EU-Cloudverband Cispe: Microsoft tritt seinen ehemaligen Kritikern bei
2022 hatte der europäische Cloudanbieter-Verband CISPE noch EU-Beschwerde gegen Microsoft eingelegt. Jetzt begrüßt man den Software-Riesen als Mitglied.
(Bild: Volodymyr Kyrylyuk/Shutterstock.com)
Der Branchenverband Cloud Infrastructure Service Providers in Europe (CISPE) hat ein neues Mitglied: den US-Software- und Cloudriesen Microsoft. Die Zeiten, in denen CISPE Microsoft unfaire Geschäftspraktiken vorwarf und Wettbewerbs-Beschwerde bei der EU-Kommission einlegte, dürften damit wohl vorbei sein. Microsoft trete dem Verband als ein nicht stimmberechtigtes Fördermitglied bei, teilte CISPE mit.
Wie der Verband ausführte, können solche Mitglieder nicht zum Vorstand gehören und damit auch nicht die Politik oder Ausrichtung des Cloudanbieter-Bündnisses beeinflussen. Ohnehin müssten 75 Prozent des Vorstands und der Mitglieder aus europäischen Unternehmen bestehen.
AWS wurde ĂĽberstimmt
Bislang war AWS das einzige nicht-europäische Mitglied. Wie The Register unter Berufung auf Insider schreibt, soll Amazons Cloud-Tochter auch gegen die Aufnahme von Microsoft in den Verband gewesen sein, wurde allerdings überstimmt. Abgesehen von AWS gehören rund 40 europäische Cloudfirmen wie etwa Leaseweb zu CISPE.
Erst im Juli hatte CISPE seine Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft bei der EU-Kommission zurückgenommen. Der US-amerikanische Konzern sei den Cloud-Anbietern entgegengekommen und habe einige Änderungen an den Vertragsklauseln für seine Cloud-Dienste vorgenommen, begründete der Verband den Rückzieher. Ebenfalls erstattete Microsoft die Kosten für Rechtsstreitigkeiten und für "Kampagnen für faire Softwarelizenzen", Berichten nach rund 20 Millionen Euro. Kurz darauf ließ auch der französische Cloud-Dienstleister OVHcloud seine bei der EU-Kommission eingelegte Beschwerde fallen.
Wollte Google Einfluss nehmen?
Im Dezember kam dann auch noch heraus, dass Microsofts Cloud-Konkurrent Google wohl den Verband dazu bewegen wollte, an der Beschwerde festzuhalten – mit millionenschweren finanziellen Anreizen. Unter anderem soll Amit Zavery, damaliger Hauptgeschäftsführer von Google Cloud, CISPE-Mitgliedern einen Innovationsfonds in Höhe von 4 Millionen Euro angeboten haben. Google bestritt aber einen Zusammenhang zwischen den Offerten und der CISPE-Beschwerde.
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Auch Google soll eine Mitgliedschaft bei CISPE erwogen haben. Beigetreten ist der Konzern bereits der Open Cloud Coalition (OCC), der vor allem kleinere britische Betreiber angehören. Microsoft bezeichnete die OCC wiederum als Lobby-U-Boot von Google.
(axk)