Leistung schlägt Umwelt: Nur jeder vierte Betrieb prüft Energieverbrauch von KI

Die Leistung von KI-Tools ist für Unternehmen wichtiger als deren Umweltfolgen. Indes erwarten viele Firmen wegen KI einen Emissionsanstieg von 85 Prozent.

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(Bild: heise online / anw)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

27 Prozent der Unternehmen prüfen den Stromverbrauch eines KI-Modells, bevor sie eine Auswahl treffen. Für mehr als die Hälfte der Firmen ist bei künstlicher Intelligenz die Leistung wichtiger als die Messung von Umweltauswirkungen. Das geht aus einer Studie des IT-Beratungsunternehmens Capgemini hervor. Gleichzeitig gehen 48 Prozent der Führungskräfte davon aus, dass KI die Treibhausemissionen ihres Unternehmens erhöht hat. Firmen, die ihre Umweltauswirkungen messen, erwarten in den kommenden zwei Jahren einen Anstieg von 85 Prozent.

Unternehmen setzen bei der Wahl von KI-Modellen vor allem auf Leistung. Mehr als drei Viertel zählen sie zu ihren wichtigsten fünf Auswahlkriterien, knapp vor der Skalierbarkeit. Ebenfalls wichtig sind den Firmen Cybersicherheit, Kosten und Effizienz, die mehr als die Hälfte von ihnen in die Top 5 einstufen. Bei den ökologischen Auswirkungen sind es hingegen nur 20 Prozent. Dem gegenüber sind sich 38 Prozent der befragten Führungskräfte der Umweltfolgen des KI-Einsatzes bewusst.

Bislang mussten 42 Prozent der Entscheidungsträger die Umweltziele in ihren Unternehmen noch einmal überdenken. Dennoch prüft derzeit nur etwa jedes zehnte Unternehmen die Umweltauswirkungen durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz. Allerdings geben mehr als 80 Prozent der Führungskräfte an, solche Untersuchungen künftig vornehmen zu wollen. Etwa die Hälfte von ihnen plant dies in den kommenden 12 Monaten, die andere Hälfte rechnet mit 24 Monaten bis zur Einführung der Prüfungen.

Drei von vier Befragten verweisen auf die fehlende Transparenz von KI-Herstellern in Bezug auf die ökologischen Konsequenzen. Zwei Drittel sehen sich aber auch selbst in der Verantwortung und erkennen ein fehlendes Bewusstsein in der Führungsebene. Außerdem geben sie zu bedenken, dass es schwierig sei, die Umweltfolgen zu messen. Ein Emissionsrechner für KI-Modelle könnte ihnen dabei helfen. Trotzdem plant ein Drittel der Unternehmen bereits, Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den KI-Lebenszyklus zu integrieren. Die Hälfte setzt bewusst auf kleinere Sprachmodelle und erneuerbare Energien oder plant dies im kommenden Jahr.

Im Vergleich zu einer herkömmlichen Google-Suche ist der Stromverbrauch von Anfragen in ChatGPT 4 um das Zehnfache höher. Für das Training des Sprachmodells benötigte OpenAI laut der Capgemini-Studie zwischen 51 und 62 Gigawattstunden an elektrischer Energie. Im Fall von Googles Machine-Learning-Programm beziffern die Autoren das Verhältnis mit 60 Prozent Verbrauch für Inferenz und 40 Prozent für das Training der KI.

Mit Verweis auf Zahlen der International Energy Agency erwarten die Forscher, dass sich der weltweite Strombedarf zum Betrieb von Rechenzentren von 460 Terawattstunden im Jahr 2022 bis zum kommenden Jahr auf etwa 1000 Terawattstunden mehr als verdoppeln wird. Der Wasserverbrauch für IT-Infrastruktur des Data Center Valley im amerikanischen Bundesstaat Virginia sei zwischen 2019 und 2023 um 69 Prozent angestiegen. Für 40 bis 100 Anfragen werde etwa ein Liter Wasser zur Kühlung benötigt.

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Für die Studie befragte Capgemini 2000 Führungskräfte aus Unternehmen in 15 Ländern, die einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar aufweisen und künstliche Intelligenz einsetzen. Die Autoren wählten Führungskräfte aus Direktorenebene und darüber, die in den Bereichen Technologie, Innovation oder in Unternehmensfunktionen wie Finanzen, Vertrieb oder Marketing tätig sind.

(sfe)