Trumps Memecoin: Von Krypto-Scams kaum noch zu unterscheiden

Die Trumps führen ihre eigenen Coins ein – und halb Amerika dreht durch. Eine fragwürdige und gefährliche Entwicklung, meint Mark Mantel.

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Donald Trump gehend und klatschend; im Hintergrund eine enorme US-Fahne, dahinter rostbraune Container

(Bild: WeiĂźes Haus)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Ankündigungen von Donald und Melania Trump zu ihren Kryptowährungen lesen sich wie astreine Betrugsmaschen von gehackten Social-Media-Accounts. "Mein NEUES offizielles Trump-Meme ist hier. […] HOLEN SIE SICH IHR $TRUMP JETZT."

Hacks mit ähnlichen Texten passierten bereits unzählige Male mit größeren Twitter-Accounts. Bloß sind Donalds und Melanias Social-Media-Teams nicht die Account-Daten abhandengekommen. Vielmehr bewerben sie wirklich ihre eigenen Meme-Kryptowährungen. Diese Coins haben keinen Nutzen, außer dass Fans in einen Personenkult investieren können.

Ein Kommentar von Mark Mantel
Ein Kommentar von Mark Mantel

Mark Mantel ist seit 2019 Redakteur bei heise online und c't. Er kümmert sich hauptsächlich um die Online-Berichterstattung rund um PC-Hardware.

Trump & Co. legitimieren damit diese Art von Posts – sie stellen keinen eindeutigen Hinweis mehr auf einen Hack dar. Leichtgläubige Menschen lassen sich so noch leichter hinters Licht führen.

Parallelen zu Krypto-Scams gibt es bei den Trump-Coins allemal. Sowohl "$TRUMP" als auch "$MELANIA" starteten ĂĽber eine dezentralisierte Handelsplattform (DEX). Auf Grundlage bestehender Blockchains wie Solana oder Ethereum kann jeder Hans und Franz seinen eigenen Coin beziehungsweise Token auflegen. DafĂĽr gibt es sogar Dienste, die die meiste Arbeit abnehmen. Mit einer halben Stunde Zeitaufwand fĂĽr ein paar hĂĽbsche Banner und einer fix zusammengebastelten Webseite ist man schon dabei.

Im Prozess bestimmt man ein Handelspaar – hier etwa TRUMP—USDC (US-Dollar Coin im Wert eines echten US-Dollars) – und wirft ein bisschen Geld in einen Liquiditäts-Pool. Mithilfe dieses Pools können Interessierte dann den erschaffenen Coin kaufen. So steigt auch der Pool-Wert für den Herausgeber.

Bei einem typischen Scam ziehen die Betrüger häufig schlagartig all ihre Geldmittel aus dem Liquiditäts-Pool, womit das Handelspaar wertlos wird.

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Bei einer zweiten Methode kauft der Herausgeber nach der Einführung Coins, mit dem Ziel, sie nach einer Wertsteigerung wiederzuverkaufen, ohne den Kurs komplett zu crashen. Hier zeigen sich bei den Trump-Coins Auffälligkeiten.

In der ersten Minute nach Donald Trumps Truth-Social-Post zur eigenen Kryptowährung gab es zwei Transaktionen. Jemand kaufte direkt für knapp 1,1 Millionen US-Dollar 5.971.750,5 TRUMP. Der Stückpreis lag bei etwa 18,4 US-Cent. Der Käufer muss Accounts und Wallets entsprechend vorbereitet haben, damit die Transaktion so schnell klappt. In wenigen Stunden winkten bei Kursen von 50 US-Dollar und mehr Hunderte Millionen US-Dollar Gewinn.

Dasselbe Wallet ĂĽberwies am Wochenende USDC zu einem anderen Wallet, das zwei Minuten vor der AnkĂĽndigung Melania Trumps Coin kaufte. Zwar "nur" fĂĽr 40.000 US-Dollar, aber immer noch mit einem Millionengewinn.

So könnten Insider Geld mit den Währungen gescheffelt haben, obwohl die Trump-Teams einen Großteil der Coins hinter einer Schranke verwahren und erst ab April Zugriff erhalten.

Wenn man es nicht besser wüsste, hat das Ganze etwas von einem Krypto-Scam auf Steroiden. Trump genießt Präsidentenstatus und hat viele Anhänger, um seine Projekte zu bewerben. Der Präsidentenstatus dürfte auch der Grund sein, warum zentralisierte Börsen wie Binance und Coinbase die Coins schnell listen – und den Kurs damit noch weiter anheizen.

Ein dritter Coin verdeutlicht derweil, wie die neue Realität in der Kryptowelt aussieht: Der Mitgründer von "Students for Trump", Ryan Fournier, schuf den inoffiziellen "Offiziellen Tiktok Coin", bewarb ihn über X und verkaufte zügig nach Start alles für einen Gewinn von knapp einer Million US-Dollar. Auf X gibt er anderen die Schuld.

Mehr denn je gilt: Bei Investitionen ist Vorsicht geboten. Niemand verdient blindes Vertrauen, vor allem nicht dann, wenn eine Kryptowährung beworben wird.

(mma)