410-Megapixel-Sensor und 600-Euro-Teddybär – die Fotonews der Woche 4/2025
Canon setzt einen Auflösungsrekord für 35-Millimeter-Sensoren, aber wohl nicht für Systemkameras, und Leica vertreibt teure Fanartikel für ein Jubiläum.
(Bild: Leica, Montage: Heise)
Bei manch einer vermeintlich bahnbrechenden Neuerung, gerade in der Fotobranche, gilt es, genauer hinzusehen. So auch in dieser Woche beim ersten Vollbild-Sensor mit 410 Megapixeln Auflösung. Dessen 35-Millimeter-Format sollte sich doch auch für eine Systemkamera eignen? Ja, aber…
Schon im ersten Absatz seiner Mitteilung zu dem beeindruckenden Halbleiter macht Canon klar, dass der Sensor für Überwachung, Medizin und industrielle Anwendungen gedacht ist. Nix mit Auflösungsrekord in einer EOS, mehr noch als bei manchem Mittelformat. Blickt man allein auf das erste durch den Hersteller genannte Einsatzfeld, so ergibt das viel Sinn: Können bisher nur die fiktiven Techniker in mancher Fernsehserie scheinbar unbegrenzt in ein Überwachungsvideo hineinzoomen und dabei noch kleinste Details erkennen, so könnte das näher an die Realität rücken. Ganze 24.592 × 16.704 Pixel bietet der noch namenlose Sensor.
Ein Dutzend Mal 8K-Auflösung
Das ist knapp das 6,5-fache von 4K-Auflösung und ein winziges bisschen mehr als das Dreifache von 8K, jeweils auf die Bildbreite umgerechnet. Und auf die Gesamtzahl der Pixel bezogen sind wir da bei gut dem zwölffachen eines 8K-TV-Bildes in 16:9 (7680 × 4320 Pixel). Wenn die Optik vor dem Sensor da mitmacht, dürfte der Detailreichtum tatsächlich enorm sein. Nicht nur für Überwachung, auch für medizinische Aufnahmen könnte das schnell relevant werden: Nur eine Aufnahme – ohne für Patienten vielleicht beängstigende Geräte mit Hautkontakt und vielen Scans – und noch genauere Abbildungen eines Augenhintergrundes sind denkbar. Canon muss hier keinen Markt erobern, das Unternehmen hat bereits eine etablierte Medizinsparte.
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Dennoch spielt auch bei dem neuen CMOS-Sensor Video eine Rolle, bei voller 410-Megapixel-Auflösung soll der Baustein immerhin 8 fps schaffen – wichtig wiederum für Überwachung. Schaltet man per Pixel-Binning je vier Bildpunkte zusammen, sind schon kinotaugliche 24 fps möglich, dann mit 100 Megapixeln und erhöhter Helligkeit durch die Kombination der ausgelesenen Werte. Aber ob daraus jemals eine Kamera für künstlerische Anwendung wird, ist noch völlig unklar. Einziges Indiz dafür ist bisher, dass Canon den Formfaktor von 35 Millimetern so hervorhebt. Etwas mehr Klarheit könnte die Konferenz SPIE Photonics West in San Francisco bringen, wo Canon den Sensor in der kommenden Woche vorstellen will.
Leicas Schnauzbart-Teddy für betuchte Sammler
Natürlich ist auch der Preis des neuen Sensors noch nicht bekannt, anders als bei den neuen Teddybären von Leica, die kosten 600 Euro. Gut, neben Leica steht auch noch Steiff als zweite Nobelmarke drauf, und gedacht sind "Elsie" und "Ernst" natürlich nur als Sammelobjekte. Nur je 500 Stück davon gibt es. Gefeiert wird mit den Sondereditionen natürlich das 100-jährige Jubiläum der Leica 1. Benannt sind die nicht zum Kuscheln vorgesehenen Tiere nach Ernst Leitz II und dessen Tochter Elsie Kühn-Leitz. Jener Ernst Leitz führte das Unternehmen Leitz 1925, als die Leica 1 auf den Markt kam. Beide 28 Zentimeter großen Teddys sind nur über Leica- und Steiff-Stores erhältlich, und zwar noch im Januar 2025.
Im darauffolgenden Mai gibt es dann den etwas kleineren "Cuddle", zu Deutsch: Knuddeln, den man für vergleichsweise geringe 125 Euro wohl auch mal den Kindern geben will. Wenn man vorher die Leica aus Stoff entfernt. Elsie und Ernst haben aufwendigere Modelle der Leica 1 umgehängt. Nur zum Vergleich: Rein zum Kuscheln vorgesehene 28-Zentimeter-Bärchen von Steiff gibt es auch vom Hersteller selbst schon ab rund 40 Euro. Auch für diesen Tarif und weniger sind einige der zahlreichen anderen Memorabilien mit dem zugegeben schicken „100“-Schriftzug von Leica zum Jubiläum zu haben. Darunter Schreibgeräte von Faber-Castell und anderes, was sich auch mit gutem Willen nur als Fanartikel bezeichnen lässt. Immerhin: Die plattesten Merch-Waren wie T-Shirts und Kaffeetassen sind nicht dabei.
600 limitierte M11
Die Sonderedition einer Kamera darf natürlich nicht fehlen: Die "Leica M11 100 Years of Leica". Preis laut UVP 9.500 Euro. Die gibt es in sechs Varianten, benannt nach Standorten von Leica: Dubai, Mailand, New York, Shanghai, Tokio und natürlich Wetzlar. Die Städtenamen sind auf die Kameras graviert, die Exemplarnummern auf den Blitzschuh, also beispielsweise 001/100. Zu jeder Stadt gibt es 100 der Sonder-M11, insgesamt also 600. Sonst unterscheidet sich diese glänzend schwarz lackierte M11 von anderen Varianten noch durch silberne Bedienelemente. Zuerst und ab sofort ist die Kamera in Dubai verfügbar, im Laufe des Jahres dann in den Ländern der anderen genannten Städte. Und natürlich nur in deren Leica-Stores.
Canon hat das Weitwinkel geschrumpft
Nicht limitiert, nützlich und trotzdem mehr als Standardware ist Canons neues 16-28-Millimeter-Zoom. Für ein solches Ultraweitwinkel mit f/2.8 ist das Objektiv mit 445 Gramm sehr leicht, und mit nur 91 Millimetern Länge im zusammengeschobenen Zustand auch recht kurz. Schon so manches 24-70-Millimeter für eine DSLR ist länger und schwerer. Und auch der Preis dafür geht im Vergleich gesehen in Ordnung: Rund 1300 Euro sind gefordert, im Februar kommt das Objektiv in den Handel. Mehr dazu verrät unsere ausführliche Meldung.
Samsungs riskante Wette namens S25
Und auch das Samsung 25 wird hier kraft der Chronistenpflicht des Kolumnisten nur kurz erwähnt, denn wie alle Smartphone-Hersteller setzt Samsung hier voll auf KI – vor allem sicherlich aus Marketinggründen. Wichtiger als die KI-Funktionen der neuen Handys ist, was sie nicht mitbringen: große Neuerungen bei der Hardware. Wie der Kollege Steffen Herget in einem Kommentar beschreibt, will Samsung die KI-Features vorwiegend für die Bedienung einsetzen. Der Knackpunkt: "Die Kundschaft muss diese von Samsung angestrebte neue Art der Bedienung auch erst einmal akzeptieren." Natürlich ist Steffens auf den Punkt gebrachte Meinung die Empfehlung für einen Must-Read zum Wochenende, einen richtigen Long Read gibt es dann beim nächsten Mal wieder.
(nie)