Wie KI dabei hilft, zu trauern – und wann sie schadet
Im Digitalen endet das Leben nicht mehr zwingend mit dem Tod. QR-Codes auf Gräbern und KI-Avatare sollen beim Trauern helfen. Wir klären, was sie wirklich tun.
(Bild: Tanja Kunesch)
- Tanja Kunesch
Längst sind Menschen imitierende Roboter keine Neuheit mehr – zumindest in Film und Fernsehen. Vielleicht waren wir 2013 noch schockiert, als in einer Folge der dystopischen TV-Serie "Black Mirror" die Protagonistin Martha ihren verstorbenen Freund und Vater ihrer Tochter mithilfe einer KI nachbaut, weil sie mit seinem Verlust nicht umgehen kann.
Was als ethisches Gedankenspiel begann, schleicht sich langsam in die Realität. Seit etwa einem Jahrzehnt gibt es immer wieder Berichte über verschiedene Start-ups, die ein digitales Weiterleben versprechen. "Digital Afterlife Industry" (DAI) nennt sich die Branche, die Technik benutzt, um sich mit Tod und Trauer auseinanderzusetzen. Einige Anbieter wollen Hinterbliebenen Räume zum Erinnern bieten. Andere nutzen Daten von Verstorbenen, um Avatare zu erstellen, mit denen sich Trauernde unterhalten können. Sie bieten Chats oder gar virtuelle Realitäten. Manche geben nur bekannte Textschnipsel wieder, andere nutzen künstliche Intelligenz, um den Verstorbenen so glaubwürdig wie möglich zu imitieren.
- Die verschiedenen Anwendungen der "Digital Afterlife Industry" ändern schon jetzt, wie wir trauern.
- Trotz ihres hilfreichen Potenzials verweist ein Soziologe auf die Risiken dieser Anwendungen: Die Suggestivkraft der Avatare könnte zum Realitätsverlust führen.
- Digitale Vernetzung kann helfen, mit einem Verlust umzugehen. Stattdessen mit einem Bot zu chatten, birgt Gefahren.
Und wieso auch nicht? Wer würde nicht gerne noch einmal mit einem geliebten Menschen sprechen, den er oder sie verloren hat? Oder enden Versuche, mithilfe einer Maschine der Trauer zu entkommen, zwangsläufig wie bei Martha – unfähig, mit der Vergangenheit abzuschließen? Unter anderem mit diesen Fragen befasst sich Matthias Meitzler seit Jahren. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Tübingen, studierter Soziologe und Psychoanalytiker. Besonders intensiv hat sich Meitzler mit Technikphilosophie auseinandergesetzt. Unter anderem hat er untersucht, welche technischen Anwendungen es für Tod und Trauer gibt und was sie für Auswirkungen auf die Trauerkultur in der Gesellschaft haben: Wann können sie Menschen bei ihrer Trauer helfen, und wann schaden sie?
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