 Euro im Monat aus. 2022 waren es während der Corona-Pandemie noch 17,90 Euro. Die Zahlbereitschaft für Netflix & Co. ist also auch hierzulande gesunken.

Die Medienkonsumgewohnheiten in Deutschland und den USA sind in vielerlei Hinsicht unterschiedlich. Das liegt auch daran, dass die meisten US-Haushalte jahrzehntelang standardmäßig Kabelfernsehen bezogen haben. Gebühren von 100 US-Dollar monatlich waren dabei normal. Seit einigen Jahren verzichten aber immer mehr US-Bürger aufs Kabel-TV und beziehen nur noch Breitband-Internet. Sie werden "Cord-Cutter" genannt und sind auf Streaming-Services angewiesen. Time Warner brachte erst 2015 einen kostenpflichtigen Onlinedienst für Video on Demand unter seiner Marke HBO auf den Markt. Das galt als kleine Revolution, denn davor gab es HBO-Bezahlfernsehen nur in Kombination mit Kabelanschluss oder via Satellit.

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Die Popularität von linearem TV habe Streaming noch nicht ganz erreicht, meldet Reviews.org. 40,6 Prozent der US-Verbraucher hätten weiterhin ein Kabel-TV-Abo, 14,3 Prozent bezögen Satellitenfernsehen. Das durchschnittliche Kabel-TV-Abo verschlinge 89,29 US-Dollar pro Monat. Glasfaseranschlüsse schlagen monatlich durchschnittlich mit 81,27 US-Dollar zu Buche, Internet per DSL ist gemittelt für 58,61 US-Dollar zu haben.

(nen)