Chipkartenprojekt an der TU Berlin gestoppt

Das Kuratorium der TU Berlin hat die Einstellung des umstrittenen Campuskartenprojekts an der TU Berlin empfohlen.

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Von
  • Angela Meyer

Das Kuratorium der TU Berlin hat die Einstellung des umstrittenen Campuskartenprojekts an der TU Berlin empfohlen. Die in diesem Sommersemester begonnene Einführung einer multifunktionalen Chipkarte als elektronischen Studierenden- und Dienstausweis an der TU Berlin hat sich als wirtschaftlich und rechtlich so problematisch erwiesen, dass das für die Haushaltskontrolle verantwortliche Kuratorium die Notbremse gezogen hat, erklärte Lisa Paus, hochschulpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus und Mitglied im Kuratorium der TU Berlin, gegenüber heise online.

Seit 1999 seien bereits drei Millionen Euro in das Projekt geflossen, davon zur Hälfte Haushaltsmittel der TU, zur Hälfte Mittel des ehemaligen Projektpartners Motorola sowie aus einem Förderprogramm der Senatsverwaltung Wirtschaft und Arbeit. Und dies, ohne dass es bislang Anwendungen oder über die Chipkarte nutzbare Dienste gebe, kritisierte Paus die bisherige Umsetzung. Die TU Berlin habe nun endlich nach langem Weigern eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorgelegt, wonach sich trotz sehr optimistischer Ansätze eine Amortisation des Projektes frühestens im Jahre 2025 ergebe -- wobei notwendige Ersatzinvestitionen noch nicht berücksichtigt seien.

Auch technisch weise die Karte gravierende Mängel auf: So fehle eine dem Signaturgesetz entsprechende Implementierung einer digitalen Signatur, sodass die Hochschule laut Rechtsgutachten bei juristischen Streitigkeiten beispielsweise zu Prüfungsanmeldungen oder Rückmeldungen im Zweifel das Nachsehen hätte. Dass Projekte zur Einführung von Chipkarten an Hochschulen auch eine Signaturgesetz-konforme Signaturfunktion vorsehen sollten, hatte die Hochschulrektorenkonferenz bereits im Jahre 2000 empfohlen.

Eigentlich sollte die Einführung der Karte auch als Referenzprojekt dienen, um die Karte auch anderen Hochschulen anbieten zu können. Jetzt bleibt der Hochschule nur noch, bis zur nächsten Sitzung im September ein Konzept für eine "qualifizierte Beendigung" des Projekts vorzulegen, sagte Paus. (anm)