Erneut Unterseekabel in der Ostsee beschädigt: Verdächtiges Schiff festgesetzt
Schon wieder wurde in der Ostsee ein Datenkabel beschädigt, diesmal handelt es sich um eine Verbindung zwischen Schweden und Lettland. Es gibt einen Verdacht.
Die Beschädigung erfolgte vor Gotland
(Bild: AustralianCamera/Shutterstock.com)
- Martin Holland
- mit Material der dpa
In der Ostsee ist erneut ein Unterseekabel beschädigt worden, diesmal handelt es sich um eine Glasfaserverbindung zwischen Lettland und Schweden. Das hat der Betreiber des Kabels, das lettische Radio- und Fernsehzentrum (LVRTC) am Sonntag mitgeteilt. Die Beschädigung wurde demnach etwa 130 Kilometer vor der lettischen Küste lokalisiert, also in den Gewässern zwischen Lettland und der schwedischen Insel Gotland. Das Kabel liegt dort etwa 50 Meter tief. Die schwedische Polizei hat umgehend Ermittlungen wegen "schwerer Sabotage" aufgenommen und kooperiert mit der Küstenwache sowie der Marine des Landes. Ein verdächtiges Schiff wurde bereits festgesetzt.
"Durch externe Faktoren erheblich beschädigt"
In Lettland hat Ministerpräsidentin Evika Siliņa sich am Sonntag mit ihrem Kabinett beraten, schreibt LVRTC noch. Verhandlungen mit "einem ausländischen Unternehmen, das umfangreiche Erfahrungen" mit der Reparatur solcher Kabel hat, hätten bereits begonnen. Die Arbeiten sollen schnellstmöglich beginnen. Bis dahin könnte der Schaden teilweise für Verzögerungen im Internet sorgen, aber Endnutzer und -nutzerinnen in Lettland würden größtenteils nichts davon bemerken. Auf Basis erster Messungen geht man bei dem Rundfunk- und Fernsehzentrum davon aus, dass das Unterseekabel "durch externe Faktoren erheblich" beschädigt wurde.
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Das umgehend in der Nähe des Orts des Geschehens festgesetzte Schiff fährt laut Medienberichten unter maltesischer Flagge. Es trägt den Namen "Vezhen" und war von Russland nach Dänemark unterwegs. Bei der Untersuchung des Vorfalls, der sich in der ausschließlichen Wirtschaftszone Schwedens ereignet hat, arbeiten die beiden Staaten mit der NATO zusammen. "Die Präsenz der Alliierten in der Region ermöglicht eine zügige und koordinierte Reaktion", zitiert die Nachrichtenagentur dpa. Zuerst hatte die lettische Marine ein Patrouillenschiff zu einem Schiff entsandt, das sich in Nähe der Schadenstelle aufgehalten hat. Das hat keine keine verdächtigen Aktivitäten oder Schäden am Anker festgestellt.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat angekündigt, dass sie am Montag mit den Außenministern und Außenministerinnen der EU darüber sprechen will, wie man der zunehmenden russischen Kampagne hybrider Kriegsführung besser vorbeugen und darauf reagieren kann. Damit weist sie darauf hin, dass zuletzt mehrere solcher Vorfälle in der Ostsee aufgetreten sind. Öffentlich hieß es dazu, dass es sich um mutmaßliche Sabotageakte durch die sogenannte russische Schattenflotte gehandelt hat. Die sollen vorsätzlich Schiffsanker über den Meeresboden geschleift haben. Zuletzt hieß es aber in einem Zeitungsbericht, dass sich bei Geheimdiensten die Überzeugung durchsetzt, dass es sich trotzdem um Versehen gehandelt hat.
(mho)