Vor Verbot: China prüft angeblich Verkauf von TikToks US-Geschäft an Elon Musk

Vor zwei Jahren hat Elon Musk mit Twitter ein einflussreiches soziales Netzwerk gekauft. Die Bilanz ist gemischt. Möglicherweise könnte bald das nächste folgen.

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TikTok-Logo auf einem Smartphone, im Hintergrund die Flaggen der USA und Chinas

(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

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Kurz vor dem immer wahrscheinlicher werdenden Verbot von TikTok in den USA wurde in chinesischen Regierungskreisen angeblich auch darüber diskutiert, das US-Geschäft der Videoplattform an Elon Musk zu verkaufen. Das berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf anonyme Personen, die von den vertraulichen Gesprächen Kenntnis hätten. Der Betreiber von TikTok hat den Bericht bereits als "reine Fiktion" zurückgewiesen, laut Bloomberg muss man bei ByteDance aber nicht zwangsläufig Kenntnis davon haben. Chinas Führung müsste einem Deal zustimmen und hat deswegen enormen Einfluss. Das Schicksal von TikTok in den USA könnte nicht mehr in den Händen von ByteDance liegen, schreibt Bloomberg.

Laut dem Bericht ist der Verkauf an Musk, der mit X bereits ein einflussreiches soziales Netzwerk besitzt, nur eine von mehreren Optionen, die in China diskutiert werden. Weil der Multimilliardär zuletzt zu einem der engsten Vertrauten des nächsten US-Präsidenten Donald Trump geworden ist, habe die "einen gewissen Reiz". Auf andere geht Bloomberg aber nicht ein. Überlegt wurde demnach, dass X die Kontrolle über TikTok in den USA übernimmt und für beide Geschäfte verantwortlich sein könnte. Für den Kurznachrichtendienst wäre das interessant, weil damit verloren gegangene Werbekundschaft zurückgeholt werden könnte. Auch Musks KI-Firma xAI könnte von dem immensen Datenschatz TikToks profitieren.

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Während ByteDance den Bericht gegenüber dem US-Magazin Variety bereits energisch dementiert hat, haben sich weder Musk selbst noch die chinesische Führung dazu geäußert. Laut Bloomberg wird der Wert des US-Geschäfts von TikTok auf 40 bis 50 Milliarden US-Dollar geschätzt, und auch wenn Musk auf dem Papier über deutlich mehr Geld verfügt, ist unklar, ob und wie er die Mittel tatsächlich auftreiben könnte. Der Großteil seines Vermögens ist in Aktien seines Elektroautokonzerns Tesla nicht direkt verfügbar. In dem Bericht heißt es noch, dass viele Angestellte von ByteDance in China Musk positiv sehen. Er gelte als erfolgreicher Geschäftsmann, der Erfahrung mit der chinesischen Führung habe.

Für ByteDance und TikTok wird derweil die Zeit knapp. Ein geltendes Gesetz setzt dem chinesischen Konzern eine Frist bis zum 19. Januar, um sich von dem US-Geschäft zu trennen. Andernfalls droht an diesem Tag das Aus für die App in den USA. TikTok weist die Vorwürfe zurück, die der Vorgabe zugrunde liegen, zuletzt hat sich aber abgezeichnet, dass der Oberste Gerichtshof der USA dem wohl nicht folgen wird. Weil ByteDance seine Zentrale in Peking hat, hat die dortige Regierung ein entscheidendes Mitspracherecht bei einem möglichen Verkauf, denn sie muss ihre Zustimmung zur Weitergabe des Algorithmus geben, der für TikTok zentral ist und dort entwickelt wurde.

(mho)