E3: Nintendo 3DS bringt stereoskopische 3D-Kamera mit [2. Update]

Auf der E3 hat Nintendo erstmals seine kommende Handheldkonsole vorgestellt, die Spiele, Filme und Fotos in stereoskopischem 3D ohne Brille anzeigen kann. Wir haben sie ausprobiert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 124 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Äußerlich ähnelt die 3DS der DSi-Konsole. Neu hinzugekommen sind das analoge Pad links und zwei Kameralinsen im Deckel (nicht zu sehen). Der obere Bildschirm hat eine Diagonale von 3,5 Zoll. Die Innenkamera ist vom Mittelscharnier nach oben, über das 3D-Display gewandert.

(Bild: Nintendo)

Nintendo hat auf der Spielemesse E3 in Los Angeles seine nächste Handheldkonsole vorgestellt. Die Nintendo 3DS kann erstmals stereoskopische 3D-Spiele, -Fotos und -Filme ohne Brille auf einem Handheld-Gerät anzeigen. Möglich macht es ein autostereoskopisches Display mit 3,53-Zoll-Diagonale mit einer Auflösung von 800 × 240 Pixeln (400 × 240 für jedes Auge) auf der oberen Hälfte. Der 3D-Eindruck lässt sich über einen Slider stufenlos ein- oder sogar abstellen. Erste Reaktionen auf der Pressekonferenz lobten die detaillierte, klare Darstellung des Bildschirms, der wahrscheinlich von Sharp stammt und in ähnlicher Form künftig in vielen Mobiltelefonen anzutreffen sein wird.

Der 3-Zoll-Touch-Screen mit 320 × 240 Pixeln auf der unteren Hälfte bleibt im klassischen 2D, weil 3D und Touch sich nicht vertragen, erklärte Nintendo-Chef Saturo Iwata. Die Konsole erweitert die Steuermöglichkeiten um ein analoges Pad, einen Beschleunigungssensor und ein Gyroskop. Mit diesen soll beispielsweise in Ego-Shootern der zweite Analogstick für die Kamerasteuerung ersetzt werden. Neben der Innenkamera sind auf der Rückseite des Geräts zwei Kameralinsen für stereoskopische Fotos eingelassen, sodass die Konsole auch als 3D-Kamera funktioniert. Jede der drei Kameras arbeitet mit einer Auflösung von 640 × 480 Bildpunkten. Nintendo will auch erstmals mit Hollywood-Studios zusammenarbeiten, die stereoskopische 3D-Versionen ihrer Animationsfilme für die 3DS veröffentlichen. Zu den Partnern gehören Disney, Warner und Dreamworks.

Nintendo hat ebenfalls die WiFi-Anbindung der Handheldkonsole ausgebaut. Sie soll über WLAN mit dem Internet und über 2,4 GHz mit anderen 3DS-Konsolen Daten (zum Beispiel Online-Ranglisten) im Hintergrund austauschen, ohne dass der Spieler dies mitbekommt. Die Übertragung wird nicht unterbrochen, wenn ein Spiel gestartet wird. Zu den ersten 3DS-Spielen sollen „Kid Icarus Uprising“, „3D Nintendogs & Cats“ sowie zahlreiche 3rd-Party-Spiele anderer Publisher gehören, darunter ein Metal-Gear-Solid-Titel von Konami. Auf den vorbespielten Speicherkarten können die Spiele nun bis zu 2 GByte groß werden, sodass genügend Platz für aufwendige Rendersequenzen und Tonspuren vorhanden ist.

Nintendo gab weder einen genauen Starttermin noch einen Preis bekannt. Allerdings wolle man 3D "zu den Massen" bringen, was Luxus-Preise oberhalb 200 Euro unwahrscheinlich erscheinen lässt. Die 3DS soll noch in diesem Geschäftsjahr, das am 31. März endet, auf den Markt kommen und abwärtskompatibel zu den DS- und DSi-Konsolen bleiben.

Update: Direkt nach der Pressekonferenz hatte unser US-Korrespondent Erich Bonnert die Möglichkeit, die 3DS-Konsole auszuprobieren:

Die neue Mobilkonsole sieht mit ihrem spiegelnden Gehäuse edel aus, ist aber wegen der glatten Oberfläche nicht so griffig wie das alte Modell. Das Display ist hell und brilliant. Nintendo betonte, dass die Vorführgeräte Prototypen seien; das endgültige Design könnte noch leicht modifiziert werden. Mit einem Schieber an der rechten Seite wird der 3D-Effekt geregelt. Bei größter Tiefendarstellung verschwimmt das Bild leicht und die Darstellung wirkt etwas verpixelt. Aufgrund der abnehmenden Schärfe sind Details bei voller 3D-Einstellung schwerer zu erkennen, bei halber Tiefe wirken viele Szenen angenehmer. Wirkungsvoll sind Aufnahmen aus der Vogelperspektive – Nintendo zeigte ein Spiel namens Rocketman, in dem der Avatar mit Düsenrucksack durch die Luft düst, um Ballons abzuschießen. Ein neues analoges Pad – dem der PSP sehr ähnlich – erwies sich für die Navigation als etwas gewöhnungsbedürftig, weil es sehr empfindlich reagierte. Auch der Antrieb des Raketenmannes per gedrücktem A-Knopf war nicht ganz intuitiv und ließ Raum zum Experimentieren. Die zweite Standdemonstration war eine 3DS-Version von Metal Gear Solid. Im Trailermodus ließ sich aber lediglich die Kamera bewegen. Auch bei den Spielen verwies Nintendo auf den Prototypenstatus. Spiele mit Funktionen für den Bewegungssensor und das Gyroskop der 3DS waren nicht zu sehen.

Mit der stereoskopischen Kamera konnte man bereits erste Fotos schießen. Die Bilder erreichen in etwa die Qualität von Handy-Fotos mit brauchbarem Tiefeneffekt. Die stereoskopische 3D-Kamera ist jedoch eher als ein nettes Gimmick als ein ernst zu nehmender Fotoaparat gedacht. Einen guten Eindruck hinterließen derweil die Ausschnitte aus dem Film "How to train your Dragon" auf dem autostereoskopischen Display, das durchaus für zum Betrachten längerer 3D-Filme unterwegs taugt. (Erich Bonnert) (hag)