Microsoft, Google & Co.: KI-Kooperationen von Cloud-Anbietern im Fokus der FTC
Milliarden-Investition lassen die US-Handelsaufsicht befürchten, dass die Tech-Riesen ihre Dominanz auf den KI-Markt ausdehnen könnten.
(Bild: Camilo Concha / Shutterstock.com)
Die US-Handelsaufsicht FTC (Federal Trade Commission) ist besorgt über Kooperationen zwischen großen Cloud-Anbietern und führenden Entwicklern von generativer Künstlicher Intelligenz (KI). Sie hat dabei vor allem Microsofts Investition von 13 Milliarden US-Dollar in OpenAI im Blick sowie die Zusammenarbeit zwischen Google und Anthropic. Die beiden letzteren konkurrieren eigentlich mit ihren Modellen Gemini und Claude miteinander, sind zugleich aber strategische Partner. Die FTC sieht in diesen Fällen ein erhöhtes Risiko, dass die jüngeren KI-Schmieden in naher Zukunft vollständig von den Technologie-Giganten aufgekauft oder anderweitig übernommen werden könnten. Auch das milliardenschwere Investment vom Cloud-Markt-Führer Amazon in Anthropic beäugt die Behörde skeptisch.
Der einschlägige, am Freitag veröffentlichte Bericht der Kartellwächter "wirft ein Licht auf die Frage, wie Partnerschaften zwischen großen Technologieunternehmen zu Lock-ins führen", erklärte FTC-Chefin Lina Khan. Anderen Startups könnten durch solche Kooperationen wichtige Ergebnisse der KI-Forschung vorenthalten werden, was den Wettbewerb aushöhlen dürfte. Immer mehr Unternehmen setzten auf generative KI, führte Khan aus. Regulierer und politische Entscheidungsträger müssten daher wachsam bleiben, um Geschäftsstrategien abzuwehren, "die offene Märkte, Chancen und Innovationen untergraben".
Die Autoren des Berichts beleuchten Aspekte der Struktur der Partnerschaften zwischen Cloud-Providern und KI-Entwicklern. Dabei gehen sie etwa auf die Eigenkapital- und Umsatzbeteiligungsrechte sowie bestimmte Beratungs-, Kontroll- und Exklusivitätsrechte ein, die Microsoft & Co. im Rahmen ihrer Finanzierungen erhalten. Übel auf stoßen den Wettbewerbshütern etwa Verpflichtungen, die von OpenAI und Anthropic verlangen, einen großen Teil der Investitionen ihres Partners für deren Cloud-Dienste auszugeben. Teil der Deals seien auch Zugriffe "auf große Mengen an Computerressourcen zu ermäßigten Preisen", auf Immaterialgüterrechte rund um die modernsten KI-Modelle sowie auf bestimmte Finanz- und Trainingsdaten. Dazu kämen Möglichkeiten zur Erweiterung aktueller Produkte – etwa die Integration von KI-Anwendungen in Cloud-Offerten oder andere Lösungen.
Auch EU-Kartellwächter haben Fragen
Ferner sieht die FTC im Rahmen der Kooperationen etwa deren Fähigkeit kritisch, den Zugang zu Computerressourcen und hochqualifizierten Arbeitskräften auf eine Weise zu beeinflussen, die den Wettbewerb massiv beeinträchtigen könnte. Sie moniert auch das Potenzial der Deals, die vertraglichen und technischen Wechselkosten für KI-Entwicklerpartner zu erhöhen. Dies würde es OpenAI und Anthropic erschweren, sich andere Cloud-Dienstleister zu suchen. Was die in der nächsten Woche antretende neue Führung der FTC unter der zweiten Trump-Regierung mit den Ergebnissen macht, ist offen.
Videos by heise
Die frühere EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager meinte im Sommer, Microsofts Investitionen in OpenAI seien noch kein Fall für eine Überprüfung nach den Fusionskontrollregeln. Man wolle beiden Unternehmen aber nach den Kartellvorschriften Fragen stellen, "um zu verstehen, ob bestimmte Exklusivadelsklauseln negative Auswirkungen auf Konkurrenten haben könnten". Die EU-Exekutive wolle auch die Auswirkungen der Vereinbarung zwischen Google und Samsung, Gemini Nano auf bestimmten Samsung-Geräten vorzuinstallieren, unter die Lupe nehmen. Es bestehe die Gefahr, dass Tech-Riesen es kleineren Entwicklern von KI-Modellen schwer machen könnten, "die Endverbraucher zu erreichen".
(nen)