Telekom: Neue Konzernstruktur für stärkere Kundenorientierung

Mit neuen Geschäftseinheiten, mehr Transparenz und einer stärkeren Kundenorientierung will die Telekom ab 2005 im Markt auftreten.

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  • dpa

Mit neuen Geschäftseinheiten, mehr Transparenz und einer stärkeren Kundenorientierung will die Telekom ab 2005 im Markt auftreten. Bei einem Vorstandstreffen wurde die Ausrichtung des größten europäischen Telekommunikationskonzerns auf die drei strategischen Wachstumsfelder Mobilfunk, Breitband/Festnetz sowie Geschäftskunden beschlossen und konkretisiert. Das sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch in Bonn und bestätigte damit teilweise einen Bericht des Düsseldorfer Handelsblatts.

Über den Konzernumbau war in den vergangenen Wochen heftig spekuliert worden. Vorstandschef Kai-Uwe Ricke hatte die bevorstehende Ausrichtung auf die genannten drei Wachstumsfelder mehrfach angekündigt -- zuletzt bei der Hauptversammlung Mitte Mai in Köln: Wir "werden evolutionär agieren, zunächst unsere Prozesse weiterentwickeln und unser operatives Geschäft nicht durch radikale Umorganisation gefährden".

Hintergrund für die Neuausrichtung sind zunehmende Rivalitäten zwischen den vier Konzernsparten und der fehlende Blick dieser Divisionen für das gesamte Unternehmen. Vor allem zwischen der Festnetzgesellschaft T-Com und T-Systems kam es bei Geschäftskunden zu Überschneidungen. Das unkoordinierte Agieren der Sparten, das auch zur Abkehr von Kunden führte, soll jetzt beseitigt werden. Wie Konzernsprecher Stephan Broszio erläuterte, werden unter der Sparte Geschäftskunden künftig die Einheiten T-Systems und der Flächenvertrieb Deutschland gebündelt. T-Systems wird sich dabei um die rund 60 multinationalen Großkunden wie Siemens oder DaimlerChrysler kümmern. Alle anderen großen und mittelständischen Unternehmen, um die sich zum Teil bislang auch T-Com gekümmert hatte, sollen in der Einheit Flächenvertrieb zusammengefasst werden.

Telekom-Analyst Ralf Hallman von der Bankgesellschaft Berlin begrüßte vor allem die Neuordnung im Geschäftskundensegment. Bislang hätten sich T-Systems und T-Com gegenseitig Kunden abgejagt. "Die Strukturveränderung ist leicht und zügig umzusetzen", betonte er.

Neue Zuordnungen wird es auch im Bereich Breitband/Festnetz geben. Neben der Festnetzsparte T-Com gehört die Internet-Tochter T-Online als zweite Bereichseinheit zu dieser Sparte. Hierunter fallen alle Privatkunden der T-Com, die zum Teil identisch sind mit den Kunden von T-Online, sowie kleine Geschäftskunden mit jährlichen Telekommunikationsleistungen bis 10.000 Euro. Die umsatzstärkste Sparte der Telekom ist außerdem zuständig für das gesamte Großhandelsgeschäft mit den Wettbewerbern. Der Bereich Mobilfunk bleibt unverändert.

In Branchenkreisen gibt die Anpassung der Strukturen erneut Spekulationen Nahrung, die Telekom könnte T-Online von der Börse nehmen. Dies hatte Ricke vor wenigen Wochen allerdings noch klar dementiert. Mittelfristig kann ein solcher Schritt aber nicht ausgeschlossen werden. Der Chef von France Telecom, Thierry Breton, hatte vor wenigen Monaten im Zuge eines Konzernumbaus die Internet-Tochter Wanadoo von der Börse genommen und mit der Festnetztochter verschmolzen.

Unterdessen wies die Telekom die Darstellung des "Handelsblatts" zurück, dass mit den neuen Struktur der Holdingvorstand verkleinert wird. Über Personalien sei nicht gesprochen worden, hieß es. Nach Angaben der Wirtschaftszeitung sollen neben Ricke, Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick und Personalvorstand Heinz Klinkhammer künftig nur noch drei weitere Topmanager in dem Führungsgremium vertreten sein. (dpa) / (jk)